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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
23.1961, Heft 1, Müllheim Baden.1961
Seite: 215
(PDF, 52 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1961-01/0217
„Nach der Zerstörung des Schlosses von Badenweiler durch die am 6. April
1678 abziehende französische Besatzung war der Burgvogt mit seinen Verwaltungen
nach Müllheim übergesiedelt. Das Oberamt hatte vorübergehend seinen
Sitz in Sulzburg, wurde dann wieder nach Badenweiler verlegt, wo die Beamten
mit ihren Familien in halbzerstörten Räumen hausten. Da erwirkte der Amtsverweser
Hofrat Cellarius, 1727, den Beschluß zur Verlegung des Amtssitzes
nach Müllheim. Im Jahre 1729 wurde der Bau des neuen Amtshauses, das neben
der alten Martinskirche steht, fertig. Noch war aber Müllheim erst der Hauptort
eines ziemlich kleinen Bezirks, da bereits Auggen, Vögisheim, Feldberg zu einer
andern Herrschaft, nämlich Sausenberg, gehörten, und Neuenburg, Steinenstadt,
Schliengen, Liel, Mauchen, Bamlach, Bellingen, Rheinwreiler und andere Orte
österreichischer, bischöflich-Basler oder freier adliger Besitz waren. Erst 1803
fielen alle diese Orte an Baden." Dr. Fischer wies darauf hin, daß die Geschichte
von der Amtsverlegung von Badenweiler nach Müllheim hier an dieser Stätte
der alten Martinskirche ganz gegenwartsnah sei. So seien an der nördlichen
Wand dieses ehemaligen Kirchenraumes die Grabmäler von Burgvögten und
Amtmännern der Herrschaft Badenweiler zu sehen, etwa das schöne Grabmal
aus rotem Sandstein für den Oberamtmann Hans Hartmann von Habsperg und
seine Gattin Frau Glodina von Rot, oder die entzückend ausgeführte Gedenktafel
der Familie des Hofrates Cellarius und draußen an der Außenfront gegen
das Amtshaus hin das Epitaph des Neuenfelsers Ehrhard, der Burgvogt und
Amtmann war und 1452 hier in der Martinskirche beerdigt wurde.

Uber die Verlegung des Wochenmarktes von Neuenburg nach Müllheim
seien die Neuenburger nicht erfreut gewesen. „Mit Wehmut, nicht mit Freudigkeit
", wie Stadtpfarrer Huggle in der Geschichte der Stadt Neuenburg am Rhein
schreibe, und „statt in erhebenden Hoffnungen voll drückenden Vorgefühls"
betrachteten die Neuenburger die veränderten Verhältnisse. „Die Aufhebung
der Landstände, die Zuteilung zur Herrschaft eines Fürsten (Markgraf Carl
Friedrich), dessen Macht mit der von Österreich allerdings nicht verglichen werden
konnte, und einer katholischen ganz entgegengesetzten Konfession beipflichtete
, und der Ruf, in dem er von einer Seite her als ein sehr weiser, von
der anderen als ein strenger Fürst stand, wrie auch der gedrückte Stolz, daß die
Neuenburger so lange kaiserliche Untertanen, nun die eines wenig mächtigen
Fürsten sein sollten! — Dies alles", bemerkt der Neuenburger Chronist, „trug
nicht wenig dazu bei, solche Gefühle hervorzurufen." Doch schon nach wenigen
Jahren habe derselbe Chronist schreiben können, wie wohltätig die verschiedenen
Ergebnisse der damaligen Zeit auf das Wohl der ganzen Gemeinde wie auch
der einzelnen Privaten einwirkten.

Auch die Verleihung des Stadtrechts im Jahre 1810 sei ohne irgendwelches
Zutun von Müllheim geschehen. Pfarrer Sievert berichte in seiner „Geschichte
der Stadt Müllheim" hierüber, daß mit einer Entschließung des Ehrwürdigsten
unter Deutschlands Fürsten (gemeint ist der Markgraf, Kurfürst und erste Großherzog
von Baden, Carl Friedrich) zu Beginn des 19. Jahrhunderts der letzte
Abschnitt von Müllheims Geschichte anhebe. „Ohne, daß von hier aus ein dahingehendes
Gesuch ergangen wäre", schreibe Sievert, „wurde durch Erlaß aus
Großherzoglichem Ministerium des Innern vom 27. Januar 1810 der bisherige
Marktflecken Müllheim zur Stadt erhoben." (Siehe den Beitrag von F. Fessen-
becker über „Die Erhebung zur Stadt 1810" in diesem Band.)

So war denn Müllheim eine Stadt, freilich in bescheidenen Verhältnissen,
wie der Chronist bemerkt. Auch hundert Jahre nach der Verleihung der Stadtrechte
, so erwähnte Dr. Fischer, sei es in Müllheim bescheiden zugegangen.
„1910 feierte man das Jubiläum in dem neu angelegten Hebelpark. Die Stadt

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