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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
23.1961, Heft 1, Müllheim Baden.1961
Seite: 169
(PDF, 52 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1961-01/0171
über die Gemarkungsgrenzen hilft uns weiter: unter den Namen Freiburgs findet
man ebenfalls einen Humberg, der 1317 in der Fassung an dem hohenberg
auftritt. Der „hohe Berg", eine zutreffende Benennung, wie mir scheint. Steil erhebt
sich der Humberg aus den flachen Wiesen des unteren Brühls. Ganz lautgerecht wird
im Laufe der Jahrhunderte „Hohenberg" umgewandelt: erst zu „Hohnberg" verkürzt
; vor b wird fast jedes n zu m; schließlich wird das o zu u, denn das Alemannische
duldet kein o vor Nasal + Konsonant. Natürlich muß die sprachlich gewonnene
Deutung mit der natürlichen Gegebenheit zusammengehen. Wäre der Humberg
eine kaum wahrnehmbare Welle im Gelände, dann hülfe auch die schönste Herleitung
nichts. Das Adjektiv hoch, nebenbei bemerkt, spielt in der Namengebung
eine besondere Rolle. Auf der Höhe 1768 (statt Bugginger Buck),
bey der Höchen Ehrlen 1723, im Sandfeld beim Hügelheimer Runs,
auf der hohen Kinzig 1778, bei den hochen Krießbaumen
1636 und später, bey den hohen Nußbäumen 1717 (im Gebiet der
alten Kasernen), unterhalb dem Hohen-Bannstein 1750 an der
Grenze gegen Neuenburg usw. Alles was über die Umgebung herausragt, hilft dem
Landmann, sich im Gelände zu orientieren; kein Wunder, daß diese Punkte häufig
in der Namengebung erscheinen.

Ein anderes Beispiel für eine irreführende Schreibung ist der Scheit-
graben im Eichwald an der Grenze gegen Vögisheim, in der Mundart s c h a i d -
g r a a b e ausgesprochen. Die amtliche Schreibung geht auf die Vorstellung Scheit,
Holzscheit zurück. Das ist falsch, obwohl es dort genug Holz gibt. Denn dann
müßte es in der Mundart schitgraabe heißen. In Wirklichkeit handelt es sich
um den Scheidgraben, der die Grenze (Scheide) zwischen Müllheim und
Vögisheim bildet, so wie der Scheidhag die zwischen Müllheim und Hügelheim
. Auch hier gehen sprachliche Herleitung und natürliche Gegebenheit zusammen.

Manchmal klingen Flurnamen ähnlich, sind jedoch verschiedenen Ursprungs.
Der Klingenbrunnen, 1496 klingenbrunnen, eine kleine Quelle
in der Brunnmatt, die durch den Bau einer Siedlung zugedeckt wurde, geht auf das
mhd. Wort klingen für rauschen, plätschern zurück. Also die „Plätscherquelle".
Ich erinnere mich, daß ich als kleiner Junge oft dort saß und dem immer wechselnden
Klang des eilig über die Steine rinnenden Wassers lauschte. Nach dem Klingen-
b r u n n e n ist auch die Brunnmatt benannt. Der clingen buhel 1496
dagegen hängt mit mhd. klinge = Tal mit Wasserlauf, Waldschlucht zusammen
und bedeutet „die Anhöhe bei der Waldschlucht". Aus dem einzigen Beleg geht nicht
hervor, wo genau der Klingenbühl lag. Der Klingengarten, 1496
klingen garten, hat seinerseits weder mit dem einen noch dem anderen etwas
gemeinsam, sondern trägt seinen Namen nach dem Besitzer Bechtold clinge
(1496), der im Winkel, der durch die Haupt- und Hebelstraße gebildet wird, ein
Stück Land sdin eigen nannte. Im Jahre 1352 schon erscheint ein H e n n i Clingen
vonmulnheinin Urkunden. Und noch 1720 wird Klingelgarten
als Flurname verwendet. So lange lebte die Erinnerung an diese Müllheimer Familie
im Namen weiter. Als dann diese Ecke überbaut wurde und der Garten verschwand,
ging auch der Name dahin.

Oft ist es schwierig, unter mehreren Möglichkeiten, die sich anbieten, eine Entscheidung
zu treffen. Ein schwerer Name in dieser Beziehung ist der Z i e 1 b e r g ,
einer dsr ältesten Namen, 1280 z ü 11 e b e r g. Im mhd Wörterbuch steht z ü 11 e
= Kahn, Boot; demnach wäre der Berg nach seiner einem umgestülpten Kahn ähnlichen
Form benannt. In Urkunden findet sich aber auch Z ü 11 e als Personenname
in Neuenburg. Da viele Neuenburger Bürger in Müllheim Reben besaßen, wäre es
nicht ausgeschlossen, daß der Berg nach einem seiner Besitzer hieße, also „der Berg
des Zülle", so wie die Reckenhalde und der Reckenhag nach seinem
Besitzer Reck oder Recke. Ich persönlich neige zur ersteren Annahme, da die

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