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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
23.1961, Heft 1, Müllheim Baden.1961
Seite: 213
(PDF, 52 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1961-01/0215
Bundesminister Prof. Dr. Balke und seinem Ministerium dankte der Bürgermeister
dafür, daß sie den Bau des Sammelklärwerkes (mit dessen Bau in der
Rheinniederung bei Neuenburg im März 1957 begonnen und das im Mai 1959
voll in Betrieb genommen wurde), das zur Entwässerung der Stadt, der großen
militärischen Anlagen und von drei Nachbargemeinden diene, entscheidend gefördert
hatten. Mit dem herzlichen Gruß an Innenminister Renner verband der
Bürgermeister Dankesworte an den Minister und sein Ministerium für die vielfache
Förderung in den vergangenen Jahren. In diesen Dank bezog Bürgermeister
Graf die gesamte Landesregierung und vor allem auch Regierungspräsident
Dichtel mit ein, für den in vieler Hinsicht bekundeten Willen, die Stadt Müllheim
und deren Raumschaft durch wirtschaftliche, finanzielle und landesplaneri-
sche Maßnahmen entscheidend zu fördern. Er denke dabei vor allem an die Verbesserung
der schwachen Finanzstruktur und der einseitigen Wirtschaftsstruktur
durch sorgfältig abgestimmte Auffüllung des industriellen Vakuums. Diese Entwicklung
sei im Gange und müsse auch weiterhin mit Rücksicht auf die Eigenart
des Kreises qualitativ und quantitativ dosiert und gesteuert werden, damit es
nicht zu übersteigerten und schädlichen Fehlentwicklungen komme, wobei zugleich
der öffentlich geförderte Wohnungsbau für zusätzlich anzusiedelnde Arbeitskräfte
vonnöten sei. „Es gehört sehr wohl in den Rahmen einer stadtgeschichtlichen
Feierstunde", so betonte der Bürgermeister, „auch hierüber zu
sprechen und uns ins Gedächtnis zu rufen, daß unserer Stadt und unserem Kreis
aus geschichtlichen, völkerrechtlichen und geographischen Gründen seit dem
Ende des ersten Weltkrieges nicht die gleich günstige wirtschaftliche Entwicklung
beschieden war, wie anderen weniger grenznahen und militärisch weniger
neuralgischen Gebieten. Diesen Rückstand gilt es auch weiterhin organisch aufzuholen
. Wir sind glücklich, in diesen bedeutungsvollen Dingen auch in Herrn
Regierungspräsident Dichtel einen energischen und sachkundigen Förderer zu
haben. Es ist aber nicht nur Ihre kommunalpolitische Aufgeschlossenheit und
Ihre undoktrinäre Art, die wir Gemeinden und ihre Bürger an Ihnen schätzen.
Was wir darüber hinaus besonders dankbar vermerken, ist, daß Sie stets ein
offenes Ohr für die Sorgen der weniger gut situierten unter den Städten und
Gemeinden des Regierungsbezirks haben, jener Gemeinden, deren Hemd chronisch
zu kurz ist, um alle finanziellen Blößen mit Anstand zu bedecken, besonders
die unverschuldeten Blößen, die durch die Belastung mit überörtlichen
Schwerpunkt- und Mittelpunktaufgaben verursacht werden.**

Zu den drei Landtagsabgeordneten unter den Ehrengästen bemerkte der
Bürgermeister, auf die schlechte Wahlbeteiligung im Kreis Müllheim bei den am
15. Mai 1960 abgehaltenen Landtagswahlen anspielend, daß wir deren Besuch
eigentlich nicht verdient hätten; „denn auch die Müllheimer haben sich bei der
letzten Landtagswahl durch mangelhafte Wahlbeteiligung ein gar schlechtes
Zeugnis über ihre staatsbürgerliche Reife ausgestellt und daher nicht verdient,
daß der Wahlkreis mit Drillingen niedergekommen ist."

„Sie werden es mir hoffentlich nicht verübeln", sagte der Bürgermeister,
„daß ich die Begrüßung regelwidrig dazu benützt habe, um am Beispiel Müllheims
darzutun, wie vielfältig doch eine Stadt nach allen Seiten — wie durch
Kette und Schuß — verwoben ist mit ihren Nachbargemeinden, mit dem Landkreis
, mit dem Land und dem Bund. Lassen Sie mich — und nun wende ich mich
besonders an unsere Müllheimer Mitbürger — aber auch sagen, daß einer Gemeinde
nur dann eigenes Gesicht, gesunde Eigenart und schöpferische Kräfte
beschieden sind, wenn sie ihr aus ihrer Bürgerschaft heranwachsen. Aus einer
Bürgerschaft, die sich ihrer Stadt verbunden fühlt und sie nicht als etwas
Anonymes, als etwas Fremdes empfindet. Aus einer Bürgerschaft, die es mit

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