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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
23.1961, Heft 1, Müllheim Baden.1961
Seite: 129
(PDF, 52 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1961-01/0131
geben", sagt Sievert. „Vogt Blankenhorn kaufte diese Anteile zusammen und brachte
so die Mühle in den Besitz seiner Familie." Nach einer Urkunde aus der Zeit des
Markgrafen Carl Friedrich (1738 - 1811), die in Händen des heutigen Mühlenbesitzers
ist, war die Mühle eine „Herrenmühle". Um 1800 ist der Sohn Karl des
Nikolaus Blankenhorn Besitzer der Mühle, 1814 Bartlin Claiss. Er war von Beruf
Lehrer in Müllheim und ein guter Freund zu Johann Peter Hebel. Obwohl ihm
Hebel geraten habe - wie die Überlieferung von Familie zu Familie auf der Mühle
berichtet - beim Schulfach zu bleiben, sattelte er um und wurde Müller, denn des
Müllers Töchterlein habe es ihm angetan. In dem heißen Sommer 1834 starb Claiss
zur Erntezeit an einem Herzschlag. Seine Witwe führte die Mühle noch einige Zeit
weiter, dann wurde Georg Diethelm durch Einheirat Mühlenbesitzer. Die nachfolgenden
Besitzer hatten also jeweils die Töchter ihrer Vorgänger geheiratet. Im
Jahre 1843 wurden bauliche Veränderungen an der Mühle vorgenommen. An Stelle
der bisherigen drei Wasserräder mit drei Mahlgängen - früher kam auf jeden
Mahlgang ein Wasserrad - traten zwei Wasserräder mit vier Mahlgängen. Da
damals der Müller auf das Wasser allein angewiesen war und ihm keine Ersatzkraft,
wie heute die Elektrizität, zur Verfügung stand, baute man mehrere Räder, um das
Wasser voll zu nutzen, wenn sein Stand günstig war. Der Müller hatte auch stets
einen größeren Vorrat an Getreide, damit er seine Mühle voll arbeiten lassen konnte
, wenn etwa ein Gewitterregen reichlich Wasser brachte. Im Jahr 1872 ging das
Anwesen auf Hermann Diethelm über und 1904 auf Max Diethelm. Dessen Sohn,
Max, führt heute den Mühlenbetrieb, der neuzeitlich arbeitet.

Die „weiße Kohle" war für eine Mühle von größter Wichtigkeit, und man kann
begreifen, weshalb wir in alten Büchern und Akten oft von Prozessen um das Wasserrecht
lesen. Manchmal gab es auch an Wasser des Guten zuviel, besonders die
Diethelm-Mühle hatte oftmals unter Hochwasser zu leiden. Unter den drei
Bachläufen, die ihr das Wasser zuführen, ist der Vögisheimer Bach der gefährlichste,
denn alle Wassermassen, die er bei einem starken Regen durch das Tal herunterführt
, bekommt die Diethelm-Mühle. Anfangs der fünfziger Jahre des vorigen Jahrhunderts
traten mehrmals Überschwemmungen auf, die so schweren Schaden anrichteten
, daß zu öffentlichen Sammlungen aufgerufen werden mußte. Bei einem dieser
Unwetter wurde der Großvater von Max Diethelm vom Hochwasser bis zur Koger-
mühle mitgerissen, doch konnte er sich vor dem Ertrinkungstod retten. In den siebziger
Jahren stiegen bei einer Überschwemmung die Wasser so hoch, daß die Bewohner
der Diethelm-Mühle sich in den zweiten Stock flüchteten. Auch Feuer drohte der
Mühle. Am Nachmittag des 11. August 1927 schlug bei einem schweren Gewitter der
Blitz in den großen Schopf neben der Mühle und legte ihn in Schutt und Asche.
Max Diethelm sorgte erfreulicherweise dafür, daß die schönen alten steinernen
Torbogen, wie wir sie auch im Meierhof in Laufen finden, beim Wiederaufbau erhalten
blieben. Auch später überstand sie abermals eine Feuersgefahr.

Seit dem Jahre 1932 sind die beiden Wasserräder der Diethelm-Mühle verschwunden
; sie wurden durch moderne Turbinen ersetzt.

Die Henssler-Mühle

Auf einem alten Bild, „Müllheim von Südwesten", ist eine Gesamtansicht des
früheren „Obermüllen" wiedergegeben. Der Zeichner mag etwas unterhalb des
heutigen Wasserreservoirs, am Rande von Diethelms Wäldele gesessen haben, als er,
der Wirklichkeit getreu, Haus für Haus skizzierte. Im Vordergrund sehen wir die
Diethelm-Mühle, von zahlreichen hohen Bäumen umstanden - merkwürdigerweise
fehlen die Pappeln, die später der nächsten Umgebung der Mühle das Gepräge

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