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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
23.1961, Heft 1, Müllheim Baden.1961
Seite: 56
(PDF, 52 MB)
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auch die weiblichen Einwohner nach Kräften zu helfen. Der Versch w e n -
dungssucht wurde entgegengetreten; dem übermäßigen Aufwand bei Kindstaufen
, Hochzeiten und Leichenmahlen wurde durch Verordnungen gesteuert. Die
Zahl der Feiertage wurde eingeschränkt. Die Kammergüter und die Staatsdomänen
waren die Vorbilder und zeigten, was zur Verbesserung des Ackerbaus geschehen
könnte. Durch die Anlegung von Baumschulen wurde der Obstbau gefördert. Durch
Anpflanzungen von Maulbeerbäumen und Abgabe von Eiern des Seidenspinners
wurde die Einführung der Seidenraupenzucht versucht.

Im Vergleich der wirtschaftlichen Verhältnisse der Gemeinden in Rötteln-Sau-
senberg zu denen der Herrschaft Badenweiler ergab sich ein großer Unterschied.
Der fruchtbare Boden und der Fleiß der Bevölkerung um Müllheim brachten es
zuwege, daß hier keine Verschuldung herrschte, ja, daß sogar erhebliche Kapitalien
angesammelt worden waren. Die Zahl der Lumpen war gering.41)

Die Befreiung der Bauern von der Leibeigenschaft wurde
durch den Erlaß vom 23. Juli 1783 gelöst; damit begann eine Reihe von
Beseitigungen überalterter Bindungen. Vor allem einschneidend war die Ablösung
des Zehnten, die das Landesgesetz vom 15. März 1833 verfügte,
wozu auch die Zehntablösungskasse der Regierung Barkapitalien vorschoß. Mit dem
zwanzigfachen Betrag in Geld konnte die Last beseitigt werden. Die Sorge der
Regierung galt jeder einzelnen Gemeinde, um deren Bürger zu freien Menschen
zu machen.

Siebenmal besuchte Karl Friedrich das Oberland. Die Geschichte nennt ihn „den
Gesegneten", und sein Doppelname wurde fast ein Jahrhundert hindurch den Knaben
in der Taufe auf ihren Lebensweg mitgegeben. Der „Karlifrieder" war ein
landläufiger Rufname.

Das ländliche Leben wurde etwas zurückgedrängt durch den Mann, der anstelle
Leutrums die Landvogtei in Rötteln übernahm. Das war der Freiherr Gustav
Ma gnus von Wallbrunn. Er war der Lehre des Merkantilismus
zugetan, die den Wohlstand eines Staates im Export von Industrieerzeugnissen
sah, wodurch Kapital ins Land hereinströme. So erging im
Jahre 1756 ein Aufruf ins Land und in das nahe Ausland, Manufakturen zu gründen
, wozu die Regierung durch Gewährung von Freiheiten und sonstiger Vorteile
die Hand zu bieten gewillt war. Durch diese Arbeitsgelegenheit werde dem Bettel
und der elenden Lage der minderbemittelten Leute im Wiesental zum großen Teile
abgeholfen, und an Arbeitskräften war kein Mangel. Im Jahre 1755 wurde durch
den vertriebenen Berner Johann Friedrich Küpfer aus Sulgenbach die
Indienne- Druckerei in Lörrach gegründet, die sich, nicht ohne eine
Zeitlang einen Tiefstand durchgemacht zu haben, zu hoher Blüte entwickelte und
heute als Köchlin, Baumgartner 6t Co. (KBC) Weltruf genießt. Ein zweites Unternehmen
entstand in Binzen, das aber nicht an die Lörracher Fabrik heranreichte
und nach anfänglichem Erfolg bald wieder einging.

XIV. Die Wirkungen der französischen Revolution
und der Herr schaß Napoleons auf Baden

Die Monate nach dem Ausbruch der französischen Revolution im Jahre 1789
machten sich auch im Oberland bemerkbar. Es bestand eine Unruhe in der Bevölkerung
, die von Karlsruhe aus mit der Belegung von Truppen gestillt wurde. Bemerkenswert
ist die Tatsache, daß sich der Markgräfler nicht gern zum Waffendienst
hergab. Die nächsten Waffenplätze waren die Waldstädte, vorab Rheinfelden, dann

41) Th. Ludwig, Der badische Bauer im 18. Jahrhundert, S. 90 ff.

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