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Glück in Stall! um sich von dem Verdacht einer bösen Absicht, etwa eine Krankheit
oder Böses in den Stall zu bringen, zu reinigen, und das ist auch noch heute
manchmal üblich.

Vom 6. Dezember an war es für die Kinder abends nicht mehr recht geheuer
auf den Dorfstraßen, denn der „Pelzmarti", Martin im Pelz (11. November),
später der „Pelznickel", Nikolaus im Pelz am 6. Dezember, hatten aufzupassen, ob
die Kinder gut oder böse seien, „weil er es dem Christkind sagen müsse". In jüngster
Zeit besucht der Nikolaus die Kinder und bringt kleine Gaben, Äpfel und
Nüsse, die er in die vor die Türen gestellten Schuhe legt oder in den Kindergarten
bringt. Früher war es der „Dorfzottel", der schwarze zottige Teufel mit großen
Hörnern, funkelnden bösen Augen und der roten Zunge, der in der Dunkelheit bis
Weihnachten durchs Dorf ging, wie der Großvater den Kindern erzählte. Vielleicht
erinnert er an einen großen Wolf, der den Alten während der Lostage lieber war
als ein Handwerker im Haus.

Mit dem Bußtag und Totensonntag im November, dem Reformationsfest und
Allerheiligen kommen wir wieder in die kirchliche Festzeit und mit dem Advent
in die Vorweihnachtszeit. In der Zeit der zwölf heiligen Nächte, vom 25. Dezember
bis 6. Januar, heute noch Lostage genannt, mußte früher jegliche Arbeit ruhen,
und man schrieb das Wetter gewissenhaft auf, denn wie sie waren, würden die
zwölf Monate im kommenden Jahr sein. Aber am heiligen Abend am 24. Dezember
, wenn das Haus und die Stuben festlich geputzt sind, tritt das Christkind
weißgekleidet, begleitet vom bärtigen Pelznickel herein. „Wiehnichtschindli, chumm
ins Huus, leer di goldig Säckli uus, bring di Eseli au no mit, aß es Heu un Haber
frißt", sagen die Mädchen. Aber die Buben hinter und unter dem Ofen rufen:
„Heu und Haber frißt es nit, Zuckerbrötli gän mer em nit!" Und: „Nicki, Nicki,
Näcki, hinterem Ofe stecki, gimer Schnitz un Bire, no chumi wieder vüre!" Der
droht mit der Rute, bis sie beten, dann bekommen alle ihre Geschenke. Heimlich
schauen die Buben vor die Haustüre, ob das Heu und die Tüte mit Zuckerbrot
wohl noch dort liegen und sehen mit leisem Schrecken: es ist weg, der Esel scheints
doch gefressen zu haben! Nach einem Weihnachtslied gehn beide weiter, und mit
Weihnachtsliedern, Zuckerbrot, Schnitzwecken und Wein wird die Geburt des
Herrn gefeiert.

Wie lange man die Gestalt des Christkindes kennt, weiß man nicht genau,
aber man vermutet, daß die Schweden im Dreißigjährigen Krieg ihre kerzengeschmückte
weißgekleidete Luzia (13. Dezember) mit hierher gebracht haben. Das
Christkind kann genau so gut die Begleiterin des jungfräulichen Wintermaiens
gewesen sein wie die Maikönigin des Sommermaiens. Doch vom Nikolaus wei£
man, daß er zu den christlichen Gestalten um Weihnachten und Neujahr und somit
zu denjenigen des winterlichen Brauchtums gehört, wie der Martin. Weihnachtsfest,
Lieder und Christbaum, der erst im 16. Jahrhundert aus dem Elsaß zu uns kam,
gehören heute zusammen. Früher traf man noch ab und zu Stechpalmenbäumchen
an, wie sie die Schweiz in entlegenen Gegenden noch hat. Denn die grünen Zweige
sind mit der Lebensrute zu vergleichen, mit welcher man nahestehende Menschen
„pfefferte" um sie vor Bösem zu schützen und mit „Pfefferkuchen" feierte. Äpfel,
Birnen und Nüsse symbolisieren die Fruchtbarkeit. Noch zu Anfang dieses Jahrhunderts
umwickelten Alte in der Weihnachtsnacht die Bäume mit Roggenstroh
um sie gegen Raubenfraß zu schützen und holten um Mitternacht Wasser aus den
laufenden Brunnen für Mensch und Vieh, das „Heyliwog", denn an die Wunderkraft
der heiligen Nacht wurde geglaubt. Heute noch ist man oft darauf bedacht,
daß in den Tagen zwischen Weihnachten und Dreikönig nicht gewaschen wird und
kein Handwerker ins Haus kommt. Es ist auch gewöhnlich die ruhigste Zeit des
Landvolks nach viel schwerer Arbeit.

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