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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1962-02/0056
in Weisweil noch zu erzählen wissen, sind früher am Abend vor Pfingsten noch
Pfingstfeuer abgebrannt worden, die auf Hirtenfeuer zurückgehen sollen. Es setzten
sich auch verkleidete Burschen, gute Reiter, auf Pferde und zogen damit als
„Pfingstdreckritter" ganz früher zum Gespött durch das Dorf. Noch um 1860
ritten Burschen unter 15 Jahren durch das Dorf. Durch eine Stiftung zum Fortbestand
und zur Geltung des alten Reiterbrauches von dem Geheimen Hofrat Karl
Engler 1864 ist das Pfingstreiten hier in Weisweil bis heute fortbestanden, das
Pfarrer Engler nach dem ersten Weltkrieg wieder neu ins Leben rief. Nun findet
jährlich zu Pfingsten vor dem Dorfe ein Reiterfest mit Turnier statt unter großer
Beteiligung und eine Musikkapelle zu Pferd — es sind nur zwei solche in Baden —
spielt auf.

Im abgelegenen schon genannten Dorfe Häg ist die Fruchternte klein und
die Heuernte spielt eine größere Rolle. Hier ist zum Schluß der Heuernte ein
Fest, denn es ist eine große Arbeit, bis von den steilen Bergmatten das Heu heimgebracht
ist, und es ist oft schwierig, den Heuwagen gut unter Dach zu bringen.
Gewöhnlich muß ein Wagen, wenn er aufgeladen oder abgefahren wird, von
unten her gestützt werden. Dazu werden die „Spieße" gebraucht, ungefähr 3 m
lange Stangen aus Tannenholz mit einem 40 cm langen Querholz aus Hartholz.

Wenn nun das Heu daheim ist, oder auch erst zum Erntedankfest, wird die
„ H e u g e i ß " gefeiert, an dem sich das ganze zur Gemeinde Häg gehörende
Tal mit seinen Zinken und Höfen beteiligt. In den Scheunen werden Leiterwagen
mit Heu gefüllt, mit Tannenreisig und Blumen geschmückt, zum Dankfest im
Herbst auch mit Früchten. Zwei breite Dielen werden auf dem Wagen rechts und
links festgemacht, auf welchen die älteren der Beteiligten Platz nehmen, während
die Kinder darunter im Heu sitzen. Die jüngeren Leute ziehen vor dem Wagen
her mit Rechen, Gabeln, Sensen,Sicheln und Spießen, und eine Zugmaschine anstatt
der Ochsen oder Pferde ist davorgespannt. Acht bis zwölf solcher Wagen kommen
talwärts zusammen, und an der Häger Mühle nimmt sie die Musik vom Zinken
Rohmatt in Empfang. Nun gehen vor dieser die Burschen mit den Spießen, dann
folgen die Jüngeren und die Wagen. Mit Musik und Gesang gehts zum Festplatz,
wo einer die andern alle begrüßt und ein Mädchen ein Gedicht aufsagt, vielleicht:
„Wie nützlich ist der Bauersmann." Ein Tanzboden im Freien und der Schmaus
in einer Wirtschaft gehören mit zu der „Heugeiß". Auch in Wies hat man diesen
Brauch früher geübt.

In H ä g wie in Ehrsberg kennt man auch noch den Hammeltanz,
den man zum Auffrischen der Vereinskassen im Laufe des Sommers bei Vereinsfesten
am Michaelistag oder zum Erntedankfest und zur Freude aller heute noch
gelegentlich aufzieht. Der Tanz um den Hammel dürfte weit zurückgehen, vielleicht
in heidnische Zeiten, als die Menschen noch Tiere zum Opfer brachten, und
um das Feuer tanzten, weil sie glaubten, der Rauch von solchen Opferfeuern würde
die Götter freundlich stimmen. Schafe und Böcke, Kühe und Ochsen wurden bekränzt
, oft zu besonderen Festen ihre Hörner vergoldet, und die Menschen
schmückten sich mit Blumen in ernstem Spiel um den ihnen heiligen Brauch.
Später verzehrte man diese Opfertiere beim Festmahl.

Auf dem Festplatz ist ein großer Tanzboden aufgeschlagen und rings um
diesen stehen in Abstand ungefähr eineinhalb Meter hohe Pfähle, die oben ein
Loch haben. Der Hammel ist in der Mitte der Tanzfläche angebunden, Kränze
aus feinem Tannenreis gehen um seinen Leib, den Rücken und um die Hörner.
Viele rote und weiße Papierrosen stecken in den Kränzen, selbst am Ende des
Schwanzes. In den ersten Pfahl wird ein Fähnlein gesteckt, und sobald genügend
Paare da sind und die Musik spielt, beginnt der Tanz. Der erste Tänzer, der vorbeikommt
, steckt das Fähnchen in den nächsten Pfahl und so geht es weiter.
Unter einem Tuch ist ein Wecker versteckt und gerichtet. Sobald dieser zu läuten

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