Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1964-02/0058
kemser Kompetenzwein irgendwie ein Zusammenhang bestand. Aber welcher Art
war der?

Ein Protokoll mit den Zeugenaussagen wurde vom Abt Gerbert, der die
Angelegenheit selbst regeln wollte, an das Oberamt nach Lörrach geschickt. Und
am 19. August 1791 — auf den Tag ein Jahr nach Beginn des Prozesses —
erfolgte das Urteil des Oberamtes: Der Pfarrer von Kleinkems wird mit seiner
Klage unter Verurteilung in die Kosten abgewiesen. Der Abt hatte Recht
bekommen.

Der Kleinkemser Pfarrer jedoch nahm diese Entscheidung nicht an. Er nannte
neue Zeugen. Er wies u. a. darauf hin, daß die Pfarrei Kleinkems wohl den
Fruchtzehnten von Welmlingen zu Recht beziehe. Von Wein von dort könne aber
keine Rede sein. Er sei zu gering, da die Reben dem Frost ausgesetzt seien. Erst
seit 12—15 Jahren habe man in Welmlingen einen Rebberg auf der Sonnenseite
angelegt. Der Pfarrer appellierte jetzt an das Consistorium in Karlsruhe.

Ein Jahr ums andere verging. Im Jahre 1795 suchte das Oberamt, die Prozeßkosten
den Pfarrern von Kleinkems aufzubürden. Aber — alle bedankten sich für
diese Ehre. Anno 1797 drängte der Abt von St. Blasien auf Beilegung des Streites.
Die 10 Saum Welmlinger Weines, die 1790 abgelehnt worden seien, lägen in den
Kellern des Klosters und gingen zu Grunde. Der Weininspektor Keller fügte
hinzu: Der Wein ist so schlecht, daß ihn nicht einmal die Trottknechte trinken. —
Im übrigen mußte Pfarrer Friesenegger — 1794 bis 1798 in Kleinkems —
bestätigen, daß er seit 1794 seinen Besoldungswein nur in Blansinger und Kleinkemser
Gewächs erhalten habe. Etwas scheint die Beschwerde doch genützt zu
haben.

Endlich, am 13. November 1799 — im neunten Jahr seit Beginn des Prozesse:
— erfolgte das Urteil des Consistoriums. Der Abschnitt heißt:

„Hoch-fürstl. markgräfl. bad. zum Kirchengericht verordneter Präsident,
Direktor, Räte und Assessoren mit Urteil zu Recht dahin zu erkennen, daß das
freie Reichsstift St. Blasien als Grundherr zu Kleinen Kerns die am jeweiligen
Pfarrer allda alljährlich gebührenden 16 Saum Competenswein in Welmlinger
Gemarkung wider seinen Willen zu verabreichen nicht befugt, vielmehr den-
selbigen mit Blansinger oder Kleinen Kemser Gewächs und wenn derselbig
unhinreichend sein sollte, mit anderem von gleicher Güte abzufinden, auch alle
verursachten Kosten dem appellantischen Pfarrer zu erstatten schuldig und verbunden
seie."

Wir können uns denken, wie froh und dankbar die Pfarrer der Gemeinde
Kleinkems über dieses Urteil des Consistoriums waren. Aber — der Abt von
St. Blasien hatte einen längeren Arm. Er hatte sofort an das kaiserliche Hofgericht
in Wien appelliert. Am 25. November 1800 erfolgte das Urteil: „Die Appellation
ist abgeschlagen!"

Das war 10 Jahre nach Ausbruch des Prozesses. War das alles nötig gewesen?
Einige Wegstunden von Welmlingen entfernt saß in Basel ein Gelehrter, Wur-
stissen mit Namen. Der wußte wirklich nichts von den Händeln zwischen dem
Abt von St. Blasien und dem Pfarrer von Kleinkems. Der hatte in seiner Basler
Geschichte erzählt, daß Welmlingen bis zum Jahre 1781 nur einen Rebberg besaß,
der 1—2 Saum Zehntwein jährlich ergab. 1781 jedoch legten sie einen größeren
Rebberg an, der 1790 zum ersten Mal Zehntwein erbrachte. Das wußten die
Weininspektoren ganz genau, aber — sie schwiegen darüber. —

Quellen :

Gen.L.Arch.: Kleinkems. Kirchendienst 1555—1665. — Kirchenbaulichkeiten. Kirchendienst
. Kleinkems 1559. — Kirchendienst Rötteln. Kleinkems. — Kleinkems. Pfarrhaus. —
Kirchendienst. Kleinkems. Competenzen 1611—1767. — Kirchendienst. Pfarrdienst 1711—

119


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1964-02/0058