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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1962-02/0021
Tiliam'". Spelge hält sie mit Recht für eine Wallfahrtskirche. Auch Oberkirchenrat
i. R. D. Karl Bender hat in „Die Markgrafschaft" 1951 darauf hingewiesen,
daß „der Heilige aus dem Fränkischen zu uns eingewandert ist". Neben der Kirche
war schon in alter Zeit ein Kaplaneihaus erbaut worden, das nach Errichtung
der Propstei von St. Peter in Betberg 1456 von zwei Kaplänen bewohnt wurde,
welche die dahin gehörenden Kirchen, nämlich St. Mariae in Betberg, St. Aegidii
in St. Ilgen, St. Mauritii in Außer- und St. Laurentii in Inner-Seefelden kirchlich
zu bedienen hatten. Vom heiligen Aegidius berichtet die Legende, daß eine Hirschkuh
seinen Aufenthalt verraten und ihn so dem König zugeführt habe. Ein Bild
mit dem Hinweis darauf war früher in der Kirche von St. Ilgen zu sehen. Martini
erwähnt ferner in seiner „Geschichte der Diözese Müllheim" eine „Statue obscöner
Natur, die nun auch längst zerstört ist." Es war ein Blecker, wie uns Ernst Ochs in
seinem „Badischen Wörterbuch" berichtet: „Bleck-arsch eine Sandsteinfigur, die
den nackten Hintern zeigt; befand sich bis 1726 in der Kirche von St. Ilgen
(Müllheim). An Verstopfung und andern Darmbeschwerden Leidende wallfahr-
teten dorthin, um aus dem After Sandkörner zu kratzen, die sie dann daheim
verzehrten." Eine solche Figur befindet sich im Heimatmuseum Buchen und ist
in den Heften der „Badischen Heimat" Jahrgang 1917 abgebildet. An den heiligen
Aegidius erinnert aber heute noch das Ortswappen von Laufen, die Lilie.
Die Legende berichtet, daß dem Abte Aegidius auf dürrem Gelände plötzlich
eine Lilie hochgeschossen sei.

Mit allen diesen Hinweisen auf die verschiedenen Patrone, die auf die fränkische
Herkunft hindeuten, ist aber noch nicht gesagt, daß die erste Kunde vom
Christentum aus den Klöstern in den Vogesen zu uns kam. Paul Stintzi weist
im „Jahrbuch des Sundgau-Vereins 1961" in einer gründlichen Arbeit über die
Abtei Lützel nach, daß die Benediktiner nur die Vogesentäler und die Ebene in
ihren Wirkungsbereich einbezogen. „Man nehme Murbach, Münster, Altdorf,
Ebersmünster. Der Sundgau war von der Kolonisierungsarbeit der Benediktiner
nicht berücksichtigt worden. Die ersten Mönche, die den Sundgau betraten, waren
Clunyazenser (St. Morand, Feldbach, Kaltenbrunn) und fast mit ihnen auch die
Zisterzienser von Lützel, dessen Gründung zeitlich zwischen jene von St. Morand
(Ende des 11. Jahrh.) und von Feldbach (1145) fällt. Ein großer Teil des Sund-
und Eisgaus war aber damals noch mit Wald bedeckt, unfruchtbarer Boden,
welcher gerodet werden mußte." Nach Marcel Beck „St. Trudpert bis zum 10.
Jahrhundert" muß Trudperts Wirksamkeit in das 7. Jahrhundert verlegt werden.
„Sie muß in jene Epoche fallen, in der von fränkischer Seite aus die ersten
energischen Versuche unternommen wurden, das Christentum bei den Alemannen
einzuführen. Diese Aufgabe aber fiel in Süddeutschland zur Hauptsache den
Iren zu, während die Angelsachsen hier kein eigentliches Feld für ihre Tätigkeit
mehr vorfanden."

Das Urkundenbuch von St. Gallen übermittelt uns einen Vorgang aus dem
Jahre 868, der die Zustände klar zeigt. Ein gewisser Toto vertauscht seinen
Besitz in Wittnau und Au*) an St. Gallen und erhielt dagegen quicquid in saltu
Svarzwald iuxta fluvium Melia2) hodierna die extirpatum et cultum haberent.
Heinrich Büttner schreibt dazu in „Schau-ins-Land" 1938/39 folgendes: „Genau
lokalisieren läßt sich dieses Gebiet nicht mehr; allzuweit vom Schwarzwald abrücken
dürfen wir nicht, so daß wohl die Umgegend von Staufen — Grünem —
Ballrechten *) anzunehmen ist. Hier haben wir den Fall des Innenausbaues ganz
deutlich vor uns. Bisher ungenütztes Gelände wird kultiviert von St. Gallen und
dann weiterverliehen." St. Gallen behält die Bannrechte; Toto aber siedelt an
anderer Stelle. Finden wir seinen Namen in Döttingen oder in Dottighofen? Die
Angaben im Lorscher Codex lassen keine genaue Bestimmung zu, aber Lorsch
sitzt ja am Ende des 8. Jahrhunderts hier allenthalben: in Buggingen, Seefelden,

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