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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
23.1961, Heft 1, Müllheim Baden.1961
Seite: 62
(PDF, 52 MB)
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reichen Armeen der Verbündeten, die die Brücken von Basel und Markt benützten
und bei Mannheim und Kaub im Norden den Rhein überschritten. Nach mannigfachen
Kämpfen wurde am 3 0. März 1814 der Montmartre vor
Paris erstürmt. Badische Leibgrenadiere waren dort eingesetzt
und brachten ihre Opfer.

Die Müllheimer erblickten in den ersten Wochen des Januar 1814 den Durchzug
der Armee des österreichischen Fürsten Schwarzenberg. Da waren starke russische
Divisionen, preußische Reiterei, Artillerie und
Pioniere und viele österreichische Truppen dabei. Starke Einquartierungen
folgten, ständige Lieferungen an die Magazine Krozingen und
Lörrach mußten ausgeführt werden, Fuhrwerke hatten den vorrückenden Truppen
bis tief nach Frankreich zu folgen.

Die Etappenkasse in Lörrach zog Kriegskosten ein, und das
Etappenmagazin in Waldshut machte sich nach Aufhebung der im
Markgräflerland gelegenen Magazine längere Zeit noch durch Forderung nach
Lieferungen bemerkbar.48)

Ein schlimmer Gast war mit den österreichischen Truppen eingezogen: der
Typhus. Lazarette, Schulhäuser und Wirtssäle lagen voller Kranker. Ungezählte
starben. Der Müllheimer Friedhof nahm in mehreren Kameradengräbern eine
größere Anzahl von Gestorbenen auf. Aber kein Denkmal wurde den stillen Schläfern
gesetzt, die fern der Heimat ihr Leben dahingegeben hatten. In Schopfheim
war ein gleiches festzustellen. Das größte Sterben erlebte aber das Deutschordensschloß
in Beuggen. Dort zählte man nicht nur Hunderte, sondern Tausende von
gestorbenen Österreichern. Ihnen wurde im Jahre 1911 ein großer Obelisk als
Denkmal gesetzt. „An ihren Wunden und am Typhus starben da: 3000 tapfere
Krieger der Schwarzenbergischen Armee zusammen mit Sachsen, Preußen und
Württembergern 1813-1815." In Müllheim selbst starben aus der Bevölkerung
vom Dezember 1814 bis in den Juni 1815, also in einem halben Jahr 77 an Typhus.
Auch den Landphysikus Eisenlohr und Chirurg Gmelin legte man in die kühle
Erde als Opfer ihres Berufs.

Der Wiener Kongreß sollte die Neuordnung Europas besorgen, aber
seine Verhandlungen zogen sich in die Länge.

Da schlug wie ein Blitzstrahl die Kunde von der Rückkehr Napoleons von Elba
in den Knäuel der Wiener Vergnügungen ein.

Sofort setzten sich Blücher und der Engländer Wellington in Marsch, der immerhin
wieder starken Armee Napoleons entgegen. Seine ehemaligen Soldaten waren
in Scharen zu ihm übergegangen. König Ludwig XVIII. mußte sich zurückziehen.
Aber bei Waterloo schlugen die vereinigten Truppen der beiden Generale den Korsen
so vernichtend, daß er sich auf einem englischen Kriegsschiff als Gefangener
stellte. Die ferne Insel St. Helena nahm ihn auf, begleitet von einem ihm treu gebliebenen
Marschall. Dort starb er im Jahre 1821. Später wurde sein Leichnam nach
Paris verbracht.

Der zweite Pariser Friede enttäuschte die Hoffnungen der Deutschen
aufs neue. Frankreich, das in den verflossenen 23 Jahren so unendlich viel deutsches,
vor allem aber preußisches und österreichisches Blut vergossen hatte, kam glimpflich
davon. England und Rußland wollten die wiedererwachte Stärke Deutschlands
nicht unterstützen. So blieb das Elsaß bei Frankreich - in der Hand eines unruhigen
Volkes eine immerwährende Bedrohung, unter der in erster Linie das badische Land
zu leiden hatte.

48) Sievert,S. 117 ff.

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