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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
23.1961, Heft 1, Müllheim Baden.1961
Seite: 174
(PDF, 52 MB)
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(1496), was „Sandbank, Kiesbank" bedeutet. Im Kohlacker (1535) brannte der
Köhler Holzkohle, er liegt weit hinten im Eichwald. Auf der Assete (1341)
wurde Vieh geweidet, der Name hängt mit äsen zusammen; dahin führt der
V i e h w e g. Auf dem Tiergarten (1381) wurde das gefallene Vieh begraben,
ebenso auf der Schindgrube (1655) an der Straße gegen Niederweiler, wo
ich zu wohnen die Ehre habe. Bevor das Vieh vergraben oder verbrannt wurde, zog
der Abdecker die Haut ab; diese Tätigkeit, die nicht hoch angesehen war, hieß
schinden. Zur Schindgrube führte die Keibgasse (1439), denn dem Schinder
waren gewöhnliche Wege verboten; mhd. k e i b Aas, Leichnam - wir kennen
das Wort noch als c h a i b. Um das Weidevieh von den Wiesen und Äckern abzuhalten
, waren alle Stücke durch Hecken oder Zäune abgeteilt, wie man es noch
in Frankreich und England findet. Darin fanden sich Durchlässe oder Leitern zum
Ubersteigen, wie die Namen Gatter (1496), Fallentor (1496), zum
t e r 1 i n (Törlein, 1492) und Stiegele (1513) zeigen. Große Teile der Gemarkung
waren versumpft oder lagen brach: Fennacker (1535) zu Fenn Moor,
Ried, R i e d b o d e n und Riedberg, Mattried (1492), Wasserloch
(1719), K r o 11 e n h a g , Fröschengärten, Lachgraben usw. Gegen
Vögisheim lagen Fischteiche, danach heißt noch heute das Gebiet In den Weihern
; der Ganterweiher hieß früher (1709) Deuchelweiher - hier
wurden die hölzernen Wasserleitungsrohre (Deuchel) für die Brunnen gebohrt und
im Wasser bis zu ihrer Verwendung aufbewahrt - und noch früher Rosse (1496),
weil er zum Einweichen (Rotzen) des Flachses Verwendung fand.

Bestimmte Stücke der Gemarkung waren der allgemeinen Nutzung entzogen,
sie waren „gebannt". Zum Beispiel durfte auf ihnen nicht geweidet werden. Dazu
gehörten der Bannacker (1341) in der oberen Breite, Herrschaftsgut, die
Bannmatte (1486) in den Matten beim Neuen Runs, die den Schwestern von
Rheintal gehörte, und das Petersbännle (1454) außerhalb den Matten, dem
das Kloster St. Peter im Schwarzwald den Namen gab. In den Gemeinderechnungen
von 1750 bis 1782 wird immer wieder vom Verbotenen Wäldele gesprochen
, das nicht weit von der Rothe lag; 1759 heißt es in einer Rechnung unter „Einnahmen
** : Hanns Kuni welcher wieder das Verbott im Eich-
len Garthen geweydet, wurde in eine Strafe verfället,
es folgt der Betrag. Wir haben es hier also mit einer Neuanpflanzung von Eichen
zu tun, darauf weist das Wort Garten, in der das Weiden nicht erlaubt war,
deshalb verbotenes Wäldele. Eine andere Neuanpflanzung war der
Lipburger Eichlen Acker im Eichwald bei Lipburg.

Der Pachtzins von Feldern und Wiesen wurde in früheren Jahrhunderten nicht
in Geld gegeben, das hatten die Bauern nur selten zur Hand, sondern in Naturalien:
Butter für die Ankmatte (1364), eine Gans für das G ä n s 1 e (1496) an der
Wehrgasse, Unschlitt für Kerzen in der Kirche von den Unschlittmatten
(1563), die zum Teil den Frauen des Klosters Rheintal gehörten, und öl für das
Ewige Licht von der Lichtmatte (1496) bei der Platanenallee.

Ganz im Gegensatz zu diesen prosaischen Flurnamen stehen andere mit einem
poetischen Hauch. Jeder kennt das Himmelreich auf dem Josberg mit den
Sieben Eichen. 1496 werden dort Reben erwähnt - der Rebbau war im Mittelalter
weiter verbreitet als heute. Den Namen hat das Himmelreich von der
schönen Aussicht auf Müllheim hinunter und hinaus in die Rheinebene. Im 18. Jahrhundert
verhunzten Schreiber den Namen zu Hummelreich. Nicht weit davon
lag das Paradies (1529), wo ebenfalls Reben angebaut wurden. Die Terrassen
im Gelände sind heute noch sichtbar, sie wurden in das Eichwald-Stadion als
Zuschauerränge einbezogen. Ein guter Wein muß dort gewachsen sein, dachte ich,
als ich einmal auf einer dieser Terrassen stand und bei glühender Sonne einem Handballspiel
zuschaute. Ein anderer Aussichtspunkt ist der Luginsland auf dem

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