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Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
Herausgegeben von der Arbeitsgemeinschaft Markgräflerland für Geschichte
und Landeskunde • Verlagsort Schopf heim • Druck: Gg. Uehlin, Schopf heim
26. Jahrgang Hett 2 1964
Die Umwelt späteiszeitlicher Kulturen
des südlichen Ober- und Hochrheins
von Gerhard Geiger, Bad Krozingen
Eine Vorstellung von der Umwelt des späteiszeitlichen, prähistorischen Menschen
und seiner Kulturen läßt sich heute in zufriedenstellendem Maße gewinnen.
Flora und Fauna wie auch die Klimate der Vorzeit sind Gegenstand zahlreicher
Untersuchungen. Pollenanalytische Forschungen ermöglichten, die Waldgeschichte
der Späteiszeit zu rekonstruieren und Einblicke in die damaligen klimatischen
Verhältnisse zu gewinnen. Vielerorts sind jedoch auch dieser naturwissenschaftlichen
Methode Grenzen gesetzt, und das dadurch gewonnene, als Arbeitshypothese
zu wertende Gesamtbild der späteiszeitlichen Erscheinungen bedarf der Erweiterung
durch Heranziehung von Ergebnissen und Erfahrungen anderer wissenschaftlicher
Disziplinen.
In Dänemark hatte man um die Jahrhundertwende die Späteiszeit in 3 Stufen
unterteilt. Man spricht von
a) einer älteren waldlosen oder waldarmen Zeit, die man ältere Tundren- oder
Dryaszeit, nach der Silberwurz „Dryas octopetala", nannte,
b) einer mittleren subarktischen Zeit, nach ihrer ersten Feststellung in der Ziegelei
Alleröd auf Seeland (Dänemark) fortan als Allerödzeit bezeichnet, und
c) einer jüngeren subarktischen Zeit, der jüngeren Tundren- oder Dryaszeit.
Diese Gliederung in zwei durch die Allerödzeit getrennte Tundrenzeiten (vgl.
F. Firbas, 1949, S. 48 f.) wird noch heute beibehalten, hat jedoch wohl nichts zu
tun mit den Gliederungen „Würm I", „Würm II" und „Würm III" der letzten
(Würm-) Eiszeit, deren Untergliederung zur Zeit Gegenstand lebhafter Diskussionen
ist. So ist man heute mehr und mehr dabei, die frühere Anschauung
einer in drei selbständige Vereisungsphasen gegliederten Würm-Eiszeit aufzugeben
und an ihrer Stelle eine einheitliche letzte (Würm-) Eiszeit anzunehmen.1)
Wiederholt wurde versucht, dieser pollenanalytischen Gliederung der Späteiszeit
eine glazialmorphologische Gliederung der Späteiszeit zur Seite zu stellen.
So verglich man etwa die jüngere Tundrenzeit mit einem von manchen Forschern
(O. Ampferer, C. Rathjens, 1953) angenommenen letzten Gletschervorstoß in den
Alpen („Schlußvereisung", „Schiernstadium") und angeblich interstadiale Bildungen
— im Sinne von A. Penck und I. Schaefer (1953) Bildungen einer Zeit mit
großen Gletscherschwankungen, doch ohne Wiederbewaldung und Bodenbildung
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