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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1962-02/0051
des späteren Königs Karl Gustav von Schweden und man rühmt sie ihrer Schönheit
, und sie und ihre Familie hoher Tugenden wegen. Da sie nicht katholisch werden
wollte, schlug sie eine Vermählung mit Kaiser Leopold I. aus, stand dem ev.
Stift für fürstliche Frauen in Herford in Westfalen vor, und kam um 1707 in das
Schloß zu Sulzburg. Hier waren ihr Kirche, Schule und Armenpflege ein großes Anliegen
, und sie stiftete eine Armenapotheke, einen Freihof und Geld. Aus dieser
Geldstiftung wurden zu ihrem Gedenken alljährlich am Weckensonntag alle Kinder
von Sulzburg, von den Neugeborenen bis zu den Konfirmanden mit Wecken beschenkt
. Seit der Inflation der zwanziger Jahre, als diese Geldstiftung verloren
ging, kommt die Stadtgemeinde Sulzburg für die Wecken auf. Bei der Ausübung
dieses nun über 250 Jahre alten Brauches werden die Schüler und Kinderschüler
von der Stadtmusik abgeholt. Der Festzug zieht zum Marktplatz, wo Bänke aufgestellt
sind und wohin auch die allerkleinsten Kinder gebracht werden, alle festlich
in Rosa oder Hellblau, die größeren Mädchen in ihrem neuen „Lätarirock".
Zusammen sind es ungefähr 320 Kinder, die von Bürgermeister und Gemeinderäten
mit den Wecken beschenkt werden. Die kleinen Kinder bekommen je einen,
die Schulkinder je zwei, die Läutebuben der ev. Stadtkirche und die Konfirmanden
gar vier und auch jeder der Musikanten einen Wecken. Während die Wecken
verteilt werden, spielt die Stadtmusik, die Schulkinder und Kinderschüler singen
und das ganze Städtchen nimmt Teil an der Freude der Kinder, die ein „Zügli"
alter Art mit Dampf — eine verkleidete Zugmaschine — auch noch durchs Städtle
fährt. Manches Viertel Kasteiberger wird anschließend zum guten Abschluß unter
Freunden getrunken.

Der Hisgir in Britzingen, Laufen, Dattingen und St.
Ilgen fällt auf Ostermontag. In Britzingen ist er mit Strohbändern
leicht eingebunden und trägt an den Schultern Strohwische statt der Arme, und
um den Körper zwei breite Schellengurte und Larve und Zylinder. Mit ihm geht
die verkleidete E i e r f r a u mit dem Eierkorb und drei Begleiter und sie tragen
sehr lange und dicke Stangen. „Damit sie im zweiten Stock klopfen können", wie
sie erklären, warum diese Stangen so lang und so schwer sein müßten. Einer hat
ein schwarzes Tuch vor das Gesicht gebunden, die andern haben Nasen und Bärt-
chen und alle drei sind verkleidet. Alles sind Schulbuben vom siebten und achten
Schuljahr und sie sagen vor den Häusern: Der Hisgir isch e brave Maa / er möcht
gern Eier in Anke ha! / Huria Vitoria! / Er hört das Hüehnli gaare, / er hört
das Fäßli rumple: / der Hisgir soll ufgumpe!

In Laufen ist der Hisgir bis über den Kopf mit Strohzöpfen, gewöhnlich
ist es langes Roggenstroh, eingebunden, hat an seinem Schwanzende eine Schelle
und zieht eine rasselnde Kette nach sich wie in Kapellen im Sundgau der „Pfingst-
bär". Weil er nicht sehen kann, führen ihn zwei Knaben, die andern haben
„Chriesechrätte" für die Eier, die geheischt und anschließend verteilt werden. Die
Buben nehmen hier den Hisgir nicht mehr so ernst und spotten, er sei ein
„Beieri", einer der mit langen Schritten daherstelzt und doch nicht (mehr) viel
zu sagen hat. Der Spruch heißt: Hiri, hari, heieri, / der Hisgir isch e Beieri! / Der
Hisgir isch e brave Ma, / er möcht gern Eier in Anke ha!

In Dattingen wird der Hisgir ebenfalls mit Strohzöpfen umwickelt, hat
dunkle Larve, Zylinder, Laufstecken, und Schellen an den Strohzöpfen angebunden
. Er geht Arm in Arm mit seiner „Frau", die eine alte „Hörnerkappe" sich
aufgesetzt hat. Hier dürfen nur die älteren Schulbuben mit, zwei tragen den Eierkorb
. Sie sammeln Eier und Geld, die zum Schluß gleichmäßig verteilt werden,
nur der Hisgir bekommt doppelt soviel wie die andern. Sie sagen: Der Hisgir
isch e brave Maa, / er möcht gern Eier in Anke ha! / Juja Hüehnerei! / Er hört
das Hüehnli gaare, /er möcht gern Eier in Anke schaare! / Er hört das Fäßli

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