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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
23.1961, Heft 1, Müllheim Baden.1961
Seite: 61
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1961-01/0063
Es kam das Jahr 1812. Baden hatte zum Zug des Kaisers Napoleon gegen
Rußland mehr Regimenter zu stellen als jemals vorher zu anderen kriegerischen
Unternehmungen. Alle Waffengattungen waren vertreten, aber nicht einheitlich zusammengefaßt
unter dem Befehl des Grafen Wilhelm von Hochberg47), einem Sproß
des badisch-hochbergischen Hauses, der sich in früheren Feldzügen als befähigter
und tapferer Offizier und Kommandeur gezeigt hatte. Obwohl er immer danach
verlangte, seine badischen Truppen unter seinem Oberbefehl führen zu dürfen,
wurde er französischen Formationen unterstellt und die badischen Regimenter verteilt
oder mit Sonderaufträgen eingesetzt. Als der Korse nach der ungeheuer blutigen
Schlacht von Borodino endlich Moskau erreichte, brannte die Stadt, und die
Winterquartiere für sein Heer waren vernichtet. Sein Stabsqartier in
einem einfachen Holzhause bewachte ein badisches Bataillon. Als
der russische Kaiser Alexander auf zwei Briefe Napoleons, Europa untereinander zu
teilen, keine Antwort gab, worüber kostbare Zeit verloren ging, gab er den Befehl
zum Rückzug im früh einsetzenden Winter. Kaiser Alexander war zu seinem Entschluß
des Schweigens bestimmt worden durch den dringenden Rat des an den
russischen Hof berufenen Freiherrn von und zum Stein, den
er aus seinem geheim gehaltenen Asyl in Österreich an seinen Hof geholt hatte. Der
Reichsfreiherr war der weitblickendste Politiker in den Monaten und Jahren der
Befreiung vom napoleonischen Joch; gleichen Geistes stand neben ihm am Wiener
Hof der Graf Stadion.

Welche Tragödie der Rückzug der „Großen Armee" darstellte, ist bekannt. An
der Brücke über die B e r e s i n a kämpften badische Truppen, um den verzweifelten
durcheinander geratenen Soldaten aller Herren Länder den Übergang über den
mit Eisschollen treibenden Fluß zu ermöglichen. Unbegreiflicherweise hatten die
französischen Marschälle die gleiche Straße gewählt, auf der sie gekommen waren.
Daher waren alle Häuser und Dörfer geleert und nicht das Geringste für Mensch
und Tier vorhanden. Die Folge waren ungeheure Opfer an Hunger, Erfrieren, Erschöpfung
und mutloser Gleichgültigkeit gegenüber dem Kommenden. Und dahinter
rückte die russische Feldarmee nach, voraus die Kosacken.

„Mit Mann und Roß und Wagen, so hat sie Gott geschlagen"

Als der Graf von Flochberg in Marienwerder Heerschau abhielt, war seine Formation
mit 145 Mann angetreten, die noch kampffähig waren; viele Tausende der
badischen Truppenmacht waren umgekommen, lagen zum geringsten Teil in Lazaretten
oder waren in Gefangenschaft geraten. Die Franzosen zogen sich auf Leipzig
zurück, wo die große Schlacht der vereinigten Armeen der Preußen, Russen und
Österreicher gegen Franzosen und Rheinbundtruppen am 16., 18. und 19. Oktober
1813 stattfand. Mit Ausnahme des Kavallerieregiments gerieten die badischen
Truppen, die Leipzig verteidigt hatten, in preußische Gefangenschaft und wurden
nach Brandenburg abgeführt. Sie wurden dort gut aufgenommen und gut verpflegt
.47)

Während die Sachsen schon während der Schlacht von Leipzig zu den Verbündeten
übergangen waren, trennte sich der König von Bayern kurz danach von Napoleon
und zog seine Truppen zurück. Als die Franzosen gegen den Rhein marschierten
, stellte sich der General Wrede mit seinen Bayern Napoleon entgegen, wurde
aber geschlagen, so daß den Franzosen der Übergang gelang, gefolgt von den sieg-

47) Karl Obser, Denkwürdigkeiten des Markgrafen Wilhelm von Baden. I. Bd. 1792-1818.
1906.

Karl Friedrich Obermüller, Aus der Zeit d. Fremdherrschaft u. d. Befreiungskriege. 1912.

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