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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
23.1961, Heft 1, Müllheim Baden.1961
Seite: 93
(PDF, 52 MB)
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den Juni blieb und wichtige Staatsgeschäfte mit seinen Großen vollzog. Oder Arnulf
zog mit alemannischen Streitkräften 894 nach Italien; über den großen St. Bernhard
kehrte er siegreich durch das Rhonetal und Burgund zurück und begrüßte in Kirchen
seine Gemahlin, bevor er weiterzog nach Worms, wo er im Juni urkundete. Alles
im Jahre 894.

Diese Dinge sind zu wissen nötig, wenn man die nachfolgenden Ereignisse richtig
erfassen will. Jener Graf Chancharo, gewöhnlich Cancor geschrieben, war vorher
im Thurgau als Graf. Er gründete 764 das Kloster Lorsch im Rheingau, und da er
auch als Graf im Breisgau erscheint, wundern wir uns nicht, wenn 805 und 877
dieses Kloster Lorsch Schenkungen von Grundstücken in Müllheim beurkundet. Es
ist oben schon darauf hingewiesen worden, daß im Elsaß Grafen auftraten; etwa
740 entstand die Grafschaftseinteilung im alemannischen Gebiet, 752 wird der Breisgau
erstmals erwähnt.

Mit den Franken kam auch das Christentum zu uns. Seit Chlodwig nach dem
entscheidenden Sieg über die Alemannen 496 bei Straßburg zum Christentum übergetreten
war, wurde dieses nach und nach Staatsreligion. Daher aber auch der starke
Widerstand der Alemannen, die nur durch das Eingreifen Theoderichs des Großen
(in der Sage lebt er fort als Dietrich von Bern) vor der völligen Unterwerfung verschont
blieben, bis 746 bei Cannstatt der letzte Widerstand der alemannischen
Großen blutig unterdrückt wurde. Damals ließ die überwiegende Mehrzahl dieser
Männer ihr Leben; ihr Besitz aber wurde beschlagnahmt. Jetzt wurde das alemannische
Gebiet fester mit dem fränkischen Reich verbunden; jetzt beginnen die Schenkungen
der Krone an die großen Klöster, hauptsächlich an St. Gallen, dem die Aufgabe
der Sicherung der Straße an den Rheinpässen zufällt. 727 hatte Pirmin seine
Gründung Reichenau verlassen müssen; er kam ins Elsaß, wo wir ihn im schon
genannten Kloster Murbach finden. In unserer Gegend wurde in der ersten Hälfte
des 17. Jahrhunderts das Kloster St. Trudpert gegründet, das erste Kloster auf dem
rechten Ufer des Rheins, „keine Zentrale, von der aus starke missionarische und damit
fränkisch-staatliche Wirkungen auf den Breisgau oder den Schwarzwald ausgestrahlt
hätten".5

Zentralen waren die fränkischen Niederlassungen, so der Königshof in Kirchen.
Von ihnen ging die Besiedlung und Missionierung der Umgebung vor sich. Hier
hatten die Franken ihre Zentenare angesiedelt; das waren Krieger, die auf eigenem
Grund und Boden als Königsfreie lebten. Diesen Boden sollten sie nicht verkaufen,
durften ihn aber vererben. Dafür waren sie zum Heeresdienst verpflichtet. Daneben
gab es aber auch andere Freie, und zu ihnen gehörte jener Strachfrid, der als großer
Grundbesitzer betrachtet werden muß, sonst hätte er nicht an drei Orten in Egrin-
gen, Onnichoven und Müllheim Gebäude, Leibeigene, Vieh, Felder, Wiesen, Weinberge
und Wälder an St. Gallen schenken können. Vielleicht waren das Güter, die
aus beschlagnahmten Besitzungen herrührten, die einst einem alemannischen Großen
gehört hatten, der bei Cannstatt ums Leben gekommen war. Wir wissen, daß damals
soviel Land anfiel, daß die Krone die Übersicht verlor, und mancher Franke, aber
auch mancher Alemanne, der sich schon rechtzeitig auf die Seite der Franken geschlagen
hatte, wurde damals reich.

Auch in Müllheim gab es Königsgut, wie aus einer Schenkung des Jahres 877
hervorgeht. Karl III., der seit 865 als Graf im Breisgau auftritt, schenkte „. . . in
Mulinheim et Chembiz et Sienanzo atque Schlierbach terram salicam . . .", also
königliche Güter in Müllheim, in Kembs, Sierenz und Schlierbach, Güter, die später
an St. Gallen kamen.6 Wir kennen nun schon die Schenkungen an St. Gallen durch

5) H. Büttner, Geschichte des Elsaß, 1939, S. 66.
8) H. Büttner, S. 155.

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