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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
23.1961, Heft 1, Müllheim Baden.1961
Seite: 183
(PDF, 52 MB)
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lieh wiederkommen werde, wenn sich nichts Hinderliches dazwischen stellt. - Ich
danke Ihnen und meiner lieben Freundin Mademoiselle Judith sehr für die barmherzige
Fürsorge, die Sie meinen Gefangenen zuteil werden ließen. Ich kann Ihnen
die Segenssprüche und Danksagungen, die sie Ihnen schulden, nur abstatten, indem
ich Ihnen sage, daß Sie mich in der Nähe von Neustadt plötzlich verlassen haben.
So können Sie allen denen, die sich für ihr Schicksal interessieren, berichten, daß sie
ihre Entlassung in die eigene Hand genommen und es vorgezogen haben, im Jenseits
bestraft zu werden, anstatt in diesem Leben Aber ich hoffe, daß sie nicht nach Müllheim
zurückgekehrt sind, denn ich wäre wohl in der Lage, noch einmal dorthin zu
kommen und sie dort zu holen.

Ziehen Sie den Hut, meine Herren und meine Damen, machen Sie Ihre Verbeugung
, für die Komplimente und die guten Wünsche, die ich für all das ausspreche,
was Ihnen angenehm sein kann: ob es vom Ehegatten komme, von hübschen jungen
Mädchen, von reichlich rollenden Talern, von allen Ereignissen, die Sie über den
Tod lachen lassen; kurz, von allen unverhofften glücklichen Funden des Lebens.
Und schreiben Sie mir darüber, ich werde mit Ihnen lachen, sei es über Tod, Hochzeit
oder irgend etwas sonst.

Adieu nun, lieber Papa Löffler; die Erinnerung an das gute Abendessen, das ich
beim letzten Male mit Ihnen einnahm, lebt mir noch im Herzen. Sagen Sie meinen
Dank der guten Köchin Catele (Kätheli) und berichten Sie ihr, daß ich sie mit Bedauern
verlassen habe, ebenso wie die „Fratzmacher". Für Judith sage ich Ihnen
nichts; ich habe ihr schon zuviel gesagt. Doch ich will ihr auch schreiben. Was die
Mama anbetrifft, so bin ich weit davon entfernt, sie zu vergessen, ich beauftrage Sie
damit, sie zu küssen, und wenn Sie es vergessen sollten, so denken Sie daran, daß Sie
es für mich zu tun haben.

Adieu, seien Sie gegrüßt in herzlicher Liebe zum Leben.

P. S. Als Neuigkeit melde ich Ihnen, daß die Stadt Biberach gestern in dem
Gewitter fast ganz abgerutscht ist. Ich erwarte von Ihnen eine Antwort, denn ich
langweile mich sehr, wenn ich nicht an Müllheim denke, und ermorde Sie brieflich,
wenn Sie nicht schreiben.

Ich wünsche Judith und ihren Schwestern alles erdenkliche Glück und hoffe, daß
sie mir auf deutsch oder auf französisch, schreiben werden; das ist ein Gefallen, den
ich von ihnen fordere. Adieu, denken Sie an mich, grüßen Sie meinen Hauswirt,
wenn Sie ihn sehen.

(gez.: D'Enghien)

Der Brief ist so bildhaft geschrieben, daß man sich eine gute Vorstellung von den
damaligen Verhältnissen machen kann. Insbesondere berührt aber den Leser die
herzliche Art, in der der Herzog mit dem Küfermeister und dessen ganzem Haus
verbunden gewesen ist. Dabei wird auch die Köchin Kätheli nicht vergessen. Wer
wohl die „Fratzmacher" gewesen sein mag?

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