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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
31.1969, Heft 2/3.1969
Seite: 74
(PDF, 16 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1969-02-03/0012
Leben. Doch Lina Kromer geht es um mehr als nur um die Schönheit des Tales, das
Rauschen des Wassers oder um das Ziehen der Wolken. Dies alles sind für sie nur Bilder
für eine höhere Wirklichkeit. Wer achtet schon darauf, wie der Blauebach zwischen Matten
und Erlen „verstohlen ruscht" oder wer vernimmt den Anruf, bei dem es kein Ausweichen
gibt, wie es in dem Gedicht „An Bruder Namenlos" heißt:

Wandrer simmer in der Nacht,
herberg- und heimetlos

Doch frogt menis, worum mer göhn,
was andri schüche dien,
alli Freud dohinte lön,
so sage mer: mir mien."

Weit schwingt ihre Seele über den heimatlichen Bereich hinaus. Überall auf der Erde
gibt es den Bruder Namenlos, der gesucht sein will und von dem sie sagt: „Wohl sieh di
nit, wohl hör di nit, / un 's Wasser isch viel z5 breit, / doch gspürt mi Herz bi jedem
Schritt / di treu un dapfer Gleit." Der Mensch kann zum anderen Du sagen, auch zu Gott.
„Mir henn ei Ziel, der Quelle a / wonis kei Strom meh trennt." Lina Kromer „schreibt
nur was sie muß, dem Erbe unserer Dichtung verpflichtet", sagte der allzufrüh verstorbene
Dichter Eberhard Meckel — ebenfalls Hebelpreisträger wie Lina Kromer — in
seiner Betrachtung zum „Gsicht am Strom", jener großartigen alemannischen Dichtung, in
der die sucherische Seele auf dem „Weg so gech wie schwer" und „us dausig Ängste
zemmeballt" sich emporringt zum wahren Licht.

Das ist Lina Kromer, die von ihrem „Feldweg" nicht abweicht, auf dem es ganz
einsam, steinig und kalt wird, auf dem man warten können muß, um zum Wesentlichen
zu gelangen. Da ist die Wärme des Golfstromes weit; „es friert eim mengmol" oder „do
isch ebbis uf mi zue chu, wo mi schier umgworfe het", so sagt sie vom Dichten. Aber da
geschieht es, daß es mitten auf dem Feldweg zu blühen beginnt und an seinem Bord die
Frucht reift, „as wie ne Muur stoht mannshoch Halm bi Halm".

Aus der Spannung zwischen dem Alltag, dem sie sich mit all ihren Kräften in der
bäuerlichen Familie ihrer Schwester verpflichtet weiß, und ihrem Sendungsbewußtsein, zu
dem der Ruf von „drüben" kommt, erwachsen ihr die Verse, von welchen „Die Markgrafschaft
" einmal schreibt: „. . . jeder von ihnen wäre einen Sonntagmorgen wert, an
dem man ihn bedächtig studiert und vor sich hin sagt."

Lina Kromer konnte am 3. September dieses Jahres ihren 80. Geburtstag feiern. In
dem Gedicht, das ihr Hermann Burte zu ihrem 70. Geburtstag widmete, hieß die letzte
Strophe:

„Es singt kai Andri meh wie du im Land,
Du hesch die edli Chunscht im höchste Stand!
Wenn Johr um Johr so an dir dure zieht,
Unsterblich jung blibt allewyl dy Lied!"

Fritz Fischer

Am Fuße des Belchen geboren

Hedwig Salm zum 80sten

Wenn das „Maidli us em chleine Wiesetal" am 14. September seinen achtzigsten
Geburtstag begeht, wird es auf ein reiches Dichterleben zurückblicken. Wie ein Blick vom
Belchen herab wird es sein, ein Blick auf sonnige Matten und auf die Schatten dunkler
Wolken, auf stille Wälder und steile Felsen. Ein Blick auf Freude und Leid, Kummer
und Glück, Sehnsucht und Heimweh und Erfüllungen.

Heimat! Das ist der Grundklang ihres Wesens und ihres Werkes als Dichterin. Aber
sie ist keine Heimatdichterin im landüblichen Sinn, sie ist eine Dichtern aus der Heimat.
Ihre Weisungen gehen ins Unendliche, Unwägbare. Wie sagt sie selbst in ihrem Gedichtband
: Rosen im Heimatgarten? „Viel vom Änedrane luegt ins Lebe-n iine". Das Drüben-
seitige, Unfaßliche ist für sie ebenso Heimat wie der Brunnen am Weg oder der Nachtigallenschlag
.

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