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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
23.1961, Heft 1, Müllheim Baden.1961
Seite: 50
(PDF, 52 MB)
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Käferholz hinaus. General Villars wollte die Weichenden von neuem vorführen,
aber die Flüchtenden waren nicht mehr zu halten. Sie eilten den Berg hinunter nach
Weil. Mittags um 2 Uhr war das Gefecht zu Ende.

Die Verluste waren hoch; die Franzosen verloren über 3000, die Deutschen
etwa 2000 Mann. Alle umliegenden Dörfer waren mit Verwundeten und Sterbenden
erfüllt.

Die Müllheimer Vogtei erlebte danach den Abmarsch des kaiserlichen Heeres
nach Staufen. Abermals mußte sie schweren Schaden mit in Kauf nehmen.
Denn die Franzosen lagen noch in Weil. Das seit 1680 zur Festung ausgebaute
Hüningen bot ihnen einen starken Rückhalt. Dazu hatten sie die Schusterinsel stark
befestigt. Sie forderten von der Herrschaft Badenweiler 15 000 Livres Kontribution
; nach Neuenburg waren 24 000 Pallisadenpfähle zu liefern, und es mußten
täglich 1000 Schanzarbeiter gestellt werden. Alles Heu, aller
Hafer und alles Stroh, was noch vorhanden war, ging nach Neuenburg. Bald
darauf wurden noch 30 000 Faschinen verlangt - was dem Wald wieder schwere
Schädigungen zufügte.33)

Heitersheim hatte einem Angriff des Generals Villars widerstanden. Dort
saßen die Österreicher; sie forderten 100 Klafter Brennholz. Zu allem hin trat auch
die kaiserliche Besatzung in Breisach auf und wollte teilhaben an den Erpressungen
von Land und Leuten. Aber viele Untertanen waren in die Wälder geflüchtet, um
Gewalttaten zu entgehen.

Weitere Einfälle folgen. Als Markgraf Ludwig Wilhelm erlebt, daß der österreichische
Kommandant der Festung Breisach diese schmählich den
Franzosen übergibt, läßt ihn der Markgraf hinrichten.

Da der Kaiser dem vom Reichstag zum Reichsfeld m arschall ernannten
Markgrafen die notwendigen Truppen vorenthält, sieht dieser sich gezwungen
, gegen Straßburg und das obere Land einen Sperriegel anzulegen. Es entstehen
die „Stollhofer Linien" zwischen Bühl und Stollhofen. Mit 10 000
Mann werden sie gehalten gegen eine überaus starke Übermacht der Franzosen.

Im April 1704 trifft der neue Oberbefehlshaber, Marschall Tallard, in
Neuenburg ein und gibt sogleich den Befehl zur gänzlichen Zerstörung der
Stadt. Die Müllheimer erstarren, als sie die Flammen emporlodern sehen, die
die Trümmer der Nachbarstadt verzehren. Wie werden sie es beklagt haben, daß
der alte Marktort und Einkaufsplatz nicht mehr besteht; wie werden sie die Vertriebenen
aber auch hilfreich aufgenommen und den Unglücklichen die Hand
geboten haben, eingedenk des Schicksals, das auch sie mehr als einmal erlitten
hatten.

Das französische Heer verfolgte jetzt den Plan, sich mit der bayerischen
Armee zu vereinigen und das Reichsheer, das vom Markgrafen Ludwig
Wilhelm, dem Prinzen Eugen und dem englischen Marschall Marlborough befehligt
wurde, vernichtend zu schlagen. Allein bei Höchstädt errang der „Türkenlouis"
einen glänzenden Sieg; er reißt das Heer beim entscheidenden Sturm auf den Schellenberg
bei Donauwörth mit sich. Vier Generäle fallen in dieser mörderischen
Schlacht. Der Markgraf selbst erhält eine Kugel in den Schenkel, die
zu Siechtum und frühem Tod führen wird. Nun fallen die Schläge
gegen die Franzosen in rascher Folge: In Italien schlug Prinz Eugen ein französisches
Heer bei Turin 1706, wo sich insbesondere die Brandenburger hervortaten.

1707 hatte das markgräfliche Oberland von den Kaiserlichen manches zu leiden.
Insbesondere wurde die Herrschaft Badenweiler zu Lieferungen nach Breisach und
Hüningen beigezogen. Außerdem hatten sie noch den markgräflichen Hofhalt in
Basel zu versorgen. Die Schadenssummen erreichten in allen Gemeinden wieder

33) Sievert, S. 92 ff.

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