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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
23.1961, Heft 1, Müllheim Baden.1961
Seite: 223
(PDF, 52 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1961-01/0225
Werdet Ihr mit neuen Naturkräften arbeiten, an die wir glauben, ohne sie zu
ahnen? Oder wird Peters des Großen (des russischen Zaren) Testament vollzogen
und Europa von asiatischen Scharen vernichtet sein?"

Ließ das Zitieren dieser Urkunde nicht nur auf den Weitblick des Verfassers
schließen, sondern auch zum Nachdenken anregen, so brachte ein anderes altes
Schriftstück, nämlich ein Bericht des hervorragenden Oberamtmannes Geheimrat
Salzer an den Markgrafen im Jahr 1754, eine heitere Note in den kurzen
historischen Rückblick, den Bürgermeister Graf gab. In diesem Bericht, in dem
Müllheini als geeigneter Sitz von Manufakturen und anderem „nützlichem Gewerbe
" bezeichnet wird, ist auch von aufsässigen Leuten die Rede. „Verleumden,
Hetzen, Zanken und Balgen" hätten überhand genommen und nicht selten würden
häßliche „Pasquillen" ausgestreut. Wie anders sei es doch in Badenweiler,
deren Einwohner „stille, gute, folgsame Leute" seien. „Sie wissen nichts von
Schwelgen", so fährt der besorgte Oberamtmann fort, „vermutlich, weil sie dazu
wenig Zeit und Mittel besitzen. Badenweiler ist ein armer Ort, in welchem sich
die meisten Einwohner kümmerlich ernähren und die Vermöglichen ihr Brot
saurer verdienen als anderswo."

Bürgermeister Graf wies in seinem mit herzlichem Beifall aufgenommenen
Grußwort schließlich auf die Bedeutung einer Zusammenarbeit im Gemeinwesen
hin. „Sorgen wir dafür", so betonte das Stadtoberhaupt, „daß unsere Stadt stets
eine Pflegestätte edlen Bürgersinns ist, in der sich der Einzelne dem Ganzen
verantwortlich fühlt und dem Ganzen dient. Denn unsere Stadt soll ein Bollwerk
eines freiheitlichen, aber zugleich sozial verpflichteten Bürgertums sein."
„Für uns alle soll als Richtschnur dienen: Im Notwendigen die Einheit wahren,
in zweifelhaften Dingen die Freiheit lassen, in allen Dingen aber die Liebe
üben. Diese Liebe soll als Nächstenliebe unseren Mitbürgern entgegengebracht
werden. Sie soll aber auch stets als Heimatliebe unserem Markgräflerland und
vor allem unserer Stadt gelten. Wer ist diese Stadt? Kein anonymes und abstraktes
Wesen! Vielmehr die lebendige Gemeinschaft von uns allen."

Als lebendige Gemeinschaft, als jung gebliebene Stadt, die als Mittelpunkt
des Markgräflerlandes mitgestaltend und mitschaffend am Geschick des oberrheinischen
Landes tätig war und ist, feierte auch Landrat Berthold Allgaier
die Jubiläumsstadt Müllheim. In herzlichen Worten überbrachte er die Grüße
des Kreises und seiner Gemeinden. Müllheim sei trotz seinen 1200 Jahren nicht
alt geworden, und man könne ihm guten Gewissens ein langes Leben und ein
erfolgreiches Wirken wünschen. Diese Wünsche gelten einer Stadt, die über ihre
Grenzen hinaus von Bedeutung für die Gemeinden des Kreises sei. Eben für
diese übrigen 43 Gemeinden möge Müllheim sich stets seiner zentralen Aufgabe
bewußt sein. In gegenseitiger Achtung und Hilfe möge man in der größeren
Gemeinschaft miteinander leben.

Der von dem Schauspieler Hugo Frank gewandt und flüssig geleitete Abend
brachte ein abwechslungsreiches Programm, das ausschließlich von Müllheimer
Vereinen geboten wurde und nicht nur das hohe Leistungsniveau aller beteiligten
Vereine, nämlich von Sängervereinigung, Stadtmusik, Handharmonikavereinigung
des Schwarzwaldvereins, Lautengruppe des Hebel-Bundes sowie Turnverein
bewies, sondern auch von jenem Bürgersinn und Gemeinschaftsgeist
zeugte, der in den Ansprachen wiederholt apostrophiert wurde. Erfreulich auch,
daß man in den musikalischen Darbietungen bewußt Lied- und Musikgut alemannischer
Dichter und Komponisten herausstellte. So erklangen das von dem
unvergessenen Chormeister Albin Neininger vertonte Hebel-Gedicht „Z' Mülle
an der Post", wie das von dem verdienstvollen, leider viel zu früh verstorbenen
Hebel-Vogt Fritz Wolfsberger stammende und von Franz Philipp vertonte Lied

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