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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
23.1961, Heft 1, Müllheim Baden.1961
Seite: 164
(PDF, 52 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1961-01/0166
gewachsen. Die dem Wald geschlagenen Wunden haben sich rascher geschlossen
als anfänglich erwartet worden war.

Die durch Insekten, Wind, Frost oder Schnee verursachten Schäden bewegen
sich im allgemeinen im normalen Rahmen und müssen mehr oder weniger als
naturgegeben hingenommen werden. So hat z. B. der Frost am Fasnachtsdienstag
des Jahres 1929 bei klarem Sonnenschein Hunderte von Eichenstämmen der
Länge nach unter lauten Detonationen zum Aufplatzen gebracht. Diese Frostrisse
haben sich inzwischen physiologisch zu Frostleisten ausgeheilt, bedeuten
aber eine starke Entwertung des Eichenholzes. In den letzten Jahren werden die
Eichen regelmäßig mehr oder weniger stark vom Eichentriebwickler befallen.
Man kann den dadurch entstandenen Zuwachsverlust in Gestalt schmälerer Jahrringe
als Positivum für die Qualität des Furnierholzes buchen, das, je enger die
Jahrringe sind, desto milder und furnierfähiger ist.

An Berechtigungen sind lediglich die Gabholzzuteilungen an die Bürger verblieben
. Nach dem Stand vom 1. Dezember 1956 waren 215 Nutzbürger gezählt.
Von ihnen erhielten 185 je 4 Ster Brennholz und 50 Wellen. Die restlichen Nutzbürger
erhalten, solange sie nicht ortsansässig sind, keine Gaben. Der Anspruch
wird durch einen Geldbetrag in Höhe von 18,— DM abgegolten.

Zu der Lebensgemeinschaft Wald gehören nicht nur die Bäume, von denen
bisher so viel die Rede war, sondern auch die Tiere des Waldes. Noch vor 100
Jahren hat die Jagd keine große Rolle gespielt. Sie war wohl verpachtet wie
heute, im Ertrag aber sehr gering, da der Wildstand, wie aus den alten Einrichtungswerken
zu entnehmen ist, nur aus einzelnen Rehen, Hasen und im
Hochwald aus Auerwild bestand. Dieser Zustand hat sich grundlegend geändert.
Trotz stärkerer Dezimierung in den Jahren unmittelbar nach dem Kriege ist
das Rehwild in kurzer Zeit wieder auf einen zahlenmäßig so hohen Stand gekommen
, daß sich für einzelne Holzarten besondere Schutzmaßnahmen als notwendig
erwiesen. Als neue Wildart haben sich seit einigen Jahren auch Gemsen
im Hochwald als Standwild eingebürgert; ein durchaus begrüßenswerter Wildzuwachs
. Dem besonders die Landwirtschaft schädigenden Schwarzwild hat die
Jägerschaft durch energische Bekämpfung stark zugesetzt, so daß die Schwarzkittel
in den Müllheimer Waldungen dem Jäger immer seltener vor die Flinte
kommen. Es bedeutet für jeden Waldwanderer, ob Einheimischer oder Kurgast,
eine stille Freude, wenn er einmal ein äsendes oder ziehendes Reh, einen schnürenden
Fuchs oder hoppelnden Hasen zu Gesicht bekommt; und welch seltenes
Ereignis, sollte er zufällig und plötzlich einmal einer brechenden Wildsau oder
einer pfeifenden Gemse gegenüberstehen!

Eine Darstellung der Müllheimer Waldverhältnisse wäre unvollständig, würde
sie nicht zum Schluß noch auf die allgemeine landeskulturelle Bedeutung des
Waldes hinweisen. Die sogenannten „Wohlfahrtswirkungen" des Waldes, wie
Wasserhaltung, Wasserregulierung, Feuchtigkeitsausgleich, Windabschwächung,
Schutz gegen Bergrutsche und Auswaschungen, Durchfilterung der Luft u. a. m.
sind, obwohl man kaum darüber spricht, von ungeheurer Bedeutunng. Sie werden
nicht nur immer bleiben, sondern von Jahr zu Jahr mehr in den Vordergrund
rücken. Es sei z. B. nur an die mehr und mehr akut werdende Wasserfrage
erinnert. „Wenn der Wald stirbt, stirbt das Volk", sagt ein altes Sprichwort
. Erhaltung und Verbesserung unserer Waldungen muß uns allen am
Herzen liegen, denn sie bedeutet eine Grundlage der Wohlfahrt aller; ihre Wirkungen
kommen allen zugute. Möge der Wald wie heute so auch in späteren
Zeiten zum wichtigsten, landschaftsbildenden Element gehören. Regt er doch
die Liebe zur Heimat, die Freude am — so notwendigen — Wandern in der
freien Natur an und trägt er nicht zuletzt zur Volksgesundheit in hohem Maße
bei. Wie die Rebe, so ist auch dem Markgräfler, in Sonderheit dem Müllheimer

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