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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1964-02/0065
etwas später, die Gewinnung und Verarbeitung von frei vorkommenden Erz- und
Eisenlagern kennengelernt hatte, suchte er diese wohl zunächst in der Nähe seiner
Siedelungen. Das Vorhandensein von Erzen innerhalb des Bereichs der Siedelung
war geeignet, dem betreffenden Stamm oder Volk eine Vormachtstellung zwischen
den Nachbarn zu geben, die dann den begehrten Werkstoff von dem glücklichen
Besitzer teuer erkaufen bzw. eintauschen mußten. Nicht selten wird es wohl
auch wegen des Besitzes von Erzlagerstätten zu Kampf und Blutvergießen
gekommen sein, und früh zeigte sich der Fluch, der am Gold und allem nutzbaren
Metall klebt und der wie ein roter Faden unser deutsches Heldenepos, das
Nibelungenlied, durchzieht.

Unbekannt ist der Zeitpunkt, an dem die Erzlager über Badenweiler zum
ersten Mal ausgebeutet worden sind. Die warme Quelle und die milde, von
Nordwinden geschützte Lage haben sicherlich schon früh die Aufmerksamkeit des
prähistorischen Menschen auf die Hänge des Weilertales gelenkt, und Funde aus
der Steinzeit scheinen zu beweisen, daß er zu dieser Zeit schon an den tiefer
gelegenen Abdachungen des Hochblauen gehaust hat. Nach der Steinzeit kam die
Bronzezeit, die dem Menschen Süddeutschlands fertige und halbfertige Metallwaren
aus den Ländern brachte, die Zinn und Kupfer, die Bestandteile der
Bronze, bargen. Dann folgt die ältere Eisenzeit oder Hallstattzeit, die von den
Prähistorikern zwischen die Jahre 1000 und 500 vor Christi gesetzt wird. Ein
prachtliebendes, fleißiges und kunstfertiges Volk saß in jener Zeit in Süddeutschland
und hat auch bei uns (in Lörrach, am Hochrhein, im Breisgau) allerlei
Spuren hinterlassen. Sollten diesem Volk, das zur Anfertigung seiner Waffen,
seiner Münzen und Zierrate beträchtliche Mengen von Silber, Eisen und Kupfer
benötigte, die Erzlager im Blauengebiet unbekannt geblieben sein? Wir wissen
es nicht. Wir nehmen an, daß die Ringwälle rund um den Blauen damals
entstanden sind und der Verteidigung der Erzvorkommen gedient haben. — Nach
dem Untergang der Hallstattkultur finden wir die Kelten in unserer Gegend.
Sie waren hier und in der Schweiz die Träger der sog. La-Tene-Kultur. Trotzdem
sie sich nicht besonders lange hier aufgehalten haben, ist es wahrscheinlich, daß
sie bei ihrem großen Metallbedarf die Erze am Schwarzwaldrand und auch die
Eisenlager im Markgräfler Vorland (Kandern, Liel, Auggen) gekannt und genützt
haben.

Zur Zeit des Römischen Kaisers Vespasian (69—79 nach Christus) nahmen
die Römer Besitz von unserer Gegend und blieben hier bis zum Einfall der
Alemannen, also etwa bis 270. Die römischen Kolonisten werden wahrscheinlich
nicht durch blinden Zufall Badenweiler und seine Heilquellen entdeckt haben,
sondern das Vorhandensein der letzteren war der spärlichen Urbevölkerung wohl
bekannt, und die Kunde von den Thermen am Blauenhang wird wohl schon durch
jene wilden Händler und Abenteurer, die schon vor Vespasians Zeit auf eigene
Faust über den Rhein gekommen waren, nach Augusta Rauricorum, der nahen
keltorömischen Stadt, gedrungen sein. Und als dann die neuen Herren das Land
fest in der Hand hatten, begannen sie alsbald durch einen Bäderbau die warme
Quelle ihren Zwecken so dienstbar zu machen, wie sie das „von Zuhause"
gewöhnt waren. Ebenso dürfen wir annehmen, daß die Römer von den Ureinwohnern
des Landes Nachricht über Silber- und Bleierzvorkommen erhalten
haben und daß sie selber weitere Nachforschungen nach diesen Schätzen anstellten.
An anderen Stellen des Landes sind mit Sicherheit Spuren römischen Bergbaues
festgestellt worden, z. B. im Hagenschießwald bei Pforzheim. Deshalb darf man
vermuten, daß auch bei Badenweiler, Sehringen und Oberweiler durch die Römer
Bergbau getrieben worden ist. Es scheint, daß der Karlstollen südöstlich über
Badenweiler früher „Römerstollen" geheißen habe, und Geräte, die in der Ruine
eines römischen Hauses unterhalb der Badruine gefunden worden sind, sollen nicht

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