Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
23.1961, Heft 1, Müllheim Baden.1961
Seite: 54
(PDF, 52 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1961-01/0056
schlössen, als seine Tochter von den Nachbarn sehr bedrängt wurde. Friedrich II.
von Preußen begehrte Schlesien, die Kurfürsten von Bayern und von Sachsen machten
Erbansprüche geltend, Spanien griff nach den österreichischen Besitzungen in
Italien, und auch Sardinien gesellte sich den Gegnern bei. So begann der österreichische
Erbfolgekrieg 1740-4 8.

Frankreich sah seine Stunde gekommen: die Aufteilung der habsburgischen
Ländermasse, die Übertragung der Kaiserkrone an einen deutschen Landesfürsten
und Günstling Frankreichs und damit die Aufrichtung der französischen Vormacht
im Herzen Europas - das alles lag jetzt im Bereiche der Möglichkeit. Preußen, Bayern
und Franzosen fielen ein und kamen vor Wien. Da löste sich Preußen von den
unzuverlässigen Franzosen, so daß diese von Wien abließen und sich mit den Sachsen
nach Böhmen wandten, wo beide Prag eroberten. Da griff England ein. Ihm
lag alles an der Aufrechterhaltung des europäischen Gleichgewichts. Es wollte zunächst
Frankreich in Mitteleuropa beschäftigen, um in Nordamerika und Indien die
übermächtige und gefährliche französische Kolonialmacht einzuschränken. Es zog
Sardinien und die Niederlande auf seine Seite. Nachdem Maria Theresia mit Preußen
Frieden geschlossen und Schlesien abgetreten hatte, standen Franzosen und
Bayern allein; bei Passau mußten sie mit 20 000 Mann kapitulieren. Prag war frei
geworden.

Der Krieg dehnte sich zu einem Weltkrieg aus. Franzosen
und Bayern wurden vom Inn an den Rhein gedrängt; im Norden wurden die
Franzosen ebenfalls an den Rhein geworfen.

Was aber erlebte Müllheim?

Die beiden schlesischen Kriege des Königs von Preußen brachten dem Oberland
keine besonderen Kriegsereignisse. Doch blieb das Rebland nicht ungeschoren. Da
Breisach für unhaltbar erklärt worden war, mußten die Markgräfler mit Hand
und Gespannen an der Entfestigung helfen. 1742 hatten die Österreicher
den Schwarzwald durchquert; ungarische Regimenter hatten Quartiere bezogen;
die Generalität war in Müllheim untergekommen. Im August 1743 kam ein starkes
österreichisches Heer unter dem Prinzen Karl von Lothringen im Breisgau an. Versuchte
Rheinübergänge schlugen fehl. Aber der Übergang war dem englischen
König bei Mainz gelungen. 1744 kämpften die Österreicher im Elsaß; Kroaten
und Panduren streiften auf allen Straßen, gefährliche und schnelle Späher. Die
Lothringer begrüßten ihren Herzog Karl mit Feuersignalen von den Höhen der
Berge um Nancy. Paris wurde von einer Panik erfaßt: Elsaß verloren, Lothringen
bedroht, Metz in Gefahr, der Feind vor den Argonner Toren! Da ermannte sich
Ludwig XV. und führte den letzten Mann an den Feind. Als Ludwig in Metz
erkrankte, geriet alles ins Stocken. Karl schlug nicht zu, und die erlösende Schlacht
in Lothringen wurde nicht geschlagen. Aber hinter der abziehenden österreichischen
Armee drängte der Franzose nach und stand im September 1744 vor
Freiburg, das er belagerte.

Ludwig kam mit Eskorte durch Müllheim, um sich den Fortgang der Beschießung
mit anzusehen. Auf dem Lorettoberg wurde die Lage für ihn gefährlich. Er
stand im Feuer der Freiburger Geschütze. In Seefelden war ein großes französisches
Magazin eingerichtet worden. Dahin mußte die ganze Herrschaft
wie seit jeher ungeahnte Mengen von Proviant liefern; Einquartierungen lösten sich
ab, zahlreiche Fuhren mußten geleistet werden. Am 8. November fiel Freiburg, vom
28.-30. wurden die Schlösser übergeben. Jetzt mußten wieder Schanzarbeiter gestellt
werden, denn Freiburg wurde von den Franzosen geschleift. Die Schadenskosten
beliefen sich für die Herrschaft Badenweiler für die Zeit vom September
1744 bis Ende Januar 1745 auf beinahe 182 000 Gulden, für Müllheim allein auf
über 7000 fl. Es traten hinzu im Februar 2280, im März 1300, im April 377 Gulden.

54


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1961-01/0056