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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1963-01/0021
Meine Lebensbeschreibung

Von Karl Friedrich Wendling f
Hauptlehrer in Hägelberg

* 15. 6. 1824
f 18. 5. 1894

Zur Verfügung gestellt von Prof. Wendling, Müllheim

Ich bin geboren den 15. Juni 1824 in Land(;ck bei Emmendingen, wo mein
Vater, Philipp Wendling, als Lehrer angestellt war; mein Vater war der Sohn
armer Eltern aus Rheinbischofsheim, war frühe verwaist, wurde von fremden
Leuten erzogen und lernte von Jugend auf die hirte und rauhe Seite des Lebens
kennen. Meine Mutter war Katharina, eine geb. Autenrieth, die Tochter eines in
jener Zeit berühmten und bekannten Lehrers Autenrieth in Weisweil bei Kenzingen,
welcher sich nicht nur eines reichen Kindersegens, sondern auch des Segens anderer
irdischer Güter zu erfreuen hatte.

Ich bin der älteste von vier Söhnen meiner Eltern; der zweite, Julius, erlernte
den Beruf eines Sesselmachers und Horndrehers, lebt aber zur Zeit als Landwirt
in Weisweil, der dritte, Ludwig, studierte Theologie, starb leider zu frühe für uns
als Pfarrer in Knielingen, der vierte, Philipp, ist seit vielen Jahren Hauptlehrer
in Karlsruhe, als ein reicher Mann1).

Als ich etwa neun Jahre alt war, starb eine Schwester meiner sei. Mutter,
welche an den Ankerwirt Wagner von Kippenheim verheiratet war, und als dieser
auch bald darauf starb und drei Kinder hinterließ, so nahmen meine Eltern
alle drei zur Erziehung nach Landeck. Nun waren wir sieben Kinder beieinander
in einem Schulhäuslein, in welchem eine Wohnstube, eine Kammer und eine Küche,
in welcher der natürliche Boden den Fußboden bildete, den ganzen Wohnraum
ausmachte. Wie es da oft zuging, das kann sich jeder selbst vorstellen. Gleichwohl
habe ich nur angenehme Erinnerungen aus meiner Jugendzeit. Ganz lebhaft kann
ich mir das Mittagessen noch vorstellen. Wenn die Mutter zum Beispiel eine Schüssel
voll Schnitze und Knöpfle auf den Tisch stellte, um welchen die sieben Kinder
sich gelagert hatten, so war da saubere Arbeit gemacht, ehe der Vater kaum
zweimal zulangen konnte, der nun natürlich wieder hungrig vom Tisch ging. Da
sich die Mutter, die hierin wenig Verstand zeigte, nicht weiter um ihn kümmerte,
so griff er eben zum Krüglein, selbst gepflanzter Wein war immer im Keller, und
gewöhnte sich so das Trinken an, das ihm später sehr zum Schaden gereichte.

Um die zahlreiche Familie ernähren zu können, mußte sich mein Vater, dessen
Gehalt höchstens 200 fl betrug, mit Nebenverdienst aufhelfen, und fand solchen
bei dem Steuergärequator (?) Haberer in Hecklingen, dessen Gehilfe er viele Jahre
lang war, so kam es aber auch, daß er sich um die Erziehung seiner Kinder und
um deren Unterricht wenig annehmen konnte.

Von meinem zehnten Lebensjahre an, von 1834 bis 1838 bis zu meiner Con-
firmation besuchte ich die lateinische Schule in Emmendingen, an welcher damals
der jetzt noch sich im Amte befindliche Decan Sehringer in Emmendingen Diaconus
und Vorstand der Schule war. Ich kann aber nicht sagen, daß mir der Besuch

x) Bleistiftergänzung: (aus dem ehel. Beibringen s. Frau!)

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