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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
23.1961, Heft 1, Müllheim Baden.1961
Seite: 204
(PDF, 52 MB)
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zwischen Pforzheim und Weinheim kam er 1904 nach Mannheim und wurde
dort 1909 Hauptlehrer, welchen Dienst er bis 1924 versah.

Das Zentrum wissenschaftlicher Forschung und Lehre in Baden lag in den
beiden benachbarten Städten Mannheim mit seiner Handelshochschule und
Heidelberg mit seiner Universität. Trotz eines Wochenstundendeputats von
30 Stunden gab er sich nach der ihm eigenen grüblerischen Veranlagung mit
Eifer seiner Neigung zur Philosophie hin. Schon i. J. 1910 erschien das Erstlingswerk
des kaum 28jährigen Philosophen: „Persönlichkeit und Kultur", das
berechtigtes Aufsehen erregte. Das tiefe Erlebnis des Weltkrieges 1914/18 führte
ihn an die Grundlage der Staatsbildung. Seine Sehergabe offenbarte sich in
dem Werk „Die deutsche Staatsidee" 1917 und in der Schrift „Grundriß des
Deutschen Reiches, Volkstum und Volksstaat" 1919. Der Verlag Diederichs in
Jena übernahm 1920 das kleine Werk „Die Revolution der Wissenschaft" zur
Veröffentlichung. Das waren die Hammerschläge eines Wissenschaftlers, der sich
seiner Aufgabe für Volk und Staat bewußt war und sich ohne Scheu und
Tadel dieser Aufgabe unterzog. In rascher Folge schritt er von Stufe zu Stufe
in der Begründung seines revolutionären Auftrags voran: 1921 erschienen „Die
Vorspiele zur autonomen Pädagogik" und die Abhandlung „Erziehung und
Entwicklung", 1922 das epochemachende Werk „Philosophie der Erziehung".
Darin zeigte er, entgegen alter Pädagogik, die seit 100 Jahren erstarrt war,
daß es weit über die Grenzen planmäßiger und bewußter Erziehung eine viel
umfassendere gibt, und daß die Erziehung als Urfunktion der Gemeinschaft
durch das Leben, durch Sitte und Brauch, Sprache, Recht, Wirtschaft, Religion,
kurzum durch alle Kulturfunktionen einer Gemeinschaft nachzuweisen sei. Damit
wurde er zum Bahnbrecher der neuzeitlichen Erziehungswissenschaft. Unter
dem starken Eindruck dieses Werkes ernannte ihn die Universität Heidelberg
zum Dr. h. c. der Philosophie. Mehrere Semester wirkte er als Dozent an der
Mannheimer Handelshochschule. 1924 wandte er sich dem Verhältnis von Dichtung
und Erziehung zu, indem er dem Lauf der Geschichte folgt und die Lieder
und Bekenntnisse von Völkern und Ständen als Erziehungsmächte aufzeigt.

1925 folgte das Buch „Menschenformung", worin er beweist, daß jeder Abschnitt
der deutschen Geschichte durch ein besonderes Lebensideal beherrscht
ist und daß dieses den ihm angemessenen Menschentypus schafft. Die Darstellung
des Idealbildes ist eine Hauptaufgabe der Dichtung und der Kunst.
Der Idealtyp besitzt unvergänglich allgemeine Geltung. Als Fortführung dieser
Gedankengänge erweist sich 1927 das Werk „Bildungssystem der Kulturvölker".
Zugleich erschienen 5 Vorträge über den „Grundriß der Erziehungswissenschaft"
in der Sammlung „Wissenschaft und Bildung".

1928 wurde er an die Hochschule für Lehrerbildung in Frankfurt berufen,
und von dort nach Dortmund versetzt. 1933 wurde er zurückgerufen und
kam als Professor und Rektor der Universität abermals nach Frankfurt. Seit
1934 wirkte er in gleicher Eigenschaft an der Universität in Heidelberg bis
zur Internierung durch die Amerikaner.

Seit 1931 beschäftigte ihn die Gesamtschau und der Blick auf das Kommende
stark. Gleich dem Basler Kunsthistoriker Jakob Burckhardt sah er große Gefahren
, ja tödliche Niederbrüche voraus und suchte zu wehren. Im Bündischen
Verlag in Heidelberg betont er die Abkehr vom bisherigen individualistischen
Prinzip in allen Lebens- und Wirtschaftsformen in der Schrift: „Völkischer
Gesamtstaat und nationale Erziehung" und 1933 in der folgenden: „Der Staat
des deutschen Menschen". Er knüpft an an das nationale und humane Ideal
der deutschen Philosophie von Lessing und Herder bis Hegel und greift zurück
auf Piatons Idealstaat und Augustins Gottesstaat. Der Staat als Form des

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