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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1964-02/0007
vorhanden. Die pollenführenden Tone und Tonmudden, wie auch der Riedtorf aus
Schicht 1 (waldlose Weidenzeit) wurden erst längere Zeit nach der Bildung des
Schluchsees durch die würm- (II) zeitliche Moräne gebildet. Sie werden von
Oberdorfer in die Zeit des alpinen Bühlvorstoßes („Würm III") gestellt.

Für das Gebiet von Hinterzarten ergibt sich nach G. Lang (1952, S. 254 ff.)
für die Zeit vom Rückgang des Eises bis zur Haselausbreitung nach dem Befund
der Pollendiagramme vom Erlenbruck- und Dreherhofmoor folgende Vegetationsentwicklung
:

1. Waldlose Zeit (Älteste Dryaszeit, I a)

2. Birkenzeit (Böllingzeit, I b und Ältere Dryaszeit, I c)

3. Kiefernzeit, älterer Abschnitt (Allerödzeit, II)

4. Kiefernzeit, jüngerer Abschnitt (Jüngere Dryaszeit, III)

5. Kiefern-Birkenzeit

Die waldlose Zeit fällt in die Phase nach dem Rückzug des Eises (vom
Titisee-Stadium). Es treten Zwergweidengesellschaften und Beifußgewächse (Arte-
misia) auf. Die Birkenzeit bringt eine Zunahme der für die Zeit namengebenden
Birke; die Waldgrenze rückt gegen Ende der Birkenzeit nach oben (900 m?). Der
ältere Abschnitt der Kiefernzeit ist gekennzeichnet durch eine erste Bewaldung
mit Kiefern, während im folgenden Abschnitt der Kiefernzeit die Bewaldungsdichte
wieder abnimmt und die Waldgrenze sich nach unten verschiebt (unter
800 m?). Erst mit der Kiefern-Birkenzeit wandern wärmeliebende Gehölze ein,
die Waldgrenze rückt wiederum hinauf, und die Birke breitet sich anstelle gehölzarmer
Gesellschaften aus, um mit der plötzlichen Ausbreitung der Hasel die
wärmezeitliche Entwicklung des Waldes einzuleiten.

Mit großer Wahrscheinlichkeit wird man heute annehmen dürfen, daß die
Oberrheinlande in den ältesten Abschnitten der Späteiszeit (älteste Dryaszeit I a)
eine Steppenvegetation, d. h. „an Gräsern, Stauden und Halbsträuchern reiche
Pflanzengesellschaften" (G. Lang, 1952, S. 277) trugen. Sie bildeten das Biotop
des jungpaläolithischen und epipaläolithischen Steppenjägertums (vgl. K. H.
Dietzel, 1954, S. 244 ff.). Jedenfalls „spricht heute alles dafür, daß während
der ältesten Dryaszeit Gesellschaften vorgeherrscht haben, in denen arktisch
-alpine mit thermisch anspruchslosen Steppenpflanzen vereinigt waren"
(G. Lang, 1952, S. 277). Das damalige Klima war durch geringe Wärme
und Niederschlagsarmut bestimmt. G. Lang (1952, S. 277) vergleicht diese
Pflanzengesellschaften mit denjenigen steppenartiger alpiner Matten Zentralasiens
und der Steppentundren Westgrönlands. Es sind Pflanzengesellschaften,
die an kühlere Sommer gebunden sind, während ausgesprochen xerotherme
Steppenpflanzen fehlen. Für die Annahme eines solchen trockenen Steppenklimas
sprechen schließlich auch Binnendünen (H. Poser, 1944) aus dem westlichen
Bodenseegebiet. Sie liegen innerhalb der inneren Jungendmoränen und entstanden
entgegen früherer Anschauung (W. Schmidle, 1944, Erb, 1936) nicht im
Boreal, sondern wohl schon in der ältesten Dryaszeit (I a) (G. Lang, 1952, S. 277).
Kennzeichnend für diese „arktisch-alpin-kontinentalen" Steppentundren Südwestdeutschlands
während der ältesten Dryaszeit (I a) bei trockenem, kaltem Klima
ist, daß sie „weder mit der heutigen alpinen Vegetation der Alpen, noch mit der
Vegetation der Arktis" voll übereinstimmen (G. Lang, 1952, S. 278). Im Südschwarzwald
folgten in einer Zeit erster Besiedlung der nun eisfreien Areale wohl
Zwergweiden (wahrscheinlich die Gletscherweide (Salix herbacea), seltener die
netzblättrige und langzweigige Gletscherweide (S. reticulata bzw. S. retusa), und
an der Wende der ältesten Dryaszeit zur Böllingzeit (I b) auch Zwergbirken in
größerem Maße. In diesen ersten Pioniergesellschaften treten vor allem Beifuß-

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