Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1964-02/0069
weiter nördlich das Straßenwirtshaus „zum Adler", weit bekannt durch seine gute
Küche und noch mehr durch seinen einmaligen Keller, heute das Gebiet der ausgedehnten
Hummelwerke. Kam man aber von Norden her, so grüßte schon vom
Krozinger Buck das imposante Malteserschloß und die Pfarrkirche im Weinbrennerstil
. Nach dem ersten Weltkrieg wurden die Eisenbahnstraße und die Bundesstraße
3 mit Wohnhäusern für Bergmänner und andere Baulustige bebaut. Nach
dem zweiten Weltkrieg entstanden westlich der Bundesstraße 3 zwei ausgedehnte
Wohnviertel, das „Zollmattengebiet" und das „Bunzhäusle". Der Name des zweiten
Wohnviertels geht auf eine Siedlung, die Bunzhausen hieß und vor dem Dreißigjährigen
Krieg einging, zurück. Ein weiteres völlig neues Wohngebiet ist im
„Hirzengarten" erschlossen worden, dem früheren Hirschgelände der Fürsten. Nach
der Pfarrchronik waren vor dem großen Krieg noch zehn Hirsche im Garten.
Schließlich wäre auch noch der Schacht III des Kaliwerkes Buggingen mit den notwendigen
Gebäuden zu erwähnen. Die Malteserstadt hat heute eine West—Ost-
Ausdehnung von über drei Kilometern.

Die Frage nach dem Alter des Ortes kann zwar nicht durch die Vorlage einer
Gründungsurkunde beantwortet werden, aber man kann mit gutem Gewissen
sagen, daß er zu den ältesten Siedlungen der Umgebung zählt. Viele Funde aus
dem Boden gehen auf 2000 Jahre und mehr zurück. Im Jahre 1824 wurde in der
alten Kiesgrube hinter dem Spital ein Plattengrab entdeckt mit einem großen
Skelett und als Beigabe zwei eiserne Schwerter. Beim Bahnbau im Jahre 1846 kam
ein Bronzeschwert zum Vorschein, dessen Klinge 43 cm lang war und aus der
Hallstattzeit stammte. An der „Höwigasse" wurden bei Baugruben mehrere Plattengräber
und am Wegrand selbst ein Steingrab geborgen. Alle Skelette waren gut
erhalten und wurden vom Prähistorischen Institut der Universität Freiburg ins
sechste und siebte Jahrhundert eingegliedert. Sie lagen sämtlich in Ost—West-
Richtung. Im Gewann „Löhbühl" wurden bei der Rebumlegung mehrere Skelette
freigelegt, darunter auch dasjenige von einer Mutter mit Kind. Auch in der Ziegelei
wurde ein menschliches Skelett in drei Metern Tiefe gefunden, das an der
Luft zerfiel. Fünf Stoßzähne des Mammuts von 1,5 bis 2,10 Meter Länge wurden
beim Abbau der Lößlehmschicht herausgeholt und zerfielen ebenfalls an der Luft
zu Staub.

Die „Höwigasse" oder Hochgasse findet im „Eselsweg" ihre Fortsetzung. Dieser
Weg führt direkt nach Ballrechten hinauf durch ein eingeschnittenes Tälchen,
durch das in Regenzeiten, nach schweren Gewittern und bei Schneeschmelze der
sogenannte „Lumpenbach" rauscht. In diesen Gewannen „Schloßäcker" und „Betten
" fand man früher schon keltische Gräber mit Armringen, Ziegelreste, Terra
sigillata, Gold-, Silber- und Bronzemünzen mit dem Bildnis des römischen Kaisers
Trajanus Dezius (249—251). Studienrat Werth hat dieses Gebiet wieder neu entdeckt
und sich darum große Verdienste erworben. Er schreibt in seiner Schrift „Aus
der heimatlichen Vorzeit" (1956): „Es handelt sich wohl um eine größere Anlage
auf einer Großfeldterrasse über dem Sulzbachtal." Außer den obengenannten
Funden wurden Stücke von Tellern, Schüsseln und Näpfen aus braunem und rötlichem
Ton auf einem Umkreis von 50 Metern Durchmesser gefunden. Außerdem
kam man beim Pflügen auf Mauerreste.

Wann erscheint nun Heitersheim im Lichte der Geschichte? An Vergabungen
für das Kloster Lorsch an der Bergstraße sind im „Codex Laureshamensis", dem
Urkundenbuch des Klosters, sieben Schenkungsurkunden eingetragen. Die älteste
Urkunde hat folgenden Wortlaut: „Ich Starafrid und mein Sohn Egilbert schenken
im Namen Gottes für den hl. Nazarius, dem Märtyrer Christi, der in seinem Körper
ruht im Kloster, das Lauresham heißt, im Rheingau, auf der Gemarkung Hen-
tersheim vier Hufe mit Ländereien, Wiesen, Reben und sechs Leibeigene und was
wir auf der Gemarkung zu haben glauben, was wir durch Handschlag bekräftigt

130


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1964-02/0069