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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1964-02/0009
kannte Süddeutschland noch das Ren, den Elch, den Auerochsen und den Bison usw.
Kennzeichnend für diese späteiszeitliche Fauna Mitteleuropas war der heute ausgestorbene
Riesenhirsch (Cervus giganteus Blumenb.), der auch in der Schweiz
nachgewiesen werden konnte (E. Gerber, 1943). H. Garns (1950, S. 167) sieht
in ihm das „Leittier der Allerödfauna". Weithin bekannt wurde die Mischfauna
(Hirsch, Reh, Wildschwein und Eichhörnchen neben Gemse, Steinbock, Murmeltier,
Schneehase usw.) der „Balm" bei Günsberg im Schweizer Jura (Th. Schweizer,
1942, S. 170 ff.). Innerhalb der Kulturschichten dieser Station mit Funden des
zwischen der Alt- und Mittelsteinzeit stehenden Azilio-Tardenoisien, einer „Mischindustrie
" (H.-G. Bandi, 1947), fanden sich in den durch den Bau eines römischen
Kalkofens gestörten Ablagerungen Knochen des Gessnerschen Waldrapp (Geron-
ticus eremita) (Th. Schweizer, 1942, S. 170 ff.; H.-G. Bandi, 1947, S. 154; H.
Garns, 1950, S. 166). Dieser Vogel (Schopf-Ibis) lebt heute nur noch in Nordafrika
und Vorderasien und war erst im 17. Jahrhundert in der Schweiz ausgerottet
worden. 4a) Dieser Waldrapp-Fund war insofern von Bedeutung, da dieser Vogel
„weder zur alpinen noch zur arktischen Fauna gehört, sondern in klimatologischer
Hinsicht eher eine warme Note in das Gesamtbild bringt" (H. G. Stehlin, 1941,
zit. nach Th. Schweizer, 1942, S. 176 f.). H. Garns (1950, S. 166 f.) betrachtet
deshalb diese Mischfauna als allerödzeitlich, wenn dafür auch keinerlei gesicherte
Anhaltspunkte vorliegen und es, wie H. G. Stehlin (1941) bemerkte, „etwas unsicher
bleibt", ob diese Mischfauna mit dem Waldrappen „zum ursprünglichen
Inhalt der Schicht gehört..." Neben „Balm" bei Günsberg enthält auch Birseck
eine „mesolithische" Fauna. Außer der auch für die „Balm" typischen Waldtier-
gesellschaft ist die Fauna von Birseck durch den Nachweis des riamsters und der
Sumpfmaus ausgezeichnet, da einerseits der Hamster seit dem Neolithikum aus der
Schweiz verschwunden ist und andererseits die Sumpfmaus (Microtus ratticeps
K. u. Bl.) (heute im nördlichen Europa und Sibirien) als glaziales Relikt betrachtet
werden muß (E. Kuhn-Schnyder, 1960, S. 19).

Noch in die Späteiszeit fällt das südwestdeutsche Spätmagdalenien. Alle diese
Funde liegen nach Roller (1954, S. 143) keinesfalls vor 13 500 v. Chr., während
ihr Auslaufen mit der Allerödzeit zu parallelisieren ist, doch wurden bisher keine
Magdalenienfunde aus dieser Wärmeschwankung bekannt (Roller, a. a. O. S. 143).
Jedenfalls vollzog sich zu diesem Zeitpunkt der allmähliche Ubergang vom Jung-
paläolithikum (Magdalenien) zum Mesolithikum (Tardenoisien, Azilien) (H. Garns,

1950, S. 167). Bereits während des Magdaleniens hatte sich das Klima, von
Schwankungen unterbrochen, allmählich erwärmt. Mit dem sich zurückziehenden
Eis verschoben sich die Verbreitungsgebiete der glazialen Flora und Fauna nach
Norden, ihnen folgte der an sein Jagdwild (Ren) gebundene Mensch, nachdem er
schon zuvor auf gelegentlichen Streifzügen den Norden und Nordwesten aufgesucht
hatte, wo in Holstein durch A. Rust eine Hamburg-Stufe des Magdaleniens
herausgestellt wurde, eine Tundrakultur, die wohl im östlichen Magdalenien
ihren Ursprung hatte. Sie fällt in den ersten Abschnitt der Späteiszeit, die ältere
Tundrenzeit. In ihrer räumlichen Nachfolge finden wir die jüngere nördliche
Renjägerkultur, bekannt durch den Fundort Stellmoor bei Hamburg (L. Zotz,

1951, S. 252 ff.), dessen Ahrensburger Stufe mit der aus Dänemark bekannten
Lyngbykultur (Nörre Lyngby) verwandt ist (Grahmann, 1952, S. 254). Vielleicht
fällt auch diese „bald noch dem Paläolithikum, bald schon dem Mesolithikum
zugerechnete Stufe von Ahrensburg und von Lynby" teilweise noch in die Allerödzeit
. Ihre größte Verbreitung gehört jedoch in die Tundrenzeit, sie scheint sogar
noch in die Nacheiszeit hineinzugehen (F. Firbas, 1949, S. 48 f.). Im Norden sind
es die Kultur von Magiemose — sie fällt in die nacheiszeitliche, von skandinavischen
Forschern neben Yoldia- und Litorinazeit unterschiedene Ancyluszeit der
Ostsee — und die litorinazeitliche, durch ihre großen Muschelhaufen („Kökken-

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