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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
23.1961, Heft 1, Müllheim Baden.1961
Seite: 66
(PDF, 52 MB)
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Regierung berufen. Am 5. September 1856 nahm er die großherzogliche Würde
an. Vierzehn Tage danach — am 20. September — vermählte er sich mit der
Prinzessin Luise von Preußen, der Tochter des nachmaligen ersten
Deutschen Kaisers.

Friedrich hatte an den Kämpfen in Schleswig-Holstein im Stabe
des Feldmarschalls Wrangel teilgenommen. Das badische Bataillon, das hier mitge-
fochten hatte, war von den strengen Prüfungen der Jahre 1848/49 verschont geblieben
. Als nach jenen Jahren die badische Division durch den ausgezeichneten
Kriegsminister Freiherrn von Roggenbach neu geformt war,
wurde Prinz Friedrich nach Infanteriedienst zum Kommandeur des ersten Reiterregiments
, des späteren Leibdragonerregiments, ernannt. Es lag zuerst in Freiburg
und wurde dann nach Karlsruhe verlegt.

Der Streit um das Konkordat

Der erste ernstliche Konflikt mußte ausgetragen werden mit dem E r z -
bischof Hermann von Vicari in Freiburg, der sich weigerte, ein
Seelenamt für den verstorbenen Großherzog Leopold abhalten zu lassen und
seine Geistlichen, die es trotzdem hielten, dafür bestrafte. Obwohl die Regierung
Zugeständnisse gemäß den Forderungen der Bischofskonferenz machte,
genügten diese dem Metropoliten nicht. Er griff in die Zuständigkeit des Staates
ein, ja er belegte die Mitglieder des Oberkirchenrats und den Regierungskommissär
mit dem großen Kirchenbann. Im Odenwald kam es deswegen zu Tumulten
und zur Gefährdung der öffentlichen Ordnung, so daß durch Entsendung
von Truppen die Ruhe wieder hergestellt werden mußte. Eine im Jahre
1859 getroffene Übereinkunft mit dem Stuhle Petri brachte Beruhigung.
Hier herein wirkte erschütternd die Niederlage der österreichischen Waffen im
Feldzug gegen Italien und das mit diesem verbündete Frankreich. Das Elend des
Schlachtfeldes von Solferino veranlaßte den hier helfenden und organisierenden
Schweizer Henri Dunant zur Gründung des internationalen „Roten
Kreuzes", anfänglich nur für Kriegsfälle vorgesehen, dann aber ausgedehnt
auf alle Notfälle überhaupt. Gleichzeitig hatte in Preußen Prinz Wilhelm für
seinen hoffnungslos erkrankten königlichen Bruder Friedrich Wilhelm IV. die
Regierung übernommen. Um die Verstärkung der Besatzung der Bundesfestung
Rastatt erhob sich ein Zwist der beiden Mächte Österreich und
Preußen, da Österreich diese durch seine Regimenter herbeiführen wollte, Preußen
dem gegenüber seine Truppen einsetzen wollte. Die Meinungen im Volk
waren geteilt.

Angesichts solcher Verhältnisse trat der Gedanke nach der Schaffung einer
starken Zentralgewalt und der durchgreifenden Umgestaltung des „Deutschen
Bundes" lebhaft hervor. Das Verlangen nach einem Reichstag des Bundes der
rein deutschen Staaten unter preußischer Führung (also mit Ausschluß der
Fremdvölker Österreichs) wurde zum Ruf einer großen, durch alle deutschen
Länder verzweigten Partei, aus der der „Nationalverein" entstand, der
diese Gedanken im Volk verbreiten sollte. Wiederum waren Gesangvereine und
Schützengesellschaften die Träger dieser Ideale. Sie waren auch in Müllhim wieder
lebendig.

In Baden hatten sich viele freisinnige Männer auf dem Boden nationaler
Bahnen wieder zusammengefunden. Zunächst aber zogen die kirchlichen Angelegenheiten
die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich. Die evangelische Landeskirche
erhielt durch den Großherzog als dem Landesbischof eine vereinfachte

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