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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1962-02/0053
geführt. In Mauchen sind es zwei Springer mit rotem Band am Hut und es
wird hier von den Rekruten aufgezogen. Wer zuvor am schnellsten von allen um
die dichtgelegten Eier springt, muß sie je zwei zusammen auflesen. Der zweite muß
ins Dorf springen und in der „Krone" eine Flasche Rotwein holen, welche derjenige
bekommt, der zuerst fertig ist. Die Eier werden zum Teil mit den Mädchen
abends beim Festschmaus verzehrt, von den übrigen, die verkauft werden, wird
das Trinken bezahlt.

Am Himmelfahrtstag, landläufig „Uuffert", finden wir noch die
Uuffertbrut (Himmelfahrtsbraut,Maienbraut,Maienkönigin) in Bürchau, Ried,
Raich und Wies im oberen kleinen Wiesental, in Zunzingen, Laufen,
Vögisheim und Auggen, alle bei Müllheim, „'s Uuffertbrütli" in Bürchau
ist weiß gekleidet mit weißem Schleier, und wie alle „Uuffertbrüt" dargestellt durch
eines der älteren Schulmädchen. Der Schleier läßt hier das Gesicht frei, fällt lang
herab und „Brautjungfern" tragen ihn. Sie trägt in der Hand ein Sträußchen, auf
dem Kopf ein Kränzchen von Frühlingsblumen wie der „Bräutigam" seinen Meien
im Knopfloch. Einen hohen Bogen, umflochten mit Wiesenblumen, tragen zwei
Kinder über dem Paar. Dieser sagt von dem jungen frischen Leben, das er vor
bösen Einflüssen schützen soll. Im Spruch kommt die hohe Bedeutung der Braut
zum Ausdruck, wenn die Kinder von Haus zu Haus gehen, singen, Eier, Speck und
Butter sammeln und in feierlichem Ernst sagen: Chömmet uuse ihr Fraue / das
Brütli go bschaue! / Un bschauet ihr das Brütli nit, / erläbet ihr au Pfingste nit! —
Die Braut zu sehen soll zum eigenen Segen, zur Erfüllung heimlicher Wünsche
und zum Segen für die kommende Erntezeit sein, denn Pfingsten ist das Tor zum
Sommer. Ganz ähnlich ist der Brauch auch in Ried, Raich und Wies.

In Zunzingen treffen wir die „Uuffertbrut" noch einmal mit dem „His-
gir" an, wobei alle Schüler mit dabei sind. Sie ist in Weiß, trägt anstatt Blumen
ein Glöckchen in der Hand und der Schleier verbirgt, wie meistens, ihr Gesicht.
Rechts und links von ihr gehen zwei kleine weißgekleidete Mädchen, während die
größeren Körbe für die Eier und einen großen Weinkrug für Wein tragen, und
sie gehen je zwei und zwei hinter der Braut. Alle sagen: D'Uuffertbrut isch e bravi
Frau, / sie hätt gern Eier in Anke! / Sie hört das Hüehnli singe, / d'Lüt solle ne
Eili bringe! / Sie hört das Dürli gaare, / d'Lüt solle dr Ankehafe uusschaare! / Sie
hört das Fäßli rumple: / D'Uuffertbrut soll ufgumpe! — Dreimal hüpft sie hoch
und läßt das Glöcklein klingen und die Frauen schenken Eier, Speck und Wein.

Der Hisgir, einer der stärksten Buben, ist hier wie in Vögisheim ganz in gedrehtes
Stroh fest eingenäht. Wie der Hisgir in Stroh als Winter erscheint, war
einst auch am 6. März eine ähnliche Gestalt am Fridolinstag am Oberrhein bekannt
, in der nahen Schweiz „Fritschi" genannt. Vielfach wurde er in Umzügen
mitgeführt und öffentlich verbrannt oder versenkt, und so wäre es möglich, daß
das in-Stroh-binden aus diesem Brauch oder von viel früher herkommt. Gesicht
und Hände des Hisgirs hier in Zunzingen sind mit Fett und Ruß geschwärzt, er
hat einen Zylinder auf dem Kopfe und trägt eine lange junge Buche, die am
äußeren Ende noch Zweige und Blätter hat, in der Hand. Im Kampf später versuchen
ihm die Mädchen diese Spitze abzubrechen, und er wehrt sich dagegen mit
Kräften. An seinem Gürtel hat er viele kleine und große Schellen, an einer Kette
wird er geführt. Die größeren Buben ziehen ein kleines Wägelchen nach sich mit
einer Weinstize darauf. Wie hier sammelten sie früher schon auf beiden Seiten
des Rheins, bei uns bis zum Bodensee, wie auch in der Gegend von Winterthur,
Zürich, Appenzell, St. Gallen in der Schweiz, vor allem bei der Hilarifeier Wein
und Most in zwei Fäßlein, die sie auf einem kleinen Wagen mitführten, wie es
heute noch bei ähnlichen Bräuchen wie hier in Zunzingen bekannt ist. Weil dieser
mit dem Hisgirbrauch verbunden gewesen sein muß, kommt fast in jedem Spruch
vor: „Me hört das Fäßli rumple".

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