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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1969-01/0009
Neuenburg am Rhein

von Konstantin Schäfer, Neuenburg

Unter einer alten freien Reichsstadt, die in wenigen Jahren ihr 800jähriges
Jubiläum begeht, stellt man sich eine Stadt vor, über deren spitzen Dachgiebeln
sich die Türme ehrwürdiger Kirchen erheben, in figurengeschmückte Brunnen aus
kunstvoll geschmiedeten Röhren das Wasser plätschert, in engen Gassen sich die
vorspringenden Stockwerke einander entgegenstrecken, eine Stadt, in deren Straßen
man sich nicht wundern würde, Menschen in Tracht und Gehaben früherer
Jahrhunderte zu begegnen.

Nach einem Stich von M. Merian, aus Topographia Alsatiae 1643

Nichts von alledem hat die ehemals freie Reichsstadt Neuenburg aufzuweisen.
Ihr Münster, von dem die Namen seiner fünfzehn Seitenaltäre überliefert sind,
ist versunken im Rhein mit der halben Stadt. Es gibt kein Bild, das uns eine Vorstellung
von seinem Bau vermitteln könnte. Nur ein Merianstich aus der Typo-
graphia Alsatiae vom Jahre 1643 zeigt uns einen stehengebliebenen Teil des östlichen
Chores mit spitzbogigen gotischen Fenstern. Was der Strom mit seinen
reißenden Fluten von der Stadt verschonte, wurde immer wieder in allen Kriegen,
die seit dem Ende des 12. Jahrhunderts über die Grenzen hereinbrandeten, in
Schutt und Asche gelegt, zuletzt im vergangenen Weltkrieg.

So bietet heute der leidgeprüfte Ort das Bild eines modernen Landstädtchens,
dem die nahe Grenze, über die der Verkehr nach dem Elsaß, dem südlichen Frankreich
und nach Spanien rollt, einen besonderen Reiz verleiht. Das Band der Autobahn
durchzieht den näheren Bereich und schließt die Stadt in den Strom des
europäischen Verkehrs mit ein, so daß kein Gefühl der Isolierung oder des Abseitsstehens
aufkommen kann. Doch würde niemand, der heute durch die Stadt
geht, glauben, daß auf diesen Straßen Könige und Kaiser schritten, auf Münztagen
und Landtagen die Mächtigen des Landes hier zusammentrafen.

Spuren der 800jährigen Vergangenheit sind nur noch wenige zu finden. In der
Sakristei der katholischen Kirche, die auf den Fundamenten der ehemaligen Fran-

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