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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
31.1969, Heft 2/3.1969
Seite: 72
(PDF, 16 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1969-02-03/0010
In einem Brief an den Schreiber dieser Zeilen wirft Gertrud Fußenegger die
Frage auf, wie es um die Verleihung des Hebel-Preises an sie stehe. Dieser könne
satzungsgemäß nur an Badener, Württemberger, Schweizer, Elsässer und Vorarlberger
verliehen werden: „Aber ich bin in Böhmen geboren und habe dann
viele Jahre in Tirol, in München und schließlich in Oberösterreich gelebt, also im
bajuwarischen Sprachraum. Meine Name Fußenegger und die Herkunft meines
Vaters aus einer alten vorarlbergischen Familie sind mein Ausweis. Über der
Rappenlochschlucht bei Dornbirn liegt der kleine Weiler Fußenegg. Von dort
stammen wir alle her. Sind nur drei oder vier Bauernhäuser auch heute noch. Den
Namen konnte mir sehr lange Zeit niemand erklären. Doch eines Tages lieferte
mir in Bad Hersfeld ein alter Herr ein plausible Deutung: „fussen" ist das
lateinische „fauces" = Abgrund. Das Eck über dem Abgrund. Besser kann der
Ort gar nicht beschrieben werden: Eine kleine, grüne Menschenheimat am Rande
der unwirtlichen, gefährlichen Felsschlucht. Von dort ist eine weitverzweigte Familie
ausgegangen. In Vorarlberg habe ich noch immer viele Verwandte ..."

Und wie der Skribent weiß, hat vor wenigen Jahren Gertrud Fußenegger in
Bregenz zu Jungbürgerinnen und Jungbürgern gesprochen, ihnen in einer gedankenvollen
, lebensnahen Ansprache Hoffnung vermittelt zum Weg ins noch
dunkle Dasein.

Otto Ernst Sutter

Ida Preusch-Müller

Die Stube ihres Heimes im Müllheimer „Oberen Brühl" hat die Morgensonne. Diese
kommt vom „Himmelreich" her, wie eine alte, mächtige Eichengruppe heißt, die auf lichten
Matten vor dem dunkelgrünen Eichwald steht. Ida Preusch kann von ihrem Fenster
aus hinüberwinken, so nahe ist diese von ihr geliebte Welt, über der mit seiner ruhigen
Kammlinie der Blauen steht, von dem sie selber sagt: „Wie ne Wächter, ernscht un
mächtig, stoht der Blaue übrem Land."

Das Markgräflerland zwischen Blauen und Rhein ist der nie versiegende Quell, aus
dem Ida Preusch-Müller in ihren Erzählungen und ihren Gedichten schöpft. Zwei örtliche
Schwerpunkte gibt es für sie in diesem Land: Kandern, wo sie geboren wurde und aufwuchs
, und Müllheim, die Heimat ihrer Eltern und seit vielen Jahren ebenfalls ihre
Heimat. „Alles Haimet isch dy Lied" heißt ihr Band alemannischer Gedichte: die gesammelten
Erzählungen aus dem Markgräflerland tragen den Titel „Das Geheimnis der
Tante Perkula". Beide Bände sind im Rombach Verlag Freiburg erschienen. Es ist eine
reiche Ernte, die Ida Preusch einbringen durfte. Das Echo auf ihre Gedichte und Erzählungen
hat ihr selbst die Kraft gegeben, im Alleinsein nicht einsam zu werden.

Das ist sie nun wirklich nicht. Denn viele kehren bei ihr ein zu einem „freudig
Stündli", und oft ist sie unterwegs, um mit ihren Gedichtvorträgen und Lesungen anderen
Freude zu bereiten oder Trost zu geben. Die Gedichte sind Erlebnisse aus der Heimat mit
ihren Menschen. Manche, wie etwa „'s alt Bett", „D' Huusschniidere", „D' Gmeindeschwe-
ster" oder „Der aint schwätzt so, der ander so" gehören zum kostbaren Besitz alemannischer
Dichtung. In den intimen und tiefsten Bereich führt das Kapitel „Frau un Muetter".
Ihre Erzählungen tragen dazu bei, daß eine Welt, die im Aussterben begriffen ist, nicht
vergessen wird; ein feiner Humor durchzieht die Zeilen, die ihre Kindheit, Menschen, die
nicht alltäglich waren, Tiere und köstliche Begebenheiten in bildhafter Sprache schildern.
Ida Preusch ist mit diesem Heimatbuch von volkskundlichem Wert eine Bewahrerin, so
wie sie auch seit Jahren sich darum bemüht, alte alemannische Worte und Ausdrücke zu
sammeln. Das sind Schätze, die noch in Schubladen verborgen liegen. Auch ihre Märchen
sind noch nicht im Druck erschienen; doch diese schlafen nicht. Sie sind schon fester Besitz
der Kinder, zu denen die „Märchentante" in eine Schule de Landes oder in ein Kinderdorf
kommt. Da lauschendie kleinen Zuhörer gespannt darauf, wie die Märchen von der
„Gurgelsuse" oder dem „Goldenen Schlüsselchen" ausgehen. Zu hohen Bergen türmen sich

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