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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1962-02/0034
daß die Sage auf alten Vorstellungen beruhe, die „später dazu benutzt wurden,
um einen Rechtsgrund für den Besitz eines Gemeindegutes oder einer Stiftung
zu konstruieren, deren wahrer Ursprung vergessen war". Er schließt weiter, daß
die vier Dörfer ihren Wald „gleich andern Markgenossenschaften seit der Besitznahme
des Landes durch die Alemannen und der Besiedelung der Gegend durch
ihre ersten Niederlassungen" gehabt hätten. Maurer weist nach, daß im Falle
des Vierdörferwaldes ein Fräulein von "Osenberg als waldschenkendes Fräulein
genannt wird. In Kirchhofen, Ehrenstetten, Norsingen und Offnadingen ist es
ein Fräulein von Staufen. Die Gegend von Lahr läßt das Fräulein aus dem Geschlecht
derer von Geroldseck stammen. Die Sage läßt sich bis Graubünden verfolgen
.

1938 hat Dr. Martin Wellmer nach umfassenden Studien eine Schrift „Zur
Entstehungsgeschichte der Markgenossenschaften. Der Vierdörferwald bei Emmendingen
" erscheinen lassen. An Hand des urkundlichen Materials, mit Hilfe der
Flurnamen und der Siedelungsgeschichte kommt Wellmer etwa zu folgenden
Ergebnissen: die Grenzen des Waldes haben nicht seit der Landnahme festgelegen
; den Gemeinden sind die Nutzungsrechte am Vierdörferwald auch niemals
streitig gemacht worden. Zwar versuchte der Markgraf, seine Rechte am Wald
zu erweitern; was er erreichte, gelang ihm nur als Landesherr, nicht aber als
ehemaliger Grundherr. Wellmer schreibt: „Wir möchten unsere Auffassung dahin
zusammenfassen, daß die Markgenossenschaften das Ergebnis einer Zeit sind, in
der die hergebrachte Nutzung der „Marken", die keinen Eigentümer hatten, durch
die fortschreitende Kolonisierung und die mit ihr verbundene Gefährdung bis
dahin selbstverständlicher Nutzungsrechte eine Abgrenzung der Nutzungssphären
erforderlich machte."

Untersuchen wir daraufhin einmal die Verhältnisse in unserm Gebiet. Westlich
des Kandertales haben wir außer Holzen nur -ingen-Orte, also Orte aus der
ältesten Zeit der Besiedelung. Wintersweiler steht wohl an Stelle eines ehemaligen
Bübingen, das als Gewanname weiterlebt. Zu der heutigen Gemeinde Tannenkirch
gehört außer Ettingen ein ausgegangenes Inningen, heute noch ein Flurname
. Mappach hat 874 eine basilica; Maugenhard erscheint 840 im St. Galler
Urkundenbuch, wo auch Mappach erwähnt ist. Bleibt Holzen: 1275 ecclesia
Holzhain, die Kirche vom Ort „Heim im Holz", also im Wald wie auch
Maugenhard Wald (des Mauwo) bedeutet. Und Tannenkirch?

Friedrich Metz schreibt in einem Aufsatz „Die badische Hardt" folgende
Sätze: „Hardt besagt, daß wir hier Wälder vor uns haben, die früher der Weide
dienten. Die mittelalterlichen Glosarien geben „hart" stets mit compascuum
Gemeindeweide wieder. Bei solchen Wäldern handelt es sich stets um die Eckerichts-
nutzung und damit um Eichen- und Buchenbestände." Wenn man unsere Karte
betrachtet, rindet man nördlich Kandern den „Sausenhart" und zwischen Holzen,
Mappach und Welmlingen den „Äußeren Sausenhart". Kann man sagen, daß der
Sausenhart, der ein Königsforst war, urspünglich das ganze Land vom Kandertal
bis zum Hügelland bedeckte? Ich möchte annehmen, daß in das Gebiet, das
unsere Karte zeigt, die Ansiedler von Westen her, genauer gesagt von Efringen-
Kirchen her kamen. Kirchen ist in karolingischer Zeit Königspfalz. Dort finden
wir jenen Brunicho centurio, der uns in verschiedenen Urkunden des Klosters
St. Gallen als Zeuge begegnet. Jene Zenturionen bekamen doch Land zur Siede-
lung zugewiesen. Als Kaiser Heinrich II. im Jahre 1007 den Ort Kirchen dem
Kloster Stein am Rhein schenkte, gehörte zu dieser Schenkung ein Hof zu Gupf.
Die ersten Erwähnungen in Urkunden geben kein klares Bild: 1163 Gupf;
1169 Uttnach; 1179 erstmals die Kirche in Tannenkirch; 1265 Ettigen. Der
Name „Tannenkirch" kann doch nicht als „Kirche in den Tannen" gedeutet
werden! Um die Kirche stehen Tannen und heben sie dadurch hervor. Die

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