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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1961-02/0031
Speis5 und Trank im Markgräflerland

Von Paula Hollenweger

„Esse un trinke hebt Liib un Seel z'sämme" und „d'Liebi goht dur dr Mage"
sagen alte Sprichwörter, die im Markgräflerland wie anderswo ihre Gültigkeit
haben. Um das Essen und Trinken dreht sich täglich die Sorge der Hausfrau,
und wo sie nicht versteht zu hausen, einzuteilen und zu sparen, da fliegt gar
bald die Liebe zum Fenster hinaus. Freilich, wo nichts ist, hat auch der Kaiser
sein Recht verloren, und wo es schmal zugeht, da schätzt man erst das tägliche
Brot und ist dankbar dafür. Wie die Forscher schon längst herausgefunden haben,
lebten im Markgräflerland schon lange vor der Zeitwende, schon in den Steinzeiten
, Menschen, Ackerbauern, Jäger, Bergleute und Handwerker. Das Töpferhandwerk
machte in der langen Periode der hier seßhaften Jungsteinzeitmenschen
(5000 — 2000 v. Chr.) deutliche Fortschritte. Berichte geben Funde von Knochen
von Rindern, Schweinen und anderen Tieren. Reste von Weizen, Hirse, Gerste,
Bohnen und Traubenkerne fanden sich in Grabgefäßen, Waffen aus Erz (Bronze)
und Eisen in den Grabstätten. Aufgefundene Schmuckstücke und Münzen (Goldtellerchen
), Gegenstände, Geräte und Scherben aus Silber, Eisen (1000 v. Chr.),
Bronze, Glas, Kupfer (2500 v. Chr.), manchmal aus Gold oder Bernstein, wie
Handwerkszeuge aus Knochen, Hirschgeweih, Gräten, Jaspis, Steinen, Ton oder
Holz vermitteln ein Bild der damaligen garnicht primitiven Lebenshaltung, die
uns heute Bewunderung abnötigt. Einfach mag die Ausstattung auch der Küche
gewesen sein, doch waren die Geräte praktisch und zweckmäßig und oft kunstvoll
geformt und verziert.

An einfach gekreuzten Holzpfählen hingen die Töpfe aus Ton, Bronze oder
Eisen, in welchen Fleisch und Mus gekocht wurden, über der offenen Herdstätte.
Der Braten von Kalb, Rind, Schaf und Schwein wurde am Spieß gedreht, wie
ein Vogel oder ein Fisch, und die Würze gaben die feinen Kräuter, wie die
Natur sie bot und wie sie im Gewürzgarten gezogen wurden.

Gebacken wurde in Tiegeln mit drei oder vier Füßen, wie sie noch in unserem
Jahrhundert verwendet wurden, die man in die heiße Asche, oder auf glühende
Kohlen stellte und mit welchen auch der Deckel bedeckt wurde. Die damalige
Frau legte wohl wie die heutige ihre Ehre darein, von dem, was ihr zur Verfügung
stand, das Beste zu bereiten. Milch und Wasser waren da, und sie sind
auch heute noch aus der Küche nicht wegzudenken. Wasser und Milch wurden
getrunken, Beeren und Früchte löschten den Durst. Aus Honig verstand man
schon früh Honigwein, den Met, zu bereiten. Honig wurde durch Jahrtausende
allein zum Süßen des Breis - im Märchen wird vom süßen Hirsebrei erzählt -,
wie auch von Festkuchen mit getrocknetem Obst verwendet.

Den Honig lieferten anfänglich die wilden Bienen im Wald, bis man sie mit
den Bäumen zum Haus verpflanzte und später in Körben hielt. Der ganze
Wabenbau mit dem Honig wurde herausgeschnitten, nachdem man die Bienen
durch Rauch vertrieben hatte. Die Honigwaben wurden roh gegessen oder ausgekocht
. Nach dem Kaltwerden hatte sich das Wachs oben im Gefäß gebildet
und unten blieb der Honig. Bis vor 50 Jahren gab es auch hier noch solche
Korbbienen. Wachs und Honig waren sehr wertvoll. Mit der Zeit bildete sich
die „Zeidlerzunft", die allein Wachs und Honig durch erbliches Privileg gewinnen
durfte. Birnen und Süßkirschen, welche die Natur bot, gaben getrocknet Zutat
zu Kuchen und im Winter eine willkommene Zuspeise. Was war doch der wohlgefüllte
„Schnitztrog" der Großmutter für die Enkelkinder noch eine verlockende
Angelegenheit! Auch Kräuter zum WTürzen und heilsamen Tee wurden getrocknet,

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