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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
23.1961, Heft 1, Müllheim Baden.1961
Seite: 189
(PDF, 52 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1961-01/0191
Emanuel Meier, der große Sohn Müllheims

Von Albert Eisele

Sievert nennt in seiner „Geschichte der Stadt Müllheim" den Geheimrat
Emanuel Meier als ersten der Männer, die in Müllheim die ehemalige Lateinschule
besuchten und später zu hohen Ehren kamen. Emanuel Meier wurde am
17. Oktober 1746 als Sohn des Kaufmanns Meier in Müllheim geboren. Er war
der Enkel von Spezial Daler und besuchte von 1753 bis 1760 die Lateinschule.

Carl Wilhelm Friedrich Ludwig Freiherr von Drais, der Präsident des obersten
Gerichtshofs in Mannheim, bei dem Meier lange Zeit tätig war, gibt in
seiner „Geschichte der Regierung und Bildung von Baden unter Carl Friedrich
vor der Revolution" (1818) folgendes Lebensbild: „Meier aus Müllheim im
Oberland war geheimer Secretär in der geschäftsreichen Zeit des Anfalls von
Baden-Baden (1771). Als Kammerprocurator auf die Kammer versetzt zu Ende
1773. Wirklicher Geheimer Rat 1790. Einer unserer ausgezeichnetsten Staatsmänner
an Scharfsinn, an umfassenden und vielen Arbeiten, an genauen Landeskenntnissen
, an durchführendem Geist, an getreuem Aushalten bis in sein hohes
Alter. In den mittleren Jahren seiner Kraft wurde er vom jurdischen Fach hinübergeleitet
in das cameralische, wo er stark auf den Geist der Ordnung einwirkte
. Nachmals im Ministerium arbeitete er meistens in staatsrechtlichen und
auswärtigen Angelegenheiten; ward auch Director dieses im Jahre 1807 formierten
Ministerial-Departement. Je religiöser er war, und je gewöhnter von Jugend
auf an das Pünktliche und Schöne, desto lästiger wurde ihm der Gang der Dinge
in der revolutionären Zeit. Er hinterläßt ein Tagebuch über Vorgänge von
1791—97 und 1799—1801, das er mich freundlich hat extrahieren lassen, und
das ein lebendiges Gemälde dieser trüben Zeit darstellt. Als zweiter Gesandter
auf dem Rastatter Congreß wurde er dem teutschen Diplomaten mit Ehre bekannt
; bald darauf nach Regensburg zur Wahrung des bad. Interesses beim
Reichsdeputationsabschied von 1802 gesendet. Carl Friedrich bediente sich seiner
auch in Fällen des engeren Vertrauens, z. B. zur Abfassung geheimer Urkunden
in fürstlichen Hausangelegenheiten — so wie er in früheren Zeiten oft der Consu-
lent der Markgräfin, und auch noch in den letzten von unserm jetzigen Großherzog
mit Auszeichnung geehrt war. Gestorben 1817" am 5. Juni.

Die Zeit, in der Meier an verantwortlicher Stelle tätig war, ist die Zeit, in
der das spätere Großherzogtum Baden entstand. 1792 wurde der Freiherr von
Reitzenstein zum Landvogt der Landgrafschaft Sausenberg und der Herrschaft
Rötteln ernannt. Die weite Entfernung von der Hauptstadt machte ein selbständiges
Handeln in vielen Fällen nötig. Von 1795 an führte Reitzenstein zunächst
geheime Verhandlungen mit dem französischen Gesandten in Basel. Wer
die Dinge einigermaßen kennt, weiß darum, daß Reitzensteins Forderungen im
Laufe der Zeit immer maßloser wurden. Darum schreibt Willy Andreas. . . „der
ehrliche Graukopf Emanuel Meier sprach den älteren Ratgebern Karl Friedrichs
recht nach dem Herzen", wenn er sich dagegen wendete. Doch Franz Schnabel
spricht aus, daß Reitzenstein durch seine Forderungen zum Schöpfer des badischen
Landes und Staates wurde.

Wenn man die Ausführungen des Herrn von Drais aufmerksam liest, wird
man verstehen, daß die Tagebuchaufzeichnungen Emanuel Meiers bei der Auseinandersetzung
nach der Revolution 1918 im Besitz des Großh. Hauses blieben.
Im vorigen Jahre konnte ich, dank des Entgegenkommens der Leitung des Gr.
Familienarchivs, die beiden Bände durchsehen. Als Probe der Aufzeichnungen
Meiers lasse ich die zwei Einträge folgen: „1792 Klagen über die fast unerträg-

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