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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1964-02/0067
auf die Vorbergzone südlich des Klemmbaches, auf Niederweiler und Müllheim.
Draußen in der Ebene heben sich die riesigen Kamine des Bugginger Kaliwerks
gen Himmel, weiter draußen fließt, von grünen Bäumen eingefaßt, der Rhein,
und als Abschluß des herrlichen Landschaftsbildes blauen am Horizont mit fein
geschwungener Kammlinie die Vogesen.

Als Aussichtspunkt, als eine Stätte urältesten Bergbaus und als Fundstätte
seltener Mineralien haben die Blauen Steine bei den Einwohnern Badenweilers
immer eine Rolle gespielt. Doch besondere Bedeutung erhielt die malerische Halde
dadurch, daß auf ihr seit alters her die Fasnachtsfeuer abgebrannt wurden. Wenn
dieser Brauch jetzt neu aufkäme, würde wohl niemand die Blauen Steine zum
Feuerplatz wählen, denn der Hochwald darunter hemmt jede Aussicht auf die
Häuser des Kurortes und verwehrt ebenso den Einwohnern, hinaufzublicken zu
lodernden Feuern und fliegenden Scheiben. Früher war das anders, da war der
Wald gelichtet durch den überaus starken Holzbedarf der Bergwerke und des
Oberweilerer Eisenwerkes, und noch vor 40 Jahren konnte man von der Steinhalde
hinabsehen auf die hochgelegenen Häuser Badenweilers. Aber der Wald wächst
und erobert sich Neuland, und den Samen der Edeltannen, Kiefern und Birken
bereitet die Verwitterung langsam den nötigen Boden zwischen den harten, ver-
kieselten Steinbrocken. Wenn wir auch unsern deutschen Wald innig lieben, so
dürfen wir doch nicht wünschen, daß er siege im Kampf gegen die Blauen Steine
und daß unsere Enkel und Urenkel nichts mehr gewahr würden von den uralten
Silberminen in der Grafschaft Bertholds.

Wenn man von den Blauen Steinen abwärts, nordwärts gegen den Karlstollen
und gegen die Fürstenfreude oder südwärts gegen Haus Baden wandert und den
Waldboden aufmerksam betrachtet, so bemerkt man unter Moos und Tannendickung
überall das harte, vom Bergbau herrührende Geröll. Auch eine Anzahl
alter Wege, Erdfälle als Anzeichen zu Bruche gegangener Stollen, Mündungen von
Stollen und Luftschächten kennzeichnen das Gebiet zwischen dem Vogelbachtal
und Sehringen als alten Bergbaudistrikt. Aber der siegreiche Wald verhüllt immer
mehr die Spuren der Bergleute, als letzter, interessantester Rest unserer Montanindustrie
haben wir die Blauen Steine noch, und die müssen wir unverändert
erhalten. Die Forstverwaltung hat bereits zugesagt, jeden Anpflanzungsversuch
auf der Steinhalde zu unterlassen (vor vielen Jahren sind einmal Föhren angepflanzt
worden), vielleicht tut sie noch ein Übriges und sorgt durch einen Holzhieb
für freieren Blick ins Tal.

Außer der fortschreitenden Bewaldung hat die ehrwürdige Stätte noch einen
Feind: es werden ihre Steine, die ja in handlichen Stücken lose aufeinander-
geschichtet sind, als Schotter- und Auffüllmaterial weggeführt. In den letzten
Jahren zwar scheint diese künstliche Abtragung der Blauen Steine unterblieben
zu sein; hoffentlich unterbleibt sie für alle Zukunft.

Es sind in Badenweiler verhältnismäßig wenig Erinnerungen an den alten
Bergbau wach geblieben, so war es mir u. a. nicht möglich, die Lage einzelner
Gruben (Prophet Jonas, Dreieinigkeit) genau festzustellen. Nur die Grube „Prophet
Jeremias" ist eindeutig festgestellt. Sie liegt im Walde über der Sophienruhe-
Schutzhütte, linker Hand vom Weg zum Hochblauen. Die Grube „St. Jakob" lag
in der Nähe. — Wir erinnern uns, daß Badenweiler von 1399—1415 österreichisch
war. Die Herzogin Katharina, Prinzessin von Burgund, Gemahlin des Herzogs
Leopold, schenkte der Pfarrkirche Badenweiler den Wald über dem Dorf mit der
Bergwerksgerechtigkeit. Wir wissen aber nicht, ob die Geistlichen vor der Reformation
hier Bergbau getrieben haben. Erst im Jahr 1727 hat ein Bergmann,
Christian Bergner (das Geschlecht blüht heute noch), im Pfarrwald eine Erzgrube
„gemuthet", und mit ihm vereinigte sich der Ortspfarrer Jeremias Gmelin. Man
gründete eine richtige Gewerkschaft, bei der Bergner 67, Gmelin 20 und einige

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