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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
31.1969, Heft 2/3.1969
Seite: 122
(PDF, 16 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1969-02-03/0060
Die Namenreihe der beiden Orte, wie vieler anderer, beweisen, daß es ursprünglich
-hofen-Siedelungen waren, denen ein Personennamen zugrunde lag.
Bei der Bestimmung dieses Namens muß von der ältesten Erwähnung ausgegangen
werden, in unserem Falle also von „Hartlicken" 1494. Der Name bedeutet etwa
„Hof der Sippe des Hartold" (2).

Die Gründung der -hofen-Orte erfolgte in der Zeit des Überganges der Alemannen
vom Heidentum zum Christentum. Manche dieser Siedelungen haben
noch kleine Gräberfelder mit und ohne Beigaben. Sie sind bei weitem in der
Minderzahl. Die Beigaben sind ein Hinweis, daß heidnische Anschauungen noch
lebendig waren. Orte ohne Beigaben sind etwas später anzusetzen. Sie sind ein
Zeichen, daß das Christentum sich endgültig durchgesetzt hatte. Hardlinghofen
muß um das Jahr 700 gegründet worden sein, etwas vorher oder nachher. Über
die Zeit der Auflassung der Siedelung sind keine genauen Angaben möglich. Es ist
denkbar, daß sie erscheinen werden, wenn einmal die Urkunden von Otlingen
durchgearbeitet werden. Die Auflassung muß so erfolgt sein, daß ein Teil der Bewohner
nach Tumringen zog, der andere nach Otlingen. Die Gemarkungsfläche
wurde auf beide Gemeinden verteilt. So kam es, daß die alte Siedelung, die
ursprünglich in der Mitte des Gemeindebannes lag, nunmehr an der Gemarkungsgrenze
liegt.

Abschließend wird sich noch folgende Frage aufdrängen: An welcher Stelle
des Geländes lag die abgegangene Siedelung? — Halten wir uns dabei zunächst
an die Oberflächenformen der Landschaft! Der Tüllinger Berg, der von Norden
nach Süden zieht, bildet im Bereich des Adliger eine deutliche Bucht, die sich nach
Osten öffnet. In dieser Bucht entspringt eine Quelle, die auf dem Meßtischblatt
als „Lochbrunnen" eingetragen ist. Sicher hat dieser Wasseraustritt zu der Ge-
ländeformung beigetragen. Beachtlich ist, daß diese Quelle auf derselben Höhenlinie
liegt wie der Dorfbrunnen von Tüllingen. Beide entspringen derselben
geologischen Schicht, die als Wasserstauer wirkte.

Der Lochbrunnen ergießt sich in den Stammbachgraben, der in seinem Unterlauf
vor der Mündung in den Wiesenfluß cancanartig vertieft ist (Namen!). Der
Lochbrunnen war der Dorfbrunnen der abgegangenen Siedelung im Adliger.
Dieser Schluß ergibt sich aus den Geländeformen. Er deckt sich aufs beste mit den
Erwähnungen in den Urkunden. Vom Jahre 1700 an beziehen sich diese immer
auf Brunnen und Ortsnamen gemeinsam. Die prosaische Bezeichnung als „Lochbrunnen
" ist erst im 18. Jahrhundert entstanden, als man mit der alten Siede-
lungsbezeichnung nichts mehr anzufangen wußte.

Letztmals war der alte Name erwähnt in der Urkunde von 1700, bezeichnenderweise
in Verbindung mit Otlingen („Beim ötlicker- sonst Atiickerbrunnen
genannt"). Das Bewußtsein war noch lebendig, daß der Brunnen beiden Dörfern,
in denen Hardlicken aufgegangen ist, gemeinsam gehört. Dieser rechtliche Zustand
besteht heute noch. Der Lochbrunnen dient der Wasserversorgung von Tumringen
und Otlingen, beiden als Rechtsnachfolger von Hardlicken. Daß sich solche rechtlichen
Beziehungen aus dem frühen Mittelalter bis heute, also weit über 1000 Jahre
erhalten haben, ist wohl einmalig.

Das gemeinsame Wasserrecht am Lochbrunnen ist in den letzten Monaten des
Jahres 1968 wieder ins Gespräch gekommen. Die Stadt Lörrach will den
„Adlicker" erschließen, der Bebauungsplan wird z. Zt. bearbeitet. Es wird nicht
schwer halten, für die neue Siedelung einen würdigen Namen zu finden, welcher
der geschichtlichen Bedeutung der Flur entspricht. Der Name „Adlicker" oder „Im
Adlicker" soll zu neuem Leben erweckt werden, er soll einen Bogen schlagen vom
frühen Mittelalter in die neue Zeit.

2. Der Flurname „Adliger" im Kandertal

Ein zweites Mal finden wir eine Flur „Adliger" an den Gemarkungsgrenzen
Rümmingen/Schallbach/Wittlingen. Der Flurname war bis jetzt der einzige Hin-

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