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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
23.1961, Heft 1, Müllheim Baden.1961
Seite: 65
(PDF, 52 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1961-01/0067
Dem Versuch, die einige deutsche Republik vom Volke aus zu erringen, war
kein Erfolg beschieden. Obwohl in verschiedenen Teilen des Reiches stürmisch
nach Einheit und Freiheit verlangt wurde, war kein Zusammenwirken vorhanden
und die Bewegungen blieben als Einzelerscheinungen ergebnislos.

So wurde der große Zug der Freischaren unter Hecker am 2 0. April
1848 auf derScheideck durch badische Truppen unter dem Befehl des
Generalleutnants von Gagern auseinandergesprengt und verfolgt.
Gagern war auf der Scheideck gefallen. Ein Denkstein erinnert an seinen
Tod. In Steinen stießen die Soldaten auf die Freischar des baltischen Herrn
von Struve. Die Brücke über die Wiese wurde demoliert, um den Flüchtenden
den sicheren Weg nach den Rheinbrücken und in die Schweiz zu ermöglichen.
Am 2 4. April erschien aus Frankreich herbeieilend der Literat Herwegh
mit seiner „Legion". Nach der Kunde von der Niederlage Sigels vor
Freiburg kehrte er im oberen Wiesental um und wollte über den Dinkelberg die
Schweiz erreichen. Er wurde aber bei Dossenbach von einer württembergischen
Kompanie gefaßt und nach hartnäckigem Kampf
geschlagen. Eine Gruppe der gefallenen Freischaren liegt auf dem Friedhof
von Do ssenbach unter einem Denkstein begraben.

Als 1849 auch die badischenRegimenter meuterten, floh der Großherzog
mit seiner Familie über Germersheim nach Frankreich. Er rief die Hilfe
Preußens an und erlangte sie unter Verzicht auf sein Bekenntnis zum einheitlichen
Reich. Bundes - und preußische Truppen rückten heran. Bei
WaghäuselundimOdenwald fanden heftige Kämpfe statt, die zu Ungunsten
der Aufständischen ausfielen. Der Stützpunkt Rastatt fiel nach Belagerung
in die Hände der Preußen. Die Meuterer suchten durch stetes Zurückweichen
ihr Heil hinter der Schweizer Grenze zu erreichen. Nun begannen die
Standgerichte mit den Aburteilungen. Viele der Davongekommenen w a n -
dertennach Amerika aus oder fanden ein dauerndes Unterkommen in
der Eidgenossenschaft.

Die Zeit von 1850 bis zum Streit um das Konkordat

Die Jahre nach dem fehlgeschlagenen Versuch, eine einige deutsche Republik
oder ein einiges deutsches Reich aufzurichten, lasteten schwer auf dem deutschen
Volke, besonders in Baden. Der Schwung der Jahre 1819—1848 war dahin.

Die Gemeinden, vor allem die des Oberlandes, hatten alle Gattungen preußischer
Soldaten im Quartier. Sie mußten für ihre Verpflegung aufkommen, die
ihnen auf Gramm und Halm vorgeschrieben war. Die Abrechnung der Stadt
Müllheim betrug als Guthaben 13 595 Gulden; darin war allerdings der anteilmäßige
Beitrag zum Kostenaufwand des ganzen badischen Landes enthalten.

Dazu kamen örtliche Nöte. Von 1850—52 führte der Klemmbach Hochwasser
und richtete großen Schaden an. Stellenweise standen Häuser unter Wasser
. Mißernten waren die Folge, und als 1852 und 53 starke Hagelwetter die
Ernte vernichteten, stieg die Not aufs höchste, besonders in den Wälderorten.
Suppenküchen wurden eingerichtet, Kinder zum Essen in Kost gegeben. Hier
ist auch die Geburtsstunde der Müllheimer Kinderschule; zur finanziellen
Hilfeleistung durch geliehenes Kapital wurde 1854 die Kreditkasse ins
Leben gerufen. Der niederdrückende Zustand dieser Jahre führte abermals zur
Auswanderung nach Amerika, um dort mit der Hände Arbeit ein
besseres Auskommen zu finden. Großherzog Leopold war am 24. April 1852
gestorben. Da sein ältester Sohn Ludwig unheilbarem Siechtum verfallen war,
wurde sein Bruder Friedrich zunächst als R 2gent, dann zur Führung der

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