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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1965-02/0012
Die Bedeutung der Orts- und Flurnamen für die

Siedlungsgeschichte

von Dr. Erhard Richter, Grenzach

Diesem Beitrag liegt das Manuskript des vom Verfasser anläßlich der
Frühjahrstagung am 1. Mai 1965 gehaltenen Vortrages zugrunde.

Die Schriftleitung

Von der Siedlungsgeschichte unserer engeren Heimat, wie sie sich in den Ortsund
Flurnamen widerspiegelt, soll heute die Rede sein. Dabei stellt sich gleich die
Frage, wie es denn möglich ist, daß uns diese oft so unverständlichen Namen über
das siedlungsgeschichtliche Werden eines Gebietes Auskunft geben können. Natürlich
zeigt uns schon allein die Lage der heutigen Orte, wo sich die Ansiedler niedergelassen
haben, welche Gebiete sie besonders bevorzugten und welche ihnen
weniger günstig erschienen. Aber mit dieser Feststellung gewinnen wir noch keine
Siedlungsgeschichte, sondern nur eine Übersicht über das heutige Endergebnis einer
jahrhunderte- und zum Teil jahrtausendelangen Entwicklung. Gerade diese Entwicklung
soll aber eine Siedlungsgeschichte aufzuhellen versuchen. Ist dies nicht ein
scheinbar aussichtsloses Unterfangen, wenn man bedenkt, daß nur einige wenige
Großereignisse, wie Eroberungsfeldzüge und Schlachten, von römischen Geschichtsschreibern
aufgezeichnet worden sind? Denn diese vermitteln uns nur die großen
Züge des historischen Ablaufs, also etwa, wann die Römer unser Gebiet besetzten,
dann deren spätere Kämpfe mit den Alemannen und schließlich ihren Rückzug.
Eine exakte Siedlungsgeschichte könnten wir damit nicht schreiben. Wie können
wir dies aber in großen Zügen mit Hilfe der Ortsnamen, da diese doch — von
einzelnen wenigen Ausnahmen abgesehen — allerfrühestens im achten Jahrhundert
in Besitzverzeichnissen einiger Klöster auftauchen und in der Mehrzahl erst
Jahrhunderte später schriftlich festgehalten wurden? Diese spätüberlieferten Namen
sollen uns Auskunft geben über Besiedlungszustände, die oft mehr als zweitausend
Jahre zurückliegen. Dennoch ist dies möglich, weil es der Namenkunde gelungen
ist, gewisse Namentypen den einzelnen Volksstämmen zuzuweisen. So können
wir heute an Hand bestimmter Ortsnamen etwa das Verbreitungsgebiet der
Kelten zwischen 500 v. Chr. und dem Beginn unserer Zeitrechnung ziemlich genau
festlegen. Ebenso ist dies für die römische Besetzung möglich, wenn auch nicht so
wichtig, da wir auch so über die Ausdehnung ihres Weltreiches genau Bescheid
wissen. Mit dem Einbruch der Alemannen im dritten nachchristlichen Jahrhundert
in unser Gebiet kommen dann wieder ganz andere Namentypen zur Verwendung.
Über die Zuweisung bestimmter Ortsnamen an einzelne Volksstämme hinaus ist
es uns heute nicht nur möglich zu sagen, welche Ortsnamen etwa den Alemannen
angehören, die nun seit dem dritten, vierten und fünften Jahrhundert den
Südwestraum Deutschlands, das Elsaß und große Teile der Schweiz besiedelten,
sondern wir können auch auf Grund der Namengebung ziemlich genau feststellen,
welche Orte der frühen Landnahmezeit angehören oder in die folgende Zeit des
Ausbaues, der Rodungen und der Christianisierung fallen, welche Orte aus
herrschaftlichen Anlagen hervorgegangen sind oder auf einfacheren Gründungen
beruhen. Dabei gewinnen wir bei einer richtigen Deutung zumeist auch noch den
Namen des alemannischen Dorfgründers. Ich möchte hier gleich darauf hinweisen,

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