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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
23.1961, Heft 1, Müllheim Baden.1961
Seite: 102
(PDF, 52 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1961-01/0104
der Bürgermeister 50 fl. in Geld und 4 Klafter Holz wie der Schlag es gibt,
das erste und zweite Ratsmitglied 20 bzw. 15 fl. in Geld und je 2 Klafter Holz,
das dritte und vierte je 10 fl. in Geld und je 1 Klafter Holz.

Die restlichen Stadträte bekommen, bis sie in die obigen Stellungen einrücken,
keine Besoldung. Hingegen hat die Gemeinde an den Rechner Dorn weitere 33 fl.
zu zahlen unter der Bedingung, daß er alljährlich die Gemeinderechnung durch eine
dazu fähige Person stellen lasse und mit der Unterschrift des Kontrolleurs Heidenreich
dem Stadtrat vorlege. Diesem und dem Bürgermeister sei es überlassen, die
Wahrnehmung der Schreibgeschäfte dem Präzeptor Sütterlin, dem von der gesamten
Einwohnerschaft das Zeugnis eines tüchtigen Schulmannes ausgestellt werde, gegen
eine angemessene Belohnung für jede Geschäftsbesorgung zu übertragen.

Damit hatte unsere junge Stadt ihr Oberhaupt, ihr Parlament und ihre Verwaltung
. Dieses in ihrer Geschichte einmalige Ereignis sollte doch auch zusammen mit
der Schuljugend, der Bürgerschaft und ihren erwachsenen Söhnen sowie den geladenen
Gästen und zwar am Mittwoch, dem 30. Mai, in einer würdigen, jedoch kostenersparenden
Weise gefeiert werden. Unter dem Geläut der Glocken beider Gotteshäuser
und dem Donner einiger Böller versammelte man sich um 9 Uhr vormittags
auf dem Zehntscheuerplatz1 und zog unter den Klängen einer Musikkapelle
und dem Gesang der älteren Schüler zunächst zur Martinskirche, wo Dekan Dreuttel
eine kurze Festpredigt hielt. Von da gings in die festlich geschmückte „Stadtstube"2.
Hier sprach in einer großangelegten Rede Oberamtmann Maier über die Bedeutung
des Tages. Anschließend bekam jeder aus der Gemeindekasse ein Festgeschenk im
Betrag von 30 Kreuzern, damit er sich zum Andenken an die Erhebung Müllheims
zur Stadt noch recht ergötze. Die Schuljugend wurde auf dem Marktplatz mit einem
ländlichen Mahl bewirtet. Für die geladenen Gäste gab es ein Festessen im „Ochsen".
Den Frauen und erwachsenen Töchtern war es anheimgestellt, sich an den Festlichkeiten
zu beteiligen.

Kaum waren diese verklungen, erhielt Stadtrechner Dorn eine Forderung vom
"Wiesenkreisdirektorium, nach welcher er an die Großh. Einnehmerei eine Taxe in
Höhe von 50 fl. zu entrichten habe, was bei der Eröffnung des Höchsten Reskripts
vom 27. Jenner auszusetzen vergessen worden sei. Eine denkwürdige Nachfeier
brachte der 30. August, an dem der in der „Stadtstube" versammelte Magistrat von
Regierungsrat Müller, dem ersten Beamten des neuerrichteten Bezirksamtes Müllheim
, das in forma solenni vom Ministerium des Innern ausgefertigte Stadtprivileg
überreicht bekam. Von der gleichen Behörde wurden bald darauf der Stadt auch
Siegel und Wappen verliehen.

Die Erhebung des Marktfleckens Müllheim zur Stadt vollzog sich am Ende einer
geschichtlichen Epoche, in welcher die Handhabung politischer Macht noch stark an
materiellen Besitz und das Denken und Handeln der Bürger weitgehend an monarchisch
-bürokratische Formen gebunden waren. Bevor aber die neuen Ideen einen
vorbereiteten Boden gefunden hatten, entwickelten sie sich in der dumpfen Atmosphäre
einer haßerfüllten und rachegierigen Masse zu Funken und schließlich zu
Fackeln und Feuerbränden, die weite Teile des Abendlandes in Schutt und Asche
legten. Erst als mit der Neujahrsnacht 1814 wieder Ruhe und Ordnung am Oberrhein
eingezogen waren und nach dem Wiener Kongreß die politische und wirtschaftliche
Lage in Europa sich gefestigt hatte, konnte der erste Abschnitt der jungen
Stadtgeschichte einen hoffnungsvollen Anlauf nehmen.

1) auf ihm wurde 1847 das ehemalige Krankenhaus errichtet

2) heute Gaststätte zum „Stadthaus"

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