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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1968-02/0054
an dieser wichtigen Arbeit vorüber und ist froh darüber mit diesem — nach seiner
Meinung — „rückständigen Kram" nichts zu tun zu haben.

Diese Verständnislosigkeit ist nicht nur bedauerlich, sondern auch eine Gefahr
für die Heimatforschung an und für sich. Wir sollten uns daher ernstlich überlegen
, wie wir die Heimatgeschichte dem modernen Menschen interessant und
schmackhaft machen und wie wir vor allen Dingen die Jugend an sie heranführen
können. Es wäre gewiß für die „Arbeitsgemeinschaft Markgräflerland"
eine dankbare Aufgabe, eine stärkere Öffentlichkeitsarbeit zu treiben. So wie
dies beispielsweise Herr Oberlehrer Möhring in Lörrach mit seinen laufenden
Publikationen über das Lörracher Museum zu tun pflegt.

Wir dürfen einfach kein Hinterzimmerdasein nach dem Motto „L'art pour
l'art" führen. Sondern wir müssen uns als öffentliche Künder erforschter Vergangenheit
und ihrer Wahrheiten an die Gegenwart wenden! Denn Vergangenheit
ist zugleich auch Gegenwart und Zukunft.

Kann doch nichts sein, was nicht seine Wurzeln im Vergangenen hat, —
und kann doch nichts werden, was nicht in der täglich zur Vergangenheit
werdenden Gegenwart für die Zukunft vorbereitet wird! Die geschichtlichen Gezeiten
sind ein fortwährendes Gebären, Sein und wieder Neuwerden. Niemand
wird und T^ann die Gegenwart und ihre Aufgabe begreifen, der nicht die Vergangenheit
aufgespürt, sie erfühlt und nach seinem Vermögen begriffen hat. Vielleicht
wäre unserem Volke, ja ganz Europa manches in den Jahrzehnten dieses
bereits erlebten Jahrhunderts erspart geblieben, wenn wir alle — und vor allen
Dingen die Verantwortlichen — nach diesen Grundsätzen gehandelt hätten.

Die absolute Bedingtheit von Vergangenheit—Gegenwart und Zukunft ist es,
die wir begreifen müssen, um nach bestem Wissen und Gewissen rechtens handeln
zu können.

Und noch eines: Gerade die Heimatgeschichte ist es, die uns innerhalb eines
überschaubaren Raumes den Weg dazu weist. Ganz abgesehen davon, daß Heimatgeschichte
und Weltgeschichte sich ihrerseits gegenseitig bedingen. Sie sind miteinander
verwoben.

Wer sollte dies eigentlich besser verstehen können als wir Heutigen? Täglich
werden wir durch die modernen Publikationsmittel — die Zeitung, den Hör- und
Sehfunk — unmittelbar mit den Geschehnissen in aller Welt konfrontiert. Wir
wissen schon lange, daß die Tagesschau mit ihren Berichten auf dem Bildschirm
keine Gruselmärchen verbreitet, die wir als passive Zuschauer uns im beschaulichen
Winkel Revue passieren lassen — sondern daß es sich dabei um Ereignisse handelt,
die uns alle angehen: Der Krieg in Vietnam, Währungskrisen in England oder
den USA, ein politischer Umbruch in irgendeinem Land usw. — Das sind Ereignisse
, die in unser Leben, ja in unser ureigenes, privates eingreifen und sich auswirken
. Es sind die Gezeiten der Geschichte, die heute — deutlicher als früher —
als gemeinsames Anliegen der gesamten Menschheit erkennbar werden.

Und gerade angesichts der Tatsache, daß Heimatgeschichte darüber hinaus
zugleich auch Volksgeschichte ist, darf das Erreichte uns nicht satt und träge
machen, sondern soll und muß uns wach halten zur Verantwortung und Bereitschaft
für unser ganzes Volk.

So wie einst Martin Luther in einem, fast wie ein Aufschrei klingenden

Gebet aussprach: . .

„Ich kanns ja nicht lassen —

Ich muß mich sorgen

für das arm, elend, verlassen, veracht,

verraten und verkauft deutschland —

dem ich ja kein arges —

sondern alles gute gönne,

als ich schuldig bin — meinem Vaterland".

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