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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
23.1961, Heft 1, Müllheim Baden.1961
Seite: 59
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Zum Lohn dafür mußten neben anderen auch badische Soldaten unter Napoleons
Adlern mitkämpfen 1806/07 gegen Preußen, 1808/10 in Spanien, 1809 gegen
Österreich, besonders in der großen Schlacht bei Aspern und der von Wagram. Bei
Aspern war Napoleon durch den Erzherzog Carl zum ersten Mal geschlagen worden
, hatte es aber verstanden, gleich danach bei Wagram den Sieg an seine Fahnen
zu heften. Der Friede von Schönbrunn beendigte das Ringen.45) Der
Aufbruch des Obersten Schill, der Aufstand westfälischer Bauern unter dem Obersten
Dörnberg, der der Tiroler unter Andreas Hofer sollten eine allgemeine Auflehnung
des Reiches einleiten. Sie endeten alle durch Niederschlagen. Aber das
einfache Volk war aufmerksam geworden.

Müllheims Kriegskostenbeitrag war schon 1805 auf 13 800 Gulden gestiegen.
Anleihen bei Müllheimer Einwohnern mußten gemacht werden, um dafür aufzukommen
. Als diese Kontribution nicht eingehen wollte, sah sich der Kurfürst veranlaßt
, der Gemeinde sein Mißfallen auszudrücken und mit militärischer Exekution
zu drohen. Die ganze Herrschaft Badenweiler hatte 352 000 Gulden aufzubringen.

Müllheim wird Stadt

Ohne daß von der Gemeinde aus ein Gesuch an die Regierung ergangen wäre,
wurde durch Erlaß des Großherzogl. Ministeriums des Innern der bisherige
Marktflecken Müllheim am 2 7. Januar 1810 zur Stadt
erhoben. Damit verschwanden die altehrwürdigen Bezeichnungen „Vogt" und
„Richter"; an ihre Stelle traten der „Bürgermeister" und das Kollegium von „sieben
Ratsmitgliedern". Das Finanzwesen wurde einem besonderen Gemeindebürger
überwiesen, dem „Stadtrechner". Die Umstellung geschah ohne Wechsel der Personen
: Vogt Willin wurde zum Bürgermeister ernannt, die bisherigen sieben Richter
wurden zu Stadträten erwählt. Die Stadterhebung fand in feierlicher Form statt.
Böllersalven und Glockengeläute, Festzug und Festpredigt, schließlich die bürgerliche
Feier vor dem Stadthaus durch den Oberamtmann Maier - so wurde das große
Ereignis dem ganzen Umkreis kundgegeben. Zur besonderen Eindringlichkeit der
Bedeutung des Festes erhielt jeder Bürger und Jüngling aus der Stadtkasse 30 Kreuzer
, um sich eine „Ergötzlichkeit" zu verschaffen. Die Schuljugend erhielt ein Mahl
auf dem Marktplatz. Für die Kirchen- und Staatsangestellten, den Stadtrat und
eingeladene Gäste gab die Stadt ein Festessen. Der Tag endete mit fröhlichem Tanz
in den Wirtshäusern und sogar in der Schulstube.

Müllheim blieb eine schlichte ländliche Stadt mit all der Gemütlichkeit und dem
schönen Gemeinsinn, die sie auszeichnen.

Im gleichen Jahr wurde der „Code Napoleon", das französische Gesetzbuch, eingeführt
. Es blieb viele Jahre geltend.

Karl Friedrich trug die Last seines Alters nicht mehr ganz über die Führung der
Staatsgeschäfte. 62 Jahre seines Lebens hatte er der Wohlfahrt seines Landes gewidmet
. Am 10. Juni 1811 wurde er abgerufen. Die Zeugen seiner Regierung haben
die Zeiten überdauert, so die Bauten Weinbrenners, die Rheinkorrektion Tullas, die
erst mit dem Ausgang des Jahrhunderts vollendet wurde, und das geordnete Schulwesen
. Das Hausgesetz des Jahres 1817 sicherte die Nachfolge der
Kinder zweiter Ehe mit der Gräfin von Hochberg.

Karl Friedrichs Nachfolger war sein Enkel Karl, der mit Napoleons Adoptivtochter
Stephanie verheiratet war. 1811 besuchte sie Badenweiler, die jungen Müllheimer
Bürger versahen dort den Ehrenwachdienst, wofür sie der Stadt zwei weiße
seidene Fahnen mit dem Großherzoglichen Wappen schenkte.46)

45) v. Weech, Badische Geschichte.

46) Sievert, S. 115 ff.

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