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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
23.1961, Heft 1, Müllheim Baden.1961
Seite: 260
(PDF, 52 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1961-01/0262
Das neue Klärwerk für die Abwässer von Müllheim, Niederweiler, Auggen und
Neuenburg in der Rheinniederung bei Neuenburg. Aufnahme F. ]. Mayer

Wie hatte sich das Dampfbähnle doch anstrengen müssen, bis es die Höhe
von Badenweiler erklommen hatte! Am stärksten, wenn es von der Hasenburg
den letzten Anrenn nach dem Kurort hinauf nahm. Über Ostern und Pfingsten
hatte es seine schlimmsten Tage. Da hing nahezu der ganze Wagenpark, Sommer
- und Winterwagen, von Besuchern Badenweilers und Ausflüglern vollgepfropft
, an der kleinen Lokomotive, die fauchte, qualmte und zitterte, bis sie
im Schneckentempo die schwere Last in Badenweiler hatte. Dann lehnte der
Lokomotivführer, in Seelenruhe die schwarzen, öligen Hände an einem Lappen
reibend, von seinem Stand heraus und ließ stolz das Reisepublikum an sich
defilieren, als wollte er sagen: „Mer hänn's wieder emol g'schafft!"

Tä, tä, tä, — tä, tä, tä, tä! „Bleibt nicht so lang bei den Mädchen stehn!"
tönt der Zapfenstreich von den Kasernen her über die Stadt. Zehn Uhr abends!
Soldaten und Bürger gehen schlafen.

Ein schöner Sonntag ist zu Ende gegangen. In den Höfen und vor den Häusern
blühen die Oleander, weiß und rot. Die Müllheimer sitzen auf Bänken
und Stühlen an der Straße. Das „blaue Tuch" geht durch das Städtlein spazieren
. Noch tragen die Soldaten kein Feldgrau. In weißen Hosen, blauen Röcken
mit goldenen Knöpfen beleben sie die Straßen, Gartenwirtschaften und Gasthäuser
. Nicht nur die Infanteristen aus Baden, auch die Preußen der schweren
Artillerie wissen den „Markgräfler" — und auch die Markgräflerin — zu schätzen
. Ein mancher ist für ein Leben lang in der kleinen Garnisonstadt hängen
geblieben, hat sich eine Müllheimerin zur Frau genommen und ist Müllemer
geworden.

Soeben hat der „Wilhelm" in der zitronengelben offen Droschke des Hotels
Römerbad die letzte Fuhre von Kurgästen am Müllheimer Bahnhof abgeholt
und über die Werderstraße aufwärts gefahren. Diese war von jeher die nobelste
Straße, denn nur sie wurde von Zeit zu Zeit gewalzt und geteert; alle anderen
Straßen, darunter auch die Hauptstraße, wurden im Spätherbst mit dickem
Schotter überdeckt. Die Bürger hatten über Winter dann Gelegenheit, die Steine
selbst oder durch ihre Fuhrwerke in den Boden zu treten und zu stampfen.

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