Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
23.1961, Heft 1, Müllheim Baden.1961
Seite: 55
(PDF, 52 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1961-01/0057
Doch ging es diesmal ohne Plünderung und Brand ab. 1748 schloß der Friede
von Aachen den blutigen Krieg ab. Das Hauptergebnis war das
Emporwachsen Preußens.39)

Zum Siebenjährigen Krieg (1756-63) hatte der Markgraf 300 Mann
zu stellen, im württembergischen Kontingent stand der Vater Friedrich Schillers
als Feldscher.

Wichtiger für Baden war der Erbvertrag mit dem Markgrafen August
Georg von Baden-Baden im Januar 1765, wonach im Falle des Erlöschens
dieser Linie deren Besitz an Baden-Durlach fallen sollte. Als im
Oktober 1771 August Georg starb, vollzog Karl Friedrich die Vereinigung mit
Baden-Durlach. Die Angleichung war nicht leicht. Besonders hinderlich war die
allgemeine Verlotterung der Beamtenschaft in Baden-Baden. Die Durlacher standen
mit ihrer Pflichterfüllung, ihrer Genauigkeit in Berichten und Berechnungen, im
Bewußtsein ihrer Verantwortung, ihrem Streben nach Recht und Gerechtigkeit
turmhoch über jener Verlotterung, die jeder Bestechung zugänglich war. Von einer
geregelten Amtsführung war keine Rede. Vor allem waren der Klerus und
die Klöster entschiedene Gegner; sie waren das Haupt und die
Antreiber der Widerspenstigkeit. Dabei schreckten sie nicht vor den größten Verleumdungen
zurück. Beamtenentlassungen waren nicht zu vermeiden.40)

1756 wurde zum ersten Mal am 26. Oktober in Müllheim ein Jahrmarkt
abgehalten, der „glänzend ausfiel", so daß von da an die halbjährliche Abhaltung
solcher Märkte gesichert war.

XIII. Die Zeit Karl Friedrichs

Als Karl Friedrich die Regierung antrat, waren die Zustände in seinem Land
besser als in manchem deutschen Kleinstaat. Er hatte in Holland und England auf
seinen Reisen viel gesehen und mit wachen Sinnen gelernt. So hat er mit Reformen
begonnen, jedoch nicht überstürzt, sondern nach reiflicher Überlegung und gründlicher
Vorbereitung. Im Vordergrund stand die Pflege der Landeskultur. Damals
stand der Landvogt Freiherr Leutrum von Eningen an der
Spitze der Verwaltung der Herrschaften Rötteln und Sausenberg. Aber sein Einfluß
reichte auch herein in die Herrschaft Badenweiler. Er war ein eifriger Anhänger
und Vertreter der Lehre, daß die Wohlfahrt eines Landes auf
dem Ackerbau beruhe; auch der Markgraf trat ihr bei, und so wurden neue
Futtergewächse eingeführt, wie Klee, Runkelrübe und Welschkorn. Die Schafzucht
wurde gehoben durch Kreuzung mit spanischen Merinoschafen und dadurch die
Wollerzeugung verbessert. Die Brachzeigen verschwanden aus dem Bild der Gemarkungen
, da die Stallfütterung eingeführt wurde. Die Landstraßen wurden
verbessert. Die Gemeindeordnung 1760 brachte eine einheitliche Ordnung der
inneren Verhältnisse zustande. Nach dem Vorbild von England und Preußen wurde
die Tortur der Gefangenen abgeschafft. In der Behandlung der Untersuchungsgefangenen
wurde Milde befohlen; die Verbrecher wurden mit geregelter Beschäftigung
von bösem Dahinbrüten abgehalten.

Die Rügegerichte wurden wieder eingeführt - das waren Gemeindebesichtigungen
, die den Beamten einen gründlichen Einblick in die Gemeindeverhältnisse
verschafften. 1758 trat eine Feuerversicherung ins Leben, die
Grundlage der heutigen Gebäudeversicherung. Den Gemeinden war auferlegt,
Feuerspritzen anzuschaffen. Im Brandfall hatten nicht nur alle männlichen, sondern

39) Sievert, S. 103 ff.

40) Wolfgang Windelband, Die Verwaltg. der Markgrafsch. Baden z. Zt. Karl Friedrichs. 1916.

55


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1961-01/0057