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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
23.1961, Heft 1, Müllheim Baden.1961
Seite: 118
(PDF, 52 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1961-01/0120
muß er sie in Siebenbürgens Erde begraben. In zweiter Ehe verbindet er sich dort im
Oktober 1752 mit der Weberstochter Anna Maria Leininger. Nach etlichen Jahren
wird auch sie ihm entrissen, so daß er 1763 die dritte Ehe schließt.

Abermals in Birthälm ist nachzuweisen der Zimmermann Michael Schuhmacher
von Sehringen mit seiner Frau, der Maurerstochter Ursula Zeller. Der
Ehemann hat keinen guten Namen, denn der Pfarrherr vermerkt ihm sein übles
Leben mit den Worten „vir pessima fama". Da er im Jahr 1761 die Zwillinge Michael
und Johannes in Birthälm zur Taufe bringt, ist der 1732 geborene Michael
entweder unterwegs oder schon bald in Siebenbürgen gestorben. Die Familie muß
erst um 1755 ausgewandert sein und zog wohl erst auf behördlichen Druck von
Müllheim weg.

Ebenfalls ist nach Siebenbürgen ausgewandert der wohlhabende Müllheimer
Bäckermeister Johann Bernhard Storr. Er hatte vor seinem Wegzug
sein Haus, das zu Obermüllheim am Markt lag und eine Anzahl Rebstücke im Reggenhag
verkauft. Mit ihm zogen die Kinder der ersten Ehe mit Anna Rahel Biggel
von Müllheim weg, darunter der Sohn Jakob Simon, der bereits mit Anna Maria
Buser verheiratet war. Jetzt zog die zweite Frau, Maria Juliana Stießin von Seefelden
, mit ihren vier Kindern mit dem Gatten hinaus. Als Storr aber das mütterliche
Vermögen der Kinder erster Ehe in Müllheim anfordert, wird es ihm verweigert.
Vermutlich wird es ihm - ganz oder nur zu einem Teil - nach langem Hin und Her
überwiesen worden sein. Gewiß hat dabei auch der sächsische „Stuhlrichter"
nachgeholfen. (Stuhlrichter ist zu vergleichen unserm Amtsrichter; wie dieser einem
Gerichtsbezirk vorsteht, so der Stuhlrichter seinem „Stuhl", das ist der Amtsbezirk.)

In Birthälm ließ sich auch nieder der in Steinen geborene Hans Jakob
¥enger mit seiner zweiten Frau Katharina Eichenberger von Müllheim. Sie
nahmen die zwischen 1728 und 1747 geborenen Kinder mit, siedelten sich also unter
vertrauten Landsleuten und Müllheimern an.

Auch der Hafenmacher Johannes Wittmer von Müllheim, dessen Vater
in Muggardt bei Britzingen hauste, der Sohn aber in Britnau bei Aarburg im
Berner Gebiet gebürtig war und sich 1720 mit der Müllheimerin Maria Willin in
Britzingen verehelicht hatte, ließ sich in Birthälm nieder. Johannes Wittmer stirbt
dort 1751, zwei Jahre später seine Tochter Katharina, so daß mit der Mutter noch
zwei Töchter übrig bleiben.

Verfolgen wir das Leben dieser Eingewanderten in Siebenbürgen weiter, dann
ersehen wir aus den dortigen Kirchenbüchern, daß sie anfänglich viele Sterbefälle
aufweisen, bedeutend mehr als ihre sächsischen Mitbürger. Das Klima und
eine geänderte Lebensweise forderten ihre Opfer. Die Vermischung mit den Eingesessenen
ging nur sehr langsam vonstatten. Als Ehegatten wählten sie Jahrzehnte
hindurch nur den Wohlbekannten der Heimat, der, wie sie alle, die heimische alemannische
Mundart sprach; auch als Paten baten sie nur den Landsmann. Mit der
Zeit öffnete die Sachsengemeinde den Vorstädtern die Tore, so daß sie in den Straßen
der Stadt Eigentum erwerben konnten.

Ihre Hoffnung, sich in Siebenbürgen besser voranzubringen
, hatte die Auswanderer nicht getrogen: Jeder Familienvater
erhielt eine Hofstelle von 40 Fuß im Quadrat ohne Bezahlung, 20 - 40
Kübel Saatgut, weiterhin Wiesen und Rebgelände, so viel er zu bauen vermochte.
Von der Kartoffelernte, vom Gras-, Hanf- und Kornertrag der Eingesessenen erhielten
sie gratis ihren notwendigen Anteil. Sie durften eine eigene Metzgerei und
eine eigene Weinschenke haben, waren fünf Jahre befreit von allen Lasten und
Abgaben, und jeder erhielt auch einen Platz in der Kirche „ohne Verdruß und
Sauersehen". Ihr Fleiß wandte sich unter der Sonne der Freiheit der von jung auf
gewohnten Arbeit zu. Schon 1750 wird den Mühlbacher „Durlachern" nachgerühmt,

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