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geben, geopfert wird. So mag man durch Geschenke an andere ursprünglich darauf
gehofft haben, dadurch auf sich selber Segen zu ziehen. Im Grunde genommen:
fällt die Freude, die wir geben, in das eigne Herz zurück! Allein das Ansehen
einer gesegneten Gestalt im Brauchtum, etwa bei der Uuffertbrut, sollte Segen
bringen, wie noch Sprüche dazu sagen. Manchmal gehen noch „Mann und Frau",
„Alte Mann und alti Frau", oder „Hisgir und Eierfrau", „Bettler und Bettlerin",
„'s Ankebäbi un sii Maa" oder „Uuffertbrut un Bräutigam", meistens sind alles
verkleidete Buben oder Burschen, zusammen. Wo diese gemeinsam auftreten,
weisen die Paare auf das Menschenpaar als Lebensursprung hin.

Zu den Sitten und Gebräuchen im Markgräflerland gehören i m
Jahreslauf zunächst die Neujahrsbräuche. In Stadt und Land wird von
jeher das neue Jahr erwartet und begrüßt, und noch heute ist das „Neujahranschießen
" üblich und wird vielfach mit „Tanz und Lustbarkeit" bei festlichem
Mahle empfangen. Das Lärmen und Knallen wurde zwar durch die vergangenen
Jahrhunderte wiederholt verboten, so auch in Freiburg 1539 das Neujahransingen,
1542 den Müllersknechten das Herumziehen und bechtele und 1572 das Umherziehen
, Lärmen und Tanzen, aber es hat sich trotzdem gehalten. Einst lag diesem
Lärmen der Gedanke zugrunde, daß man dadurch die bösen Dämonen vertreiben
könnte, und durch Verkleidung wollte man selbst als Böser gelten und durch das
Lärmen, Knallen, Schellen und „Gumpen" den Dämonen Angst und Schrecken
einjagen.

Überall wird das alte Jahr aus- und das neue eingeläutet, und ein Gottesdienst
in den Kirchen vermittelt Rückschau auf das vergangene Jahr, und Segen für das
neue wird erbeten. Musik- und Gesangvereine spielen und singen oft auf den
Dorfplätzen, um nachher das neue Jahr in einer Wirtschaft zu feiern. Noch in
unserer Zeit war es üblich, daß Paten ihren Patenkindern — oft hatte der Bauer
und seine Frau zwanzig und mehr — am Neujahrstag eine große Brezel brachten.
In den Bauernhäusern wurden und werden diese Brezeln selbst gebacken, wie an
Weihnachten der „Grätimann" aus Weckenteig mit Augen und Knöpfen aus Rosinen
, im Unterland „Dampedei" genannt. Die Brezel wurde mit einem 50-Pfennig-
stück oder mit einer Mark besteckt. Die Kinder gingen schon in der Frühe zu den
Paten, Verwandten und Nachbarn, um „'s Neujohr aazwünsche", wie das Wünschen
zum Jahresanfang von jeher üblich war. Dafür bekamen sie ein Weckli oder
einen Zehner. Warum sich keiner zuerst gerne von einer alten Frau Glück wünschen
läßt? Ob man heute noch dabei an die alte „Hexe" denkt?

Am 6. Januar (Jenner) oder Dreikönig gehen die Lostage und die festliche
Zeit zu Ende. An diesem Tage ziehen z. T. neu aufgezogen in Staufen, Heiters-
heim und einigen andern Breisgauer Orten die Kinder mit den hl. drei Königen
von Haus zu Haus, singen und bekommen ihre Gaben. Um diese Zeit ist es noch
auf den Dörfern Sitte, daß man sich gegenseitig besucht, wie früher, als man mit
dem Spinnrad zueinander „z'Liecht" ging. Da wird beim Wein erzählt und die
Hausfrau wartet mit einem „z'Nüni" oder „z'Füürobe" auf, bevor man zu später
Stunde nach Hause geht. Auch die Jungen treffen sich gerne einmal in einer großen
Bauernstube und tanzen und singen, denn schnell sind die ruhigeren Tage für den
Bauer vorbei.

Schon am 2. Februar heißt es: Lichtmeß, spinne vergeß, am Tag z'Nacht eß!
Denn wenn bis jetzt die Tage nur um einen Hahnenschritt länger wurden, springen
sie jetzt wie ein Hirsch, sagt man, und da durfte man erst die zweite Hälfte
der Wintervorräte und des Heustocks anbrechen.

Während es in katholischen Orten zu Fasnacht stets lebhaft zuging, war es
in evangelischen ruhig. Nur Umzüge der Dorf jugend an der „Buurefasnecht" waren
üblich, wobei sie gewöhnlich Dorfbewohner ausspielten, die sich etwas Ausgefallenes
„geleistet" hatten. Auch werden heute noch Fasnachtszeitungen — man

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