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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
23.1961, Heft 1, Müllheim Baden.1961
Seite: 244
(PDF, 52 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1961-01/0246
hängelager und -achse fertigte die Firma Hans Leisinger, Fahrzeugbau. Die beiden
schweren bronzenen Namenstafeln auf den Innenseiten des Torbogens sind
1 Meter breit und 1,80 Meter hoch. Sie tragen in modellierter erhabener Antiquaschrift
die Namen der Kriegstoten und Vermißten beider Weltkriege. Sie
sind in den kunstgewerblichen Werkstätten Straßacker in Süssen (Württemberg)
gefertigt worden. Als künstlerischer Berater hat sich Studienrat Werth auch in
allen Stadien der Ausführung des Denkmals große Verdienste erworben. Auch
Stadtbaumeister Leschnik, der die gesamten Arbeiten zu überwachen hatte, hat
sich um ein würdiges Ehrenmal verdient gemacht.

Nun ist das Werk vollendet, eine Schöpfung, die bei aller Kühnheit der
Formgebung über dem Totenfeld sich erhebt, als wäre sie aus der Erde herausgewachsen
. Warm spielt das Licht über den Flächen des rohen Betons, die in
ihren Wölbungen und leichten Schwingungen die Meisterhand verraten. Eine
sinnvolle Kulisse bildet eine Trauerweide, die schon vor Errichtung des Ehrenmals
hier gestanden hat und nun mit ihrem gewundenen Geäst und dem schütteren
herbstlichen Laub gleichsam mit einer leise klingenden Melodie den Bogen
umspielt. Der Blick geht von diesem Feld mit den Gruppen rohbehauener
Granitkreuze gen Süden auf die im Tale liegende Stadt und hinüber zu ihren
Rebbergen. Dort unten, wo sich das Zwiebeltürmlein der Margarethen-Kapelle
über den Dächern erhebt, hing einst die Glocke, die nun hier im Ehrenmal ihren
Dienst für die gefallenen Brüder und Schwestern tun wird.

Es war ein sinniger Gedanke, diesen Ehrendienst der ältesten Müllheimer
Glocke aufzutragen. Sie gehört außer dem Turmgewölbe in der alten Martinskirche
mit zum ältesten, was wir in Müllheim an überkommenen Denkmälern
und Werten haben. „Onofrion Roth goß mich in Basel 1691", steht auf dem
Glockenmantel zu lesen. 1691, also heute vor 269 Jahren! Da standen weder die
Alte Post, die erst 1745 aus den Ruinen eines Klosters erbaut wurde, noch das
Amtshaus, das erst 1729 fertiggestellt wurde. Und da läutete schon das Glöcklein
mit seinem silberhellen Klang! Christian Willin war damals Vogt und Christoffel
Frei Stabhalter in Millen, wie es auf der Glocke heißt. Auf der Glocke ist auch,
wie schon vor kurzem berichtet, das heutige Müllheimer Stadtwappen zu sehen,
allerdings in etwas veränderter Form, denn der Halbmond liegt auf der Nase
nach unten und darüber wölbt sich, durch eine senkrechte Linie verbunden, das
halbe Mühlenrad. Rechts und links vom Halbmond ist zu lesen: „Das Dorffwoben
".

Wie ein Lied der zeitlichen und ewigen Heimat ist der Klang der Glocke,
die über zwei Jahrhunderte hindurch an Freud und Leid in der Stadt teilgenommen
hat. Vielen, die auf dem Müllheimer Friedhof oder auf der alten Begräbnisstätte
um die Margarethen-Kapelle ruhen, hat sie einst geläutet. Nun wird
die Glocke nach langem Schweigen wieder ihre silberhelle Stimme erheben, und
ihr Klang wird weiter reichen als je zuvor. Denn, wo ihn kein Ohr mehr hören
kann, wird ihn die Liebe weitertragen bis an die fernsten Stätten der Erde, wo
unsere Brüder ruhen.

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