Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
23.1961, Heft 1, Müllheim Baden.1961
Seite: 195
(PDF, 52 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1961-01/0197
Auf oberflächliches Gerede - etwa in einer Gesellschaft - pflegte er mit der
Rhinozeros-Medaille zu antworten, einem Silberstück, das er stets bei sich trug.
Darauf war ein Rhinozeros abgebildet und folgender Text geprägt: „Dieses Rhinozeros
wurde von Asien nach Europa gebracht durch den Kapitän van de Meer im
Jahre 1741; es wurde in Stuttgart in Württemberg stationiert. Es wog 5000 Pfund,
fraß den Tag über 60 Pfund Heu, 20 Pfund Brot und soff vierzehn Eimer Wasser."
Man kann sich vorstellen, daß die mit dieser Medaille Ausgezeichneten darüber nicht
gerade entzückt waren.

Bei der ersten Feststellung der Reblaus in Europa im Jahre 1868 (in der Provence
und dem Departement Vaucluse an der Rhonemündung) hatte Blankenborn
sofort die Gefahr für den europäischen Weinbau erkannt. Wie sehr sich Blankenborn
mit diesem Rebschädling beschäftigt hat, läßt sich aus den Erinnerungen des
Pfarrers Hansjakob entnehmen, in welchen über einen Besuch Hansjakobs bei Blankenborn
am 28. Januar 1878 in Karlsruhe zu lesen ist: „Gegen Abend machte ich
meinen Besuch beim Präsidenten des Deutschen Weinbauvereins, Dr. Blankenborn.
Da ich mir meinen Seewein selber pflanze (Hansjakob war damals Pfarrer in Hagnau
am Bodensee, wo er auch die erste Winzergenossenschaft gründete) und weil
meine Pfarrkinder lauter Rebleute sind, so habe ich schon vor zwei Jahren die
Bekanntschaft dieses Mannes gemacht, und bin Mitglied des Deutschen Weinbauvereins
. Ich habe selten einen geistig lebhafteren Mann kennen gelernt als diesen
Herrn, der die rastloseste Geistesarbeit aufwendet für den Weinbau, nicht bloß in
Deutschland, sondern in allen europäischen Staaten. Die Phyloxera vastatrix (Reblaus
) läßt dem gelehrten Oenologen Tag und Nacht keine Ruhe, und zahllos wie
der Sand am Meer sind seine Briefe und Aufsätze, die er in den verschiedensten
Sprachen gegen diesen internationalen Reichsfeind schreibt. In seinem Laboratorium
wird dieses lausige Geschöpf in allen seinen Lebensstadien studiert und präpariert,
werden Weine untersucht und Rebwurzeln aller Länder und Sorten nach allen Richtungen
hin sondiert. Aber nicht bloß Geist und Gesundheit opfert der unermüdliche
Herr seinem Stand, sondern auch große Summen Geldes verwendet der reiche Mann
auf die Förderung des Weinbaues. - Aufgeregt wird dieser Herr nur, wenn er auf
seinen Stand, die Ökonomen höheren Ranges zu sprechen kommt. Er ist bitterböse,
daß seine reicheren Standesgenossen so wenig Geist und Geld auf die Landwirtschaft
verwenden und lieber ihre Kapitalien und Kinder dem Gründertum, der Staatsmaschine
oder dem Handel opfern, statt in erster Linie an ihren eigenen Stand zu
denken, um ihm die gebührende Achtung in der Gesellschaft zu verschaffen."

Wie modern klingt es, wenn wir hören, daß Blankenborn auch schon eifrig die
Anpflanzung reblauswiderstandsfähiger Sorten betrieb. In dieser Richtung unternahm
er umfangreiche und kostspielige Versuche auf dem Blankenhornsberg im
Kaiserstuhl. Nach der von Adolph Blankenborn selbst geschriebenen „Geschichte
und Bewirtschaftung des Rebgutes Blankenhornsberg" waren im Jahre 1815 die
ersten Reben im Doleritboden durch einen Ihringer namens Luedtin angelegt worden
. Dieser hatte als Feldherr in neapolitanischen Diensten gestanden und am Fuße
des Vesuvs die Weinberge, in denen Lacrymä Christi wächst, gesehen. Er fand, als
er in seine Heimat zurückgekehrt, daß der Dolerit eine große Ähnlichkeit mit dem
Boden jener Weinberge habe.

Über die weitere Geschichte des Rebberges und die Zeit, in der er den Namen
Blankenhornsberg erhielt, berichtet die Inschrift auf einem Basaltblock, den Adolph
Blankenborn auf diesem Familiengut errichten ließ. Die Inschrift lautet:

„In den Jahren 1842 bis 1844 haben die Gebrüder Blankenborn: Nicolaus, gebo-
ren 6. Juli 1810, gestorben 10. September 1860, Adolph Friedrich, geboren 27. September
1812, gestorben 18. September 1873, und Wilhelm, geboren 1. April 1818,
gestorben 24. Dezember 1891, das Rebgut Blankenhornsberg am Kaiserstuhl mit

195


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1961-01/0197