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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
31.1969, Heft 2/3.1969
Seite: 90
(PDF, 16 MB)
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Die Rationalisierung der Bewirtschaftung beruht hauptsächlich auf der Verminderung
des Bedarfs an menschlichem Arbeitsaufwand. Im neuen Weinbau werden
außerdem höhere Erträge erzielt als in der Vorkriegszeit. Diese betrugen damals
durchschnittlich 40 1 je Ar, während in den neuen Reben rd. 70—80 1 je Ar
erreicht werden. Eine Minderung der Qualität ist dabei nicht festzustellen; wozu
allerdings eine strikte Leseordnung, mit Festlegung der Lese beim günstigsten
Reifezustand das ihrige beigetragen hat.

Mit den höheren Erträgen mußte bald das Fassungsvermögen der Kellereien
in Verbindung mit den Einrichtungen der Zentralkellerei badischer Winzergenossenschaften
in Breisach erweitert werden. Der Wein vom Gutedel als Hauptsorte
ist als „Markgräfler" im deutschen Weinsortiment bekannt und dürfte kaum
durch den Wein einer anderen Sorte ersetzt werden können.

Zum Wesen des Markgräflerlandes gehören die Reben und ihr Wein. So ist es
schon lange Zeit gewesen. Mit all den Mühen und Sorgen unserer Generation um
den Weinbau sollte dafür gesorgt sein, daß uns dieser auch in der Zukunft erhalten
bleibt.

Von den Rebsorten im Markgräflerland

TEIL I.

von Dr. Gerhard Endriss

Das Markgräflerland ist durch seinen Gutedelanbau bekannt. Zu Beginn des
18. Jahrhunderts kam er hier nach Karl Müller (S. 90) immer mehr auf. Zur
Hauptsorte wurde er, als der Markgraf Karl Friedrich, der auf der Ritterakademie
in Lausanne studiert hatte, um 1780 Rebholz von Vevey am Genfer See kommen
ließ. Offenbar hatte er während seiner Studienzeit an diesem Wein Gefallen
gefunden. Noch heute nennen alte Winzer in der Markgrafschaft eine bestimmte
Sorte, den Krachgutedel oder Krachmost „Viviser"; Vivis ist der deutsche Name
für Vevey. Dort ist jetzt aber keine Erinnerung mehr an diese Zeit vorhanden.
Die Beziehungen gehen größtenteils zum französischen Weinmittelpunkt, nach
Montpellier. Doch gibt es einige Verbindungen zu Baden und zur Forschungsanstalt
für Wein-, Obst- und Gartenbau in Geisenheim/Rheingau.

Nach den Forschungen von A. F.Wilhelm (S. 73) wird der Gutedel von H.Bock
in der Mitte des 16. Jahrhunderts noch nicht genannt. In der württembergischen
Herbstordnung von 1607 ist er als edlere Traubensorte neben Muskateller, Tra-
miner und Velteliner erwähnt.

Um diese Zeit entstand im württembergischen Mömpelgard, heute Montbeliard,
südlich von Beifort, ein botanischer Garten durch den Arzt und Prinzenerzieher
Jean Bauhin (Johannes Bauhinus, 1541 —1613). Er war zuvor an der Universität
in Basel tätig gewesen, und die dortige botanische Gesellschaft gibt unter dem
Bauhinia eine Zeitschrift heraus. In diesem Garten in Mömpelgard waren sämtliche
damals bekannten Rebsorten vertreten, darunter auch unser Gutedel. Bauhin
erwähnte ihn in seiner Arbeit: Historia plantarum universalis. Die wichtigsten Abschnitte
einer Ausgabe von 1651 wurden von Roy-Chevrier aus dem Lateinischen
ins Französische übersetzt und veröffentlicht (S. 207). Der Gutedel wird beschrieben
als Vitis folio appii = Raisin a feuilles de persil. In Burgund nenne man
ihn Raisin fllant oder Fendant, in Württemberg Gut-edel-Reben. - Damit ist die
öfters gehörte Meinung, der Markgraf Karl Friedrich habe auch den Namen Gutedel
aufgebracht, hinfällig. - Bauhin fand ein Exemplar dieser Rebsorte im Garten
eines Mediziners in Besancon, der ihn aus Ungarn bezogen haben soll. Der Gutedel
weist eine große Zahl von Varianten auf. Die im Garten angebaute Sorte
dürfte wohl dem weißen geschlitztblättrigen Gutedel (Petersilientraube) nach

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