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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
23.1961, Heft 1, Müllheim Baden.1961
Seite: 257
(PDF, 52 MB)
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Das Jubiläumsjahr 1960

Der Festgottesdienst in der evangelischen Stadtkirche
Predigt von Stadtpfarrer K. T. Schäfer

Am Sonntag Trinitatis, dem 12. Juni 1960, an dem am Nachmittag in
einer Feiertsunde in der städtischen Festhalle die Veranstaltungen der Stadt
im Jubiläumsjahr eröffnet wurden, predigte am Vormittag im Festgottesdienst
in der evangelischen Stadtkirche Stadtpfarrer K. T. Schäfer über Eph. 1, 3—10.
Die Predigt sei hier im Wortlaut wiedergegeben:

„Wenn die großen Maler des Mittelalters mit ehrfürchtigem Blick und liebevoller
Hand die biblischen Geschichten malten, zeichneten oder in Holz und
Kupfer schnitten, dann versäumten sie nie, die Heimatstadt, die sie liebten,
mit darzustellen. Und so sieht man die Geburt Jesu in einem Bürgerhaus,
die Verurteilung Jesu auf einem Marktplatz. Stets war beides gegenwärtig:
Die Realität Gottes und seiner unsichtbaren Welt mitten in der sichtbaren
wohlvertrauten Umgebung. Die Berge, Wälder und Fluren der Heimat, die
Burgen, Plätze und Häuser der Stadt, ja sogar die Kleidung und Gesichter
der Zeitgenossen. Hier war der dreieinige Gott mit seinem Segen lebendig.
Zwei Welten und doch nur eine.

Liebe Gemeinde! Wenn wir heute das Jubiläum unserer Stadt im Gotteshaus
feiern, dann begehen wir keine Heuchelei. Wir lieben unsere Stadt und
freuen uns über ihren Geburtstag, aber wir sehen sie nicht nur als geschichtlich
gewordene Größe, als Summe aller Ziegelsteine oder als Produkt eines
zielbewußten Bürgerwillens, sondern als Geschenk des dreieinigen Gottes, als
Ausdruck seines Wohlwollens, seiner Güte und seiner Geduld. Wo der Herr
nicht das Haus baut, so arbeiten umsonst, die daran bauen. „Wo der Herr
nicht die Stadt behütet, so wacht der Wächter umsonst." Wir sehen in der
mehrhundertjährigen Vergangenheit, die alte Häuser und Brunnen erzählen,
eine Geschichte Gottes mit dieser Stadt und ihren Bewohnern. Wir erkennen
in dieser Geschichte einen Auftrag an alle Bürger, sich dieser Verbundenheit
und dieses Wohlwollens Gottes bewußt und würdig zu erweisen und Gott
dafür zu loben.

Lassen Sie mich nun den Segen Gottes, von dem der Epheserbrief berichtet,
nach drei Seiten hin entfalten. Immer sind es sehr handgreifliche Dinge, die
aber jeweils von Gott her gesehen werden. Da ist zunächst die Tatsache der
Erwählung. In Christus hat Gott uns erwählt, in seiner Liebe hat er uns
verordnet, daß wir seine Kinder seien . . . Glauben Sie nicht, daß das nur
geistliche Gedanken sind. Daß diese Stadt in ihrer wechselvollen Geschichte
bewahrt wurde, ist nur ein kleiner Ausschnitt aus dem bewahrenden und erwählenden
Handeln Gottes. Gott hat ein lebendiges Interesse an uns. Das ist
die Voraussetzung aller Geschichte: „Verbirgst du dein Angesicht, so erschrecken
sie; du nimmst weg ihren Odem, so vergehen sie und werden wieder zu Staub".
Daß Gott das nicht tut, was die biblische Geschichte und die geschichtlichen
Katastrophen andeuten, wird für uns durch Christus deutlich: Er liebt, erwählt
und ruft uns. Darum wartet er. Darum läßt er bauen und planen, schmücken
und feiern. Wenn Sie Ihre Stadt sehen, denken Sie daran, was ihre Mauern
sagen: Gott wartet, weil er liebt, er wartet auf uns, auf unseren Glauben.

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