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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
23.1961, Heft 1, Müllheim Baden.1961
Seite: 57
(PDF, 52 MB)
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ßreisach und Freiburg. Alles Land dazwischen, darunter das ganze obere Mark-
gräflerland, war von Truppen entblößt.42) Doch hatte es in früheren Zeiten Reis-
1 ä u f e r sowohl nach Frankreich, Preußen, Holland und Österreich abgegeben, die
dort öfters abenteuerliche Erlebnisse durchmachten, wie z. B. Johann Friedrich
Gaupp von Efringen im Dienst der Englisch-ostindischen Companie.z|;l) Ernster
waren die folgenden Jahre. Die Schreckensherrschaft in Frankreich, die das Königshaus
beseitigen wollte, verband die beiden Staaten Österreich und Preußen zum
Krieg gegen die Sansculotten, der im Jahre 1791 ausbrach. Während dieser Zeit
lag in der Müllheimer Umgebung eine Masse von geflüchteten französischen Emigranten
unter dem Oberbefehl des Prinzen Conde, des Herzogs d'Enghien. Dieser
hatte längere Zeit sein Hauptquartier in Müllheim. 1795 lag er mit einem Gefolge
von 1200 Stabs- und Oberoffizieren daselbst, und Posthalter Heidenreich beschwerte
sich oft aufs bitterste über die Ungelegenheiten, welche ihm durch die vornehmen
Herren selber und noch mehr durch deren liederliches und „verstohlenes" Gefolge
bereitet wurden. Doch wurden sowohl von den Emigranten wie auch von den österreichischen
Regimentern, die gleichfalls in der Müllheimer Gegend lagen, die Lebensbedürfnisse
gut bezahlt.

1792 schloß sich auch Baden den Verbündeten an. 1793 versuchten die Franzosen
, in Rheinweiler und andere Orte einzufallen. Sofort wurden die Mannschaften
der nahen Rheinuferorte zur Besetzung des Stromgestades aufgeboten. Breisach
wurde damals in Brand geschossen, und die Müllheimer werden von den Höhen
der Rebberge mit Bangen um die Betglockenzeit den Brand der hochliegenden
Festung mitangesehen haben.

Der Vormarsch der Österreicher und Preußen nach Frankreich endigte mit der
Kanonade von Valmy; nicht der Kampf, sondern Regen, Schlamm und Krankheiten
im Heer der Verbündeten nötigten zum Rückmarsch. Goethe weilte während
dieser „Campagne" beim Hauptquartier und sagte, daß mit diesem Mißerfolg ein
neuer Zeitabschnitt begonnen habe.

Als am 21. Januar 1793 der König Ludwig XVI. in Paris enthauptet worden
und 1795 sein Sohn Ludwig XVII. im Elend gestorben war, wurde dessen Oheim
Prinz Ludwig Stanislaus, der Bruder des enthaupteten Königs, auf dem Steinen-
statter Feld feierlich zum König ausgerufen, angesichts der republikanischen
Soldaten, welche am jenseitigen Ufer zu Tausenden dem Schauspiel zusahen.

1796 hatte der Markgraf die Neutralität erklärt, nachdem Preußen 1795
im Frieden von Basel sich mit den Franzosen geeinigt hatte und ihnen das linke
Rheinufer zu opfern bereit war.

Trotzdem mußten Fuhrleistungen, Abgaben von Futtermitteln, Ernährung
zweier Parteien, der Condeischen und der Kaiserlichen, getragen werden. Bei diesem
Sonderfrieden trat zum ersten Mal der Freiherr von Reitzenstein in Erscheinung
. Bei Hüningen und bei Kehl brachen die Franzosen ein, um den Österreichern
auf den Fersen zu bleiben. Ihr Führer war der General Moreau. Er wurde im Oktober
in Bayern geschlagen, trat dann den Rückzug über den Schwarzwald an,
wurde aber am 19. Oktober bei Emmendingen gefaßt und geworfen. Am 21. Oktober
wurde sein kaum zusammengefaßtes Heer abermals bei Norsingen und
Krozingen zurückgedrängt, und nun zogen diese Scharen das Land herauf,
der rettenden Festung Hüningen zu. Unterwegs plünderten sie und führten sich
wüst auf in den Dörfern, die an der Landstraße lagen. Am 24. Oktober stellte sich
Moreau zum letzten Mal seinem Gegner zum Kampf. Es war der berühmte Erzherzog
Carl, dessen Denkmal sich auf dem Heldenplatz in "Wien erhebt. Der

42) Bernhard Erdmannsdorf er in „Bad. Neujahrsblätter" 1893.

43) Z. Markgraflerland 1. Jg. Karl Herbster, Aus den Lörracher Tagen des großbrit. Hauptmanns
Georg Friedrich Gaupp.

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